Mörderische Eifel. Andreas J. Schulte
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»Hier, meine Herren, sind sie: die Glanzstücke der Sammlung, der ganze Stolz des Dieter von Greifenklau.« Feldkirch verbeugte sich theatralisch. »Zwei Kugelschnepper aus dem späten 15. Jahrhundert, wahrscheinlich gehörten sie dem französischen König Ludwig XI.«
Sven und Carsten traten neugierig näher an den Glaskasten. Vor ihnen lagen zwei merkwürdig geformte Armbrüste.
»Die Kugelschnepper verschossen Eisen- oder Steinkugeln, auf eine Entfernung von zehn Schritten durchschlugen sie sogar noch einen Brustharnisch. Sie bilden sozusagen den Übergang zwischen den traditionellen Armbrüsten und den Schwarzpulverbüchsen. Diese beiden hier besitzen Einlegearbeiten aus Gold. Ich konnte sie für meine Ausstellung nur bekommen, weil der Besitzer ein großer Mittelalterfan ist und möchte, dass mehr Menschen diese wunderbaren Waffen bewundern können.«
Und weil ich ihm versprochen habe, sein Burghotel ganz groß rauszubringen, dachte Feldkirch zufrieden.
»Und diese Dinger da haben Sie bei uns für zwei Millionen Euro versichert?«, fragte Sven ungläubig.
»Ganz genau, eigentlich müsste die Summe sogar noch höher sein. Ich habe einen Sachverständigen hinzugezogen. Solche Waffen sind selten, die Versicherungssumme war eine der Bedingungen des Eigentümers. Die Summe und natürlich die Sicherung der Kostbarkeiten. Dieser Glaskasten besitzt eine eigene Alarmanlage. Den Code dafür kenne nicht einmal ich, der wurde bei der Sicherheitsfirma hinterlegt, die ab heute Abend hier die Bewachung übernimmt. Sie sehen, meine Herren, hier wurde wirklich an alles gedacht. So, und jetzt müssen Sie mich entschuldigen, morgen Mittag brennt hier die Hecke, und es gibt noch ein Menge zu tun.«
»Wir werden uns morgen noch ein wenig umschauen, wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte Carsten.
»Aber nein, Sie sind herzlich willkommen. Allerdings …«, Dieter Feldkirch zögerte, »ich muss Sie bitten, sich morgen umzuziehen. Sie haben nicht zufällig eine passende Gewandung dabei?«
Carsten und Sven schauten sich ratlos an und schüttelten dann unisono den Kopf.
Dieter Feldkirch lächelte: »Das macht gar nichts. Da findet sich was. Melden Sie sich einfach an Kassenhäuschen 1, dort werde ich alles Nötige für Sie hinterlegen. Und nun – Gott zum Gruße die Herren.«
Morgen würde er den Tag genießen, so wie er in den letzten Monaten jedes Turnier genossen hatte. Er liebte die Aufmerksamkeit der Zuschauer, den Spaß mit den anderen Kämpfern und die Nächte in seinem Zelt, wenn wieder einmal eines von diesen rittergeilen Weibern zu ihm ins Feldbett stieg. Wolfgang Schmertbach seufzte zufrieden. Er schlenderte zwischen den aufgebauten Zelten umher. Ein paar Zelte waren bereits besetzt, das war die Ruhe vor dem Sturm, der hier in den kommenden zwei Tagen herrschen würde. Als er an der Holzkapelle vorbeikam, hörte er von drinnen ein metallisches Scheppern. Schmertbach blieb stehen und lauschte. Nichts, alles war still, wahrscheinlich hatte er sich getäuscht. Er wollte gerade weitergehen, als ihm auffiel, dass die Tür einen Spaltbreit aufstand. Schmertbach runzelte nachdenklich die Stirn. Erst jetzt fiel ihm auf, dass hier gar kein Mitarbeiter von der Security herumstand. Entschlossen ging er auf die Tür zu. Er hatte sich schon am Nachmittag nach seiner Ankunft umgezogen, deshalb trug er auch ein sogenanntes »Langes Messer« am Waffengürtel. Eine Waffe mit einer fast 70 Zentimeter langen Klinge, die er sich geschärft hatte. Nicht so ein Turnierspielzeug.
Mit einer geschmeidigen Bewegung zog Schmertbach seine Waffe. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich der Elektroinstallationsmeister Schmertbach in den Ritter von Wolfenstein, Schwertkämpfer und mehrfacher Turniersieger. Wenn da jemand in der Kapelle war, dann würde der gleich sein blaues Wunder erleben.
