Schönbrunner Finale. Gerhard Loibelsberger

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Schönbrunner Finale - Gerhard Loibelsberger

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Erregung, die sich bei all diesen Gedanken eingestellt hatte. Vielleicht sollte er doch noch auf Zenzis Angebot eingehen? Augen zu und durch. Nachher würde ihm sicher leichter sein. Er leerte sein Weinglas und bestellte beim Ober ein weiteres. Na servus, der hatte Plattler73! So was hatte er noch nie gesehen. Kein Wunder, dass der Kerl nicht an der Front war. Und während er auf sein Viertel Wein wartete, fiel ihm ein junges Mädel auf, das ganz am Rand alleine an einem Holztisch saß. Vor ihr stand ein Himbeerkracherl, von dem sie aber nicht trank. Ein zartes junges Ding mit blondem Haar und unendlich traurigem Gesicht. Je länger Husak sie beobachtete, desto mehr rührte ihn ihr Anblick. Ein junges Mädel! Sakra! Alleine an einem Tisch in einem Etablissement im Wurstelprater. Wie eine Dirne sah sie nicht aus. Eher wie ein Waisenkind. Ein zartes, elfengleiches Wesen. Kein g’stan­denes Weib, das mit allen Wassern gewaschen war. Diese Mischung aus Unschuld und Weiblichkeit zog ihn an. Als der Ober ihm sein Viertel brachte, bestellte er für sie ebenfalls ein Viertel. Ungeduldig wartete er, bis der Ober es ihr servierte. Sie wehrte zuerst ab. Der Ober erklärte ihr aber, dass das eine Einladung des Herrn sei, der da vis-à-vis sitze. Husak erhob sein Glas und prostete ihr zwinkernd zu. Kurz erhellte ein Lächeln ihr melancholisches Gesicht, sie ergriff das Glas, prostete Husak zu und nahm einen kräftigen Schluck. Als sie das Glas abstellte, lächelte sie neuerlich zu Husak hinüber. Nun konnte ihn nichts mehr halten. Er packte sein Weinglas und spazierte zu ihrem Tisch.

      »Gnediges Fräjlein, erlauben Sie, dass ich mich setze zu Ihnen?«

      »Bittschön, der Herr. Nehmen S’ ruhig Platz.«

      »Sehr zum Wohl, gnediges Fräjlein.«

      »Sehr zum Wohl, der Herr.«

      »Ich heiß’ Husak, Karel Husak.«

      »Und i bin die Josefine Selewosky. Aber alle sagen nur Pepi zu mir.«

      »I bin der Karel, servus.«

      Sie stießen an, Husak rückte ein Stück näher und sagte dann mit treuherzigem Dackelblick:

      »Sag Karel zu mir, scheenes Kind.«

      Die Selewosky kicherte und replizierte:

      »I bin net schön. Und a Kind bin i a nimmer. I bin schon 22.«

      »Geh, Kinderl, 22 is doch ka Alter.«

      »Meinen S’?«

      »Darfst ruhig du zu mir sagen. So alt bin i ja a no net.«

      »Und wie alt san Sie?«

      »I bin 32. Drauf trink ma jetzt, ahoj!«

      Josefine machte neuerlich einen großen Schluck. Ihr Glas war nun fast leer, auf ihren Wangen schimmerte eine zarte Röte. Husak war zufrieden. Der Alkohol zeigte Wirkung. Er entspannt, macht fröhlich und enthemmt. Hoffentlich, dachte Husak. Denn seine Erregung hatte sich nicht gelegt. Ganz im Gegenteil.

      »I bin aus Prag. Und von wo bist du?«

      »I bin aus Ottakring. Wissen S’, wo das ist?«

      »Na. Ich bin a Behm und nur zu Gast in Wien.«

      »Sind Sie auf der Durchreise?«

      »Ja, kann man so sagen. Also, wo is’ Ottakring?«

      »Ganz weit draußen, am Rand der Stadt.«

      »Und warum bist da?«

      Josefine zuckte mit den Schultern und trank ihr Glas leer.

      »Herr Ober, bringen S’ dem Fräjlein noch ein Glasl Wein!«

      Der Plattfuß nickte, und Husak versuchte, die nun wieder melancholisch dreinschauende Pepi Selewosky auf andere Gedanken zu bringen.

      »Sprichst du tschechisch? Hast ja behmischen Namen.«

      »I bin in Olmütz geboren, aber aufg’wachsen bin i in Ottakring draußen.«

      »A echtes Wiener Kind also.«

      Josefine nickte mit leisem Lächeln. Husak, dem nun wieder der Sinn nach einem Bier stand, fragte:

      »Darf ich mir bestellen auf deinen Namen noch a Bier?«

      »Ja sicher. Aber warum auf meinen Namen?«

      »Wegen dem Krieg. Weil jedes Etablissement nur ein Bier pro Gast ausschenken darf. Ist Verordnung.«

      »Haben Sie schon eins getrunken?«

      »Vorhin. Hab’ gehabt großen Durst. War auf eins, zwei, drei weg.«

      »Bier schmeckt mir net.«

      »Macht nix. Kann ich bestellen zweites.«

      Husak tat dies, als der Ober den Wein servierte. Unbeeindruckt nahm dieser die Bestellung auf und servierte es wenig später. Husak und die Selewosky plauderten, vom Alkohol animiert, über dies und das. Der Böhme machte kleine Späße, und die Pepi lachte. Sie tranken anschließend ein weiteres Viertel Wein, was zur Folge hatte, dass sich das Mädel an Husak anlehnte. Im Gegensatz zu der körperlichen Berührung am Morgen war ihm diese äußerst genehm. Und da seine neue Bekanntschaft allmählich zu lallen anfing und er ein starkes Hungergefühl verspürte, bestellte er für sich und das Mädel je ein Paar Würstel. Josefine verzehrte sie heißhungrig und schmiegte sich dann neuerlich an ihn. Er konnte nicht anders und gab ihr ein Busserl. Sie wehrte sich nicht, sondern umarmte ihn. Als Nächstes folgte ein Kuss, den sie heftig erwiderte. Für Husak gab es nun kein Halten mehr. Er zahlte, nahm Josefine bei der Hand und verließ mit ihr das Etablissement. Sie spazierten über den Praterstern, und plötzlich sah Husak das Hinweisschild auf ein Hotel. Ohne zu zögern, lenkte er die Schritte dorthin. Er gab dem Hotelportier ein ordentliches Trinkgeld, sodass dieser auf das Präsentieren von Ausweisen und das Ausfüllen eines Meldezettels verzichtete. In dem engen, aber sauberen Zimmer fiel nicht Husak über die Selewosky her, sondern umgekehrt.

      Später, als es draußen schon dunkel war und beide erschöpft nebeneinander im Bett lagen, seufzte Husak:

      »Bist a ganz scheen Wilde. Hätt’ ich nicht dir zugetraut …«

      I/12

      »Und? Hast endlich den jungen Gotthelf befragt?«

      »Nein.«

      »Und warum net?«

      »Weil i ka Zeit g’habt hab’.«

      »Nechyba!«

      »Was? Was is’ denn?«

      »Willst

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