Das Corona-Buch. Mathias Scheben
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Sobald uns Ämter, Arztpraxen und alle übrigen Dienstleister wieder mit großzügigen Besuchszeiten und ohne Voranmeldung persönlich zur Verfügung stehen, dann zeigen wir den Menschen auch dort unsere gestiegene Wertschätzung. Nehmen wir uns zurück, ersetzen wir „forsch und frech“ durch „freundlich und friedlich“. Die Kultur des Umgangs miteinander, des Kontaktes mit Menschen, die uns fremd sind, können wir auf ein neues, akzeptables und wohliges Niveau heben. Zeigen wir proaktive Präsenz, gehen wir in Vorleistung, was gute Umgangsformen, Empathie und Sozialverhalten betrifft. Wenn wir Ansprüche haben, dann die, dass unserem Verhalten mit gleichermaßen gepflegten Umgangsformen entsprochen wird. Aber wenn niemand damit anfängt, dann wird nichts daraus.
Distanzloses Verhalten galt uns schon immer als unfein, so die ungewollte Umarmung, anbiedernde Gesten, vermeintlich „flotte“ Sprüche, vom „Me-too“-Fehlverhalten ganz zu schweigen. Wenn wir uns in einen besetzten Aufzug noch hineindrängten, war das vor der Pandemie unhöflich, und es ist auch nach ihr ein „unmögliches Verhalten“, wenn das Hineinquetschen noch möglich ist. Während der Zeit von Kontaktbeschränkungen war angesagt, möglichst alleine rauf und runter zu fahren – das war angenehmes „easy going“.
Höfliches Benehmen macht uns nicht zum Weichei. Im Gegenteil: Wir werden auf unsere Körpersprache achten. Denn wenn wir uns ängstlich zeigen, dann machen wir uns klein und wirken unterlegen. Wenn wir gebeugt durchs Leben gehen, wirken wir nicht nur nicht selbstbewusst, wir sind es auch nicht. Hängende Schultern, Hände vor dem Körper baumelnd, Fußspitzen nach innen gestellt – als Kugel werden wir weniger Wirkung alleine deshalb haben, weil uns kaum jemand wahrnimmt.
Zeigen wir Zurückhaltung mit Haltung: Sitzen, stehen und gehen wir lieber aufrecht, strecken wir uns, schieben wir die Schultern zurück, bewegen wir uns, sparen wir nicht mit entgegenkommenden Gesten. Wir wirken gerade heraus, und wir reden auch so. Zeigen wir uns selbst und allen anderen unser gutes „Standing“. Benutzen wir morgens den Spiegel zur Selbstmotivation: Schauen wir uns an, lächeln wir uns an, reden wir uns an: „Ich freue mich auf den Tag. Ich schaffe das, mein Leben ist schön!“ Das nennt sich dann intrinsische Motivation – die Kraft, die uns von innen kommt.
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