Teufelskatz. Kaspar Panizza

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Teufelskatz - Kaspar Panizza

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wär’s wirklich lieber, du würdest dich nicht wie ein oberheiliger Heuchler aufspielen, wenn du meine nudelige Güte beschreibst. Wenn irgendwelche Leute nicht an mich glauben, ist das echt okay. Ich bin nicht so eitel. Außerdem: Es geht nicht um diese Leute, also weich nicht vom Thema ab.

      Erstes Gebot der Religion des fliegenden Spaghettimonsters.

      Sonntag

      Natürlich war Hauptkommissar Steinböck von der Münchner Mordkommission klar, dass es keine gute Idee war, Frau Merkel zu Thomas Klessels Einladung zum Abendessen mitzubringen. Aber Klessel, Pathologe und guter Freund Steinböcks, hatte darauf bestanden, die Katze dabeizuhaben. Schließlich hatte er einen spanischen Abend versprochen und glaubte, dass auch die Katze, die aus Mallorca kam, sich darüber freuen würde. Abgesehen davon, dass ein echter Mallorquiner sich nicht gerade als Spanier fühlte, lebte Frau Merkel schon seit ihrer Katzenkindheit in München und zog die Weißwurst einer Chorrizo vor. Den Namen, den sie von Steinböcks ehemaliger Vermieterin bekommen hatte, konnte sie partout nicht leiden. Und so nannte sie der Kommissar je nach Stimmungslage entweder ›Katze‹ oder ›Frau Merkel‹.

      »Mussten wir wirklich hierherkommen?«, schimpfte die Katze. »Klessel hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich glaube, der schnüffelt an seinem Formalin. Schau dir doch alleine die Vorspeise an. Tomaten mit Mozzarella und Basilikum. Der Kerl ist doch völlig irre.«

      »Ich weiß gar nicht, was du hast. Mir hat’s gut g’schmeckt«, antwortete Steinböck lachend.

      »Sag mal, bist du genau so doof? Rot, Weiß, Grün, das sind die Farben von Italien. Das ist eine typische italienische Vorspeise. Bis auf den dunklen Balsamicoessig, den er draufgepanscht hat, das ist wiederum typisch deutsch.«

      Die Tür zur Küche öffnete sich und Klessel stellte eine kleine Porzellanschüssel auf den Boden.

      »Voilà, eine Dose Thunfisch für unseren spanischen Gast!«

      »Jetzt spricht er auch noch Französisch«, motzte Frau Merkel und sprang auf Steinböcks Knie.

      »Sieh nach, ob der Thunfisch delfinfreundlich gefangen wurde!«

      »Sieh doch selber nach«, murrte Steinböck.

      »Du sprichst mit der Katze«, stellte Klessel verschmitzt fest.

      »So ein Quatsch, kein Mensch kann mit Tieren sprechen.«

      Klessel grinste immer noch, als er einen silbernen Flachmann aus seiner Sakkotasche holte und vorsichtig den winzigen Deckel füllte. Dann kippte er den Inhalt genussvoll hinunter und beendete die Zeremonie mit einem Schütteln seiner Schultern.

      »Übrigens, der Thunfisch ist von Aldi«, sagte er, während er den Deckel wieder andächtig zuschraubte.

      »Sag mal, was hast’ denn diesmal in deiner Pulle?«

      Klessel musterte seinen Flachmann.

      »Na, Formalin, aber vom Feinsten.«

      »Ich hab’s dir ja gesagt, der Kerl ist verrückt«, meinte die Katze, sprang von Steinböcks Knie herunter und machte sich über den Thunfisch her.

      »In fünf Minuten ist die Paella fertig«, sagte der Pathologe, drehte sich um und verschwand wieder in der Küche.

      »Wetten, jetzt kommt er gleich mit einer Schüssel Risotto«, maulte Frau Merkel, ohne jedoch mit dem Fressen aufzuhören. Die Paella stellte sich jedoch wirklich als eine solche heraus und der weitere Abend verlief durchaus harmonisch, bis dieser ominöse Anruf kam. Klessel lauschte mehrere Minuten, grunzte ab und zu auf die ihm typische Art und schrieb schließlich etwas auf einen Zettel.

      »Gut, warte auf mich. Ich bin in einer halben Stunde da.«

      Steinböck sah ihn fragend an.

      »Ein Freund von mir, Toni, mein Hausarzt. Man hat ihn zu einem seiner Patienten gerufen. Ein Herzinfarkt. Der Mann ist tot und Toni hat Zweifel beim Ausