So Gut Wie Tot. Блейк Пирс
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу So Gut Wie Tot - Блейк Пирс страница 6
Cassie nickte ermutigend. „Jacqui ist älter.“
„Ihre Freundin nannte sie Jax. Wir haben geplaudert, während ich sie bedient habe und sie hat mir erzählt, in einer kleinen Stadt zu wohnen. Ich glaube, ein oder zwei Stunden von hier entfernt. Natürlich kann ich mich aber nicht mehr an den Namen der Stadt erinnern.“
Cassie blieb der Atem stehen, als sie daran dachte, dass ihre Schwester tatsächlich hier gewesen war, einen Freund besucht und ihr Leben gelebt hatte. Sie schien weder pleite noch verzweifelt zu sein, war nicht drogensüchtig und wurde nicht missbraucht – Cassie hatte viele Worst-Case-Szenarien entworfen, als sie an Jacqui gedacht und sich gewundert hatte, nie von ihr gehört zu haben.
Vielleicht war ihr Familie einfach nicht so wichtig gewesen und sie hatte nicht das Bedürfnis verspürt, sich zu melden. Ja, sie hatten eine enge Beziehung geführt, aber es war die Not gewesen, die sie zusammengebracht hatte, während sie die Wutanfälle des Vaters und das unstabile Familienleben überlebten. Vielleicht hatte Jacqui diese Erinnerungen hinter sich lassen wollen.
„Ich wusste nicht, dass du dich so gut an Gesichter erinnern kannst, Tim“, neckte ihn Gretchen. „Oder funktioniert das nur bei hübschen Mädchen?“
Tim grinste und wirkte beschämt. „Hey, sie war umwerfend. Ich wollte mich sogar mit ihr verabreden, habe dann aber herausgefunden, dass sie nicht in Mailand lebt und mir gedacht, dass sie vermutlich sowieso nicht an mir interessiert ist.“
Die anderen Mädchen protestierten lauthals und im Chor.
„Dummerchen! Du hättest sie fragen sollen“, meinte das Mädchen neben Cassie beharrlich.
„Sie hätte vermutlich nein gesagt. Aber Cassie, wenn du mir deine Handynummer gibst, kann ich mich bei dir melden, wenn mir der Name der Stadt wieder einfällt.“
„Danke“, sagte Cassie.
Sie gab Tim ihre Nummer und leerte ihr Bier. Die anderen schienen bereit für die nächste Runde zu sein und würden vermutlich bis nach Mitternacht weiterplaudern, aber sie war erschöpft.
Sie stand auf, wünschte allen eine gute Nacht, nahm dann eine heiße Dusche und kletterte ins Bett.
Erst als sie die Bettdecke über sich zog, fiel ihr mit Schrecken ein, dass sich ihre Medikamente noch in ihrem Koffer befanden.
Schon mehrmals hatte sie die Konsequenzen einer vergessenen Dosis ausbaden müssen. Es fiel ihr schwer, zu schlafen, wenn sie nicht regelmäßig ihre Tabletten nahm und sie wurde immer wieder von lebhaften Albträumen geplagt. Manchmal schlafwandelte sie sogar und Cassie fürchtete sich davor, dass in dem Schlafsaal zu tun.
Sie konnte nur hoffen, dass ihre eigene Erschöpfung in Kombination mit dem Bier die bösen Träume fernhalten würde.
KAPITEL VIER
„Schnell, steh auf. Wir müssen gehen.“
Jemand tippte Cassie an der Schulter an, aber sie war müde – so müde, dass sie kaum die Augen öffnen konnte. Gegen ihre Erschöpfung ankämpfend, wachte sie langsam auf.
Jacqui stand an ihrem Bett, ihr Haar glänzend und braun. Sie trug eine stylische, schwarze Jacke.
„Du bist hier?“ Aufgeregt setzte Cassie sich auf, um ihre Schwester zu umarmen.
Aber Jacqui drehte sich weg.
„Beeil dich“, flüsterte sie. „Sie sind hinter uns her.“
„Wer denn?“, fragte Cassie.
Sofort dachte sie an Vadim. Er hatte sie am Ärmel gepackt, ihre Jacke zerrissen. Er hatte Pläne für sie gehabt. Ihr war es gelungen, ihm zu entkommen, aber jetzt hatte er sie entdeckt. Sie hätte es wissen müssen.
„Ich weiß nicht, wie wir entkommen können“, sagte sie nervös. „Es gibt nur eine Tür.“
„Über die Feuerleiter. Komm, ich zeig es dir.“
Jacqui führte sie den langen, dunklen Korridor entlang. Sie trug modische, kaputte Jeans und rote Sandalen mit hohen Absätzen. Cassie trottete in ihren ausgetragenen Turnschuhen hinter ihr her und hoffte, dass Jacqui recht hatte und es tatsächlich einen Fluchtweg gab.
„Hier entlang“, sagte Jacqui.
Sie öffnete die stählerne Tür und Cassie schreckte zurück, als sie die klapprige Feuerleiter sah. Die Metallstufen waren rostig und kaputt. Außerdem sicherte die Treppe nur die Hälfte des Gebäudes ab. Danach folgte in endloser, schwindelerregender Tiefe die Straße.
„Wir können nicht hier runter.“
„Doch. Und wir müssen.“
Jacquis Lachen war schrill und als Cassie sie entsetzt ansah, erkannte sie, dass ihr Gesicht sich verändert hatte. Das war überhaupt nicht ihre Schwester. Es war Elaine, die Freundin ihres Vaters, die sie am meisten gefürchtet und gehasst hatte.
„Wir gehen hier runter“, schrie die teuflische, blonde Frau. „Runter, du zuerst. Zeig mir, wie es geht. Du weißt, dass ich dich immer gehasst habe.“
Cassie fühlte, wie das rostige Metall unter ihrer Berührung bebte und begann, ebenfalls zu schreien.
„Nein! Bitte nicht. Hilf mir!“
Elaine lachte weiter, während die Feuerleiter nachgab und unter ihr zusammenbrach.
Und dann rüttelten andere Hände an ihr.
„Bitte, wach auf! Wach auf!“
Sie öffnete die Augen.
Das Licht im Schlafsaal war an und die Gesichter der dunkelhaarigen Zwillinge über ihr. In ihren Augen sah sie sowohl Sorge als auch Verärgerung.
„Du hast wohl schlecht geträumt und geschrien. Geht es dir gut?“
„Ja, alles okay. Tut mir leid, ich habe manchmal böse Träume.“
„Es ist sehr verstörend“, sagte die andere Schwester. „Kannst du etwas dagegen tun? Es ist uns gegenüber nicht fair, wir arbeiten tagsüber und haben heute eine Zwölf-Stunden-Schicht.“
Cassie litt unter Gewissensbissen. Sie hätte wissen müssen, dass ihre Albträume in dem Gemeinschaftszimmer für Störungen sorgen würden.
„Wie spät ist es?“
„Es ist halb fünf.“
„Dann bleibe ich wach“, entschied sich Cassie.
„Bist du sicher?“ Die Zwillinge sahen einander an.
„Ja. Tut mir leid, dass ich euch geweckt habe.“
Sie kletterte aus dem Bett. Aufgrund des Schlafmangels war sie desorientiert und wackelig auf den Beinen. Schnell zog sie sich im Dunkeln um. Dann nahm sie ihre Handtasche, verließ das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
Die Lounge war leer und Cassie setzte sich auf eines der Sofas, wo sie sich einrollte.