Die letzte Kurve. Wildis Streng

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Die letzte Kurve - Wildis Streng

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und die vier jüngeren Kerle haben die die ganze Zeit zu unterhalten versucht, aber die hat meistens auf ihrem Handy rumgedrückt und zwischendurch so ziemlich allen heiße Blicke zugeworfen.«

      »Wirklich allen? Auch dem mit dem wenigen Trinkgeld?«

      »Wenig war es ja nicht«, relativierte die Servicefachkraft. »Nur weniger.«

      »Ach so, ja«, erinnerte sich Heiko. »Jedenfalls – dem auch?«

      Die junge Frau zuckte die Achseln, bevor sie antwortete: »So genau hab ich das nicht mitgekriegt. Aber die anderen beiden Damen waren, glaub ich, nicht so gut auf die zu sprechen. Die haben sich nur miteinander unterhalten.«

      Wie ungewöhnlich!, dachte Lisa sarkastisch. Kein Wunder, wenn man eine solche Erscheinung im Motorradclub hatte. Da war die Konkurrenz ja uneinholbar. Die Kommissare begannen nebenbei, ihre Torte zu essen und den Kaffee zu trinken, alles schmeckte ganz wunderbar.

      »Wir müssten auch noch die Gäste befragen«, erklärte Heiko der jungen Frau, die jetzt etwas unschlüssig ihr Tablet in den Händen drehte.

      »Da muss ich die Geschäftsleitung fragen«, meinte sie unbestimmt.

      »Das müssen Sie nicht«, widersprach Heiko, »wir befragen die Herrschaften so oder so. Aber wir versprechen, diskret vorzugehen.«

      Die Bedienung stieß Luft durch die gespitzten Lippen aus, war offenbar etwas ratlos, drehte weiter das Tablet. Dann wurde sie an einen anderen Tisch gerufen und verschwand beflissenen Schrittes.

      »Unglaublich, was die in so kurzer Zeit über diese Motorradler rausgekriegt hat«, fand Lisa und betrachtete ein Wibele, um die eine Hälfte abzubeißen und den vanilligen Zuckerschaum zu genießen. Die andere Hälfte landete in Sitas Maul.

      »Manche haben halt eine gute Beobachtungsgabe«, erklärte Heiko und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.

      »Und wie sollen wir jetzt weiter vorgehen? Denkst du, die Familie ist heute Abend ansprechbar?«, überlegte Lisa.

      »Das können wir probieren. Der Uwe wird ja seine Ergebnisse nicht vor morgen haben.«

      »Wenn der Kerl wirklich vergiftet worden ist, dann ist das da unten auch kein Tatort«, machte Lisa weiter.

      »Dann haben wir ein Problem«, seufzte Heiko. »Aber das wäre nicht unser erster komplizierter Fall. Denk mal an den Klingler, der lag ja schon zwei Wochen im Holzboden.«

      »Ja, das war nicht schön«, stimmte Lisa zu und dachte voller Schaudern an den damaligen Leichenfund zurück.

      Später befragten sie noch die Gäste, vor allem die Gaffer, die sämtlich ahnungslos taten, aber niemand konnte etwas Brauchbares zum Fall beitragen.

      Es war Nacht am Degenbachsee, einem kleinen See bei Alexandersreut in der Nähe von Weipertshofen. Der silberne Mond spiegelte sich im Wasser, und der See wäre recht ruhig und friedlich dagelegen, hätte hier nicht ein weiteres Motorradtreffen stattgefunden. Hier ging es allerdings nicht so gediegen zu wie in Langenburg, keines der Mitglieder der »Tarantel« wäre dazu zu bewegen gewesen, auf den dortigen Ostermarkt zu gurken und dort Kaffee und Kuchen in sich hineinzustopfen, bevor man brav und gutbürgerlich wieder nach Hause fuhr, um nach dem Sandmännchen oder vielleicht noch der Tagesschau artig ins Bett zu gehen. »Kaffeefahrt« nannten sie verächtlich das, was manche Vereine in der Gegend veranstalteten, hochgradig lächerlich war das. Nein, die »Tarantel« war ein richtiger Motorradclub, nicht so ein Pussy-Verein wie die MFHC, das fanden die Mitglieder zumindest. Im Gegensatz zu den MFHC hatten die »Taranteln« eine Kutte, wie es sich gehörte. Eine lederne, echte, mit einem Tarantelaufnäher. Taranteln waren gefährliche Tiere, unberechenbar, und das passte. Es war noch zu kalt zum Baden, aber einige hatten trotzdem ihre Shirts ausgezogen und wärmten die noch winterlich blasse Haut mit mal mehr und mal weniger Haaren am Feuer, das sie gemacht hatten. Die normalen Leute hatten sich längst vom See verzogen. Überhaupt wurde der Degenbachsee um diese Jahreszeit höchstens von ein paar Verrückten besucht, die die Freibadöffnung nicht abwarten konnten und unbedingt in der freien Natur schwimmen mussten.

