Mörderische Eifel. Andreas J. Schulte
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Читать онлайн книгу Mörderische Eifel - Andreas J. Schulte страница 11
»Nein, Herr Feldkirch, wir möchten nur zwei, drei Kleinigkeiten mit Ihnen abschließend klären«, antwortete Carsten.
Dieter Feldkirch schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Also gut, aber ich hoffe, das wird nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich habe den ganzen Nachmittag im Polizeipräsidium verbracht und jetzt hab ich das Gefühl, dass ich wirklich jede nur denkbare Frage bereits beantwortet habe.«
»Keine Sorge, bei uns geht es ganz schnell.«
Die drei setzten sich wie schon bei ihrem ersten Besuch wieder in die großzügige Polsterecke des Wohnmobils. »Also bitte, legen Sie los«, bat Dieter Feldkirch und lehnte sich zurück.
»Eigentlich geht es deshalb ganz schnell«, erklärte Carsten, »weil wir Ihnen nur mitteilen wollten, dass unsere Versicherung alle Ansprüche abweisen wird und für den Diebstahl der beiden Waffen nicht bezahlen wird …«
Der Veranstalter wurde zuerst blass, dann dunkelrot vor Wut. »Aber … das ist doch … was fällt Ihnen ein? Die Waffen wurden mir gestohlen und sind bei Ihnen versichert, was glauben Sie, wird mein Rechtsanwalt dazu sagen?«
»Ihr Rechtsanwalt? Es ist wahrscheinlich eine kluge Idee, Ihren Rechtsanwalt einzuschalten, denn vor Ihrem Wohnmobil wird gleich die Polizei auftauchen, die wir informiert haben. Die wird Sie wegen Mordes an Wolfgang Schmertbach verhaften.«
Feldkirch schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das ist ja wohl das Absurdeste, was ich je gehört habe!«, rief er.
»Darüber können wir uns leider kein Urteil erlauben«, sagte Sven ruhig, doch in seiner Stimme klang ein bedrohlicher Unterton mit, »aber ich denke, wenn Sie alles gestehen, wird das den Richter sicher milder stimmen. Vielleicht kommen Sie sogar mit Totschlag davon.«
»Sie verlassen jetzt auf der Stelle mein Wohnmobil! Ich bin nicht bereit, mir noch länger diesen Unfug anzuhören. Wie kommen Sie nur auf diese Anschuldigungen?«
»Das ist genau die Frage, auf die ich gewartet habe.« Carsten klang, als sei er wirklich hocherfreut. »Meine Oma hat immer gesagt: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Wussten Sie, dass Menschen bei einer Lügengeschichte versuchen, möglichst viele Details einzubauen?«
»Das ist ja …«
»Ruhe, Herr Feldkirch, jetzt hören Sie mir zu.« Carsten Wellers Stimme hatte jede Freundlichkeit verloren.
»Sie haben uns erklärt, dass Sie in der Abtei Himmerod zu Abend gegessen und auch das Klosterbier getrunken haben. Nur das Klosterbier wird schon seit zwei Wochen nicht mehr ausgeschenkt, weil beim letzten Brauen die Gärung nicht gelungen ist. Jetzt dauert es wieder vier Wochen, bis eine neue Lieferung kommt. Das hätten Sie sicher auch erfahren, wenn Sie beim Essen das Bier bestellt hätten. Aber wie mein Kollege Drohmke heute Mittag schon sagte: 10,5 Prozent Alkohol und Autofahren ist so eine Sache. Sie wollten gestern Abend einen klaren Kopf bewahren und haben erst gar kein Bier bestellt. Nur ein Detail in einer Lügengeschichte, Herr Feldkirch. Übrigens gibt es im Moment auch kein Bier im Klosterladen zu kaufen, auch das habe ich nachgeprüft. Und weil ich mich an den Spruch meiner Oma erinnerte, dachte ich mir, wenn Sie schon beim Thema Bier lügen, wie sieht es dann wohl mit den anderen Details aus? Das war übrigens gar nicht mal so schwer.«
Carsten schaute Feldkirch herausfordernd an, doch der presste nur trotzig die Lippen zusammen.
»Also gut, dann fasse ich das mal kurz zusammen: Der Markt für Mittelalter-Events boomt, aber das hat Ihnen nicht gereicht. Sie wollten ja das ganz große Ding drehen. Das Startkapital kam aus der Versicherungssumme, die Sie für die Einbrüche und den Vandalismus im letzten Herbst bekommen haben. Das brachte Sie auf die Idee, eine noch größere Summe zu kassieren. Sie stahlen selbst die beiden Kugelschnepper und wollten die Versicherung für den Diebstahl bluten lassen. Ich wette, Sie haben längst einen reichen Sammler an der Hand, der bereit ist, die Waffen zu kaufen, ohne nach deren Herkunft zu fragen. Für die hohe Summe musste natürlich alles besonders gesichert sein. Dass nur die Sicherheitsfirma den Alarmcode besitzt, ist übrigens auch eine Lüge, noch so ein unnötiges Detail. Nun ja, fast noch wichtiger war der Türalarm, da passte es doch gut, dass Sie sich mit Wolfgang Schmertbach angefreundet hatten. Die Firma Schmertbach hat nämlich die Alarmanlagen geliefert. Und Ihr ›Champion‹ Schmertbach war sicher auch arglos, als er Ihnen erklärt hat, wie man die Uhrzeit des Alarmsystems einstellt. So konnten Sie sich eine Uhrzeit aussuchen, die zu Ihrem Alibi passte. Die Tür wurde nicht um kurz nach 22 Uhr, sondern tatsächlich erst nach 23 Uhr geöffnet. Sie kamen aus Himmerod, haben die Runde des Wachdienstes abgepasst – die Routine hatten Sie schließlich selber festgelegt –, und die beiden Kugelschnepper aus der Vitrine genommen. Als Sie draußen ein Geräusch hörten, spannten und luden Sie eine der Waffen. Sie konnten ja nicht ahnen, dass ausgerechnet Ihr Freund Schmertbach mit einem Schwert in der Hand in den Raum stürzen würde. Vielleicht wollten Sie ihn ja nur verwunden oder einschüchtern, aber das ging gründlich daneben. Sie gerieten in Panik, ließen den Toten, wo er war, und verschlossen wieder die Tür. Als dann morgens die Kapelle für die Besucher geöffnet wurde, fand man die Leiche.«
Dieter Feldkirch saß in den Polstern wie ein nasser Sack. »Ich wollte … ich wollte Wolfgang nicht umbringen, das müssen Sie mir glauben, der Abzug … alles ging so schnell«, stammelte er.
»Erklären Sie das der Polizei und dem Richter«, sagte Sven und stand auf, »uns sagen Sie jetzt, wo die beiden Waffen sind.«
Feldkirch deutete mit dem Kopf auf den hinteren Teil des Wohnmobils. »Drüben im unteren Schrank.«
Während Sven nach hinten ging, um die gestohlenen Waffen zu holen, stand Carsten auf.
Er schaute auf den bleichen und zitternden Veranstalter herunter.
»Und alles nur, weil Sie vernünftigerweise kein Starkbier bestellt haben, aber damit angeben mussten.«
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