Mit einem Ruck riss Wolfgang von Wolfenstein die Eichentür auf und sprang, die Klinge stoßbereit in der Hand, in den Raum. Ein paar Wachskerzen beleuchteten hier alles nur spärlich, doch das Licht reichte, um den Schatten am anderen Ende des Raumes zu sehen. Der Schatten eines Mannes, wie Wolfgang sofort erkannte.
»He, du da. Keinen Schritt …«
Ein metallisches Schnappen unterbrach seinen Satz. Ein Schlag gegen die Brust ließ ihn zurücktaumeln, ein brennender Schmerz war das Letzte, was Wolfgang von Wolfenstein spürte. Seine Waffe glitt ihm aus der kraftlosen Hand und fiel polternd auf den Boden.
Als sich Carsten und Sven am nächsten Morgen dem Festplatz näherten, trauten sie ihren Augen nicht. Schon gestern hatte hier geschäftiges Treiben geherrscht, jetzt wimmelte es nur so vor Besuchern. Die Sattelschlepper und Gabelstapler waren natürlich längst verschwunden. Sie hatten Buden, Turnierzelten, Pferdekoppeln und drei Ritterlagern Platz gemacht. Vor etlichen Zelten stiegen dünne Rauchsäulen von Kochfeuern empor. Es war zwar erst kurz nach neun, aber der Geruch von Grillfleisch wehte bereits durch die Luft. »Meine Fresse, so groß hab ich mir das nicht vorgestellt«, entfuhr es Carsten.
»So groß und so voll«, ergänzte Sven. Er verstand jetzt, warum Dieter Feldkirch Bedenken bezüglich ihrer Kleidung gehabt hatte. Soweit er es übersehen konnte, gab es hier auf dem Platz keinen, der nicht mittelalterlich angezogen war.
»Willkommen bei unserem Spectaculum. Doch was muss ich mit Bedauern sehen, Ihr tragt die falsche Kleidung, edle Herren«, aus einem Holzhäuschen war ein Mann getreten, der mit Wollhosen, Stulpenstiefeln, Wams und grüner Wollgugel gekleidet war. Bevor Sven und Carsten antworten konnte, lächelte ihr Gegenüber: »Das aber soll Eure Freude an diesem Tag nicht stören, gegen ein geringes Handgeld könnt Ihr dort im großen Zelt zumindest eine Wollkotte ausleihen.«
»Carsten Weller und Sven Drohmke. Dieter Feldkirch sagte uns …«
»Ah, alles klar«, mit einem Schlag war alles Salbungsvolle aus der Stimme des Mannes verschwunden, »die Gäste vom Chef. Sie müssen natürlich nicht löhnen, gehen Sie rüber zum Zelt und sagen Sie, der Günni hätte Sie geschickt, die wissen dann Bescheid.«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, richtete Günni seine Aufmerksamkeit auf die nächsten Besucher. »Willkommen bei unserem Spectaculum. Trefflich seht Ihr aus. Darf ich um das Weggeld von zehn Euronen je Nase bitten.«
Carsten grinste Sven an, dann verschwanden sie im Zelt. Zehn Minuten später grinste Carsten immer noch, allerdings diesmal über den gequälten Gesichtsausdruck seines Kollegen.
»Stattlich seht Ihr aus, edler Herr«, ahmte er Günnis Tonfall nach.
Sven schaute an sich herunter. Er trug enge, kratzige Wollstrumpfhosen mit einem roten und einem blauen Bein, dazu Schnabelschuhe, die aussahen, als hätte er sie einem toten Clown von den Füßen gerissen. Eine lange bis zum Oberschenkel reichende Jacke, ein breiter Gürtel und ein dunkelblaues Barett vervollständigten seine Ausstattung. »Ein Wort in der Firma, ein Foto mit dem Handy, und du bist ein toter Mann, Carsten Weller.«
»Würde mir nie einfallen, allein der Anblick deiner Schuhe hat sich mir bis an mein Lebensende ins Gedächtnis gebrannt und wird mir Aufheiterung in dunklen Stunden sein. Du siehst aus, als kämst du direkt von den Dreharbeiten zu ›Helden in Strumpfhosen – Teil 2‹. Pass auf, die Mädels werden sich gar nicht losreißen können von deinem Anblick.«
»Na toll, du musst den Kram ja auch nicht tragen, du bist mit deiner Mönchskutte über den Jeans fein raus.«
»Wer wollte denn losen? Was kann ich dafür, dass Feldkirch nur eine Kutte zurückgelegt hat«, antwortete Carsten lachend.
Jetzt musste auch Sven grinsen. »Also gut. Jetzt sind wir passend angezogen, mischen wir uns also unter das Volk und prüfen