      Sven Kochs alter Gewerbeschullehrer, dem sie beim Betreten des Geländes begegnet waren, war einer von diesen Spinnern. Sven hatte ihn eigentlich immer ganz gut leiden können. Er hatte ihn vergleichsweise nett gegrüßt, und der Herr Streng hatte den Gruß freundlich erwidert. Allerdings würde der alte Lehrer nicht gutheißen, was Sven alles trieb. Damit konnte Sven aber leben, denn er hatte ein gutes Leben.

      Er sah wieder auf die Uhr, die Susi hatte noch kommen wollen. Die hirnlosen Schlampen, die Heinz mitgebracht hatte und die Alex schon mehrfach zum Aufstöhnen gebracht hatten, begannen, ihm auf die Nerven zu gehen. Er hatte es übertrieben gefunden, dass Heinz den Damen Shirts mit dem Aufdruck »Property of Tarantel Hohenlohe« gemacht hatte, welche die sogar brav trugen. Seine Susi war da ein ganz anderes Kaliber. Die war nicht nur schön. Auch, wenn er es niemals zugegeben hätte: Es reizte ihn, wenn Frauen selbstständig dachten. Und die Susi würde sich niemals so ein Shirt anziehen, denn sie sah sich nicht als sein Besitz, auch, wenn er das schon irgendwie gut gefunden hätte, es wäre einfach. Und natürlich ließ er in seinen Beziehungen niemals einen Zweifel daran, dass er der Chef war, ganz klar. Auch und vor allem im Bett. Aber die Susi forderte ihn heraus, die ließ sich nicht alles gefallen. Das war gar nicht schlecht. Anders als den vielen anderen zuvor hatte er ihr auch noch nie eine geklebt, er mochte sie einfach viel zu sehr.

      »Svennnn!«, grölte Florian, einer, der noch nicht allzu lange dabei war, sich aber ganz gut machte, vor allem im Verticken von Sachen auch gar nicht schlecht war.

      »Hey!«, meinte der »Tarantel«-Boss und fuhr sich durch den perfekt getrimmten Bart, bevor sie beide vom guten Crailsheimer Engel-Export tranken, das hier neben dem ebenso guten Riedbacher Franken Bräu in mehreren Kästen bereitstand.

      »Kommt die Susi heut nicht?«, lallte er, und Sven konnte ein gieriges Leuchten in seinen Augen sehen.

      Sein Blick verfinsterte sich, und er packte den verdutzten Florian am Shirt, um ihn nah zu sich heranzuziehen, extrem nah. »Du läsch die Finger von ihr, gell!«, drohte er und sah den rotblonden Mann schlucken. Er schubste ihn ein klein wenig nach hinten, mit gerade so viel Energie, dass der Angetrunkene sich noch fangen konnte.

      »Aber, Sven, wo denksch du nou!«, grinste er. Als er seine Kutte wieder gerichtet und einen weiteren Schluck aus der Bierflasche genommen hatte, fügte er hinzu: »Nur gugga!«

      Sven sah ihn für eine Sekunde ernst an, schließlich grinste er und prostete ihm zu. »Gugga deffsch du, soulang du moochsch! Aber net noulanga!«

      Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr, sie war katzenartig, und kurz war er irritiert, aber dann erschien sie ihm allzu vertraut. So bewegte sich nur eine. »Susi, meine Wildkatze!«, grüßte er sie auf Hochdeutsch. »Da bist du ja endlich, Baby! Wir haben grade von dir gesprochen.«

      Die Angesprochene legte ihren Helm auf einem größeren Stein ab. Sie trug ihre rote Lederkluft, und das machte ihn heiß, wahnsinnig heiß. Er würde sie nachher richtig rannehmen, von hinten, und sie dabei an den langen Haaren ziehen, denn das turnte sie richtig an.

      »Hey, Boss«, grüßte sie ihn mit einem Augenzwinkern. Er wusste, dass sie das hochgradig ironisch meinte, doch das schnallten die meisten seiner Jungs gar nicht, und sie tat ihm den Gefallen, um seine Position zu stärken. Er war der Anführer, bei ihm liefen die Fäden zusammen, bei ihm …

      Sie drückte ihm einen Kuss auf den Mund, warm und feucht, und ihr Haar fiel wie ein Vorhang um sein Gesicht. »Hast

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