Schönbrunner Finale. Gerhard Loibelsberger

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Schönbrunner Finale - Gerhard Loibelsberger

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warf einen Blick auf den Artikel und sagte dann gelangweilt:

      »Seit wann interessieren Sie sich für die Politik des amerikanischen Präsidenten?«

      »Das kann ich Ihnen schon sagen: Seit Präsident Wilson uns den Krieg erklärt hat und sich massiv in unsere Angelegenheiten einzumischen beginnt.«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Da! Da lesen S’ den Punkt zehn! Bei dem wird mir angst und bang.«

      Goldblatt nahm die Zeitung und las besagten Punkt langsam und laut vor:

      »Den Völkern Oesterreich-Ungarns, deren Platz unter den Nationen wir geschützt und gesichert zu sehen wünschen, soll die erste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung gewährt werden.«

      Er ließ die Zeitung sinken, nahm einen Schluck Kaffee und machte einen letzten Zug von seiner Zigarette. Dann murmelte er:

      »Das wäre das Ende Österreich-Ungarns.«

      Nechyba nickte:

      »Das seh’ ich auch so.«

      15. Jänner 1918

      Was zum Kuckuck war das?

      »Nechyba, was hast denn? Was rührst denn in deinem Teller umadum?«

      »Es ist noch sehr heiß …«, log Nechyba.

      »Suchst vielleicht a Wurst- oder ein Fleischstückerl?«

      Der Oberinspector sah seine Frau wie ein ertappter Lausbub an und grinste beschämt.

      »Beides ist in diesem Rezept net vorgesehen.«

      »Was is’ denn das für a Rezept?«

      »Bohnen mit Paradeis? Aha. Woher hast denn dieses Rezept?«

      »Aus einem gerade erschienenen Büchl, das, was ›Zeitgemäße Kriegsküche‹ heißt.«

      Aurelia sah ihren Mann fragend an und schüttelte den Kopf.

      »Wem sagst du das?«, seufzte Aurelia und begann, die Bohnen mit Paradeis zu essen. Nechyba saß wie ein trotziges kleines Kind da, sah sie vorwurfsvoll an und brummte:

      »Was ist denn da drinnen?«

      »Wo hast denn die Paradeiser her?«

      »Die hat uns deine Cousine letzten Sommer mitgegeben, als wir sie draußen in ihrer Gärtnerei besucht haben. Daraus hab’ ich a Sauce gekocht und die hab’ i dann eingerext. Als eiserne Reserve. Zwei Gläser hamma noch.«

      Nechybas Magen brummte. Er sah verzweifelt auf seinen immer kleiner werdenden Bauch, seufzte voll Resi­gnation, griff zum Löffel und begann mit Todesverachtung die Bohnen mit Paradeis in sich hineinzuschaufeln. Nach etwa der Hälfte hielt er inne und streichelte über Aurelias linke Hand, die schwer und müde auf dem Tisch lag.

      »Schmeckt gar nicht so übel. Obwohl ka Fleisch drinnen is’.«

      Nun seufzte auch Aurelia.

      Nechyba aß auf. Und weil es ihm nun doch recht gut geschmeckt hatte, wischte er mit dem Zeigefinger den Teller aus und schleckte ihn anschließend genussvoll ab. Aurelia sah ihm irritiert zu, beschloss aber, ihn nicht zur Ordnung zu rufen. Stattdessen sagte sie mit verzagter Stimme:

      »Ich bin verzweifelt. Ich weiß wirklich nicht, wie ich den Appetit meines Dienstgebers auf Fleisch stillen kann.«

      Nechyba lehnte sich zurück und ließ einen fahren. Die Bohnen beginnen ihre Wirkung zu entfalten, dachte er. Und als er so entspannt mit leidlich gefülltem Magen dasaß, kam ihm eine Idee:

      »Ich könnt’ mit dem Guadn reden …«

      »Mit dem Karminsky?«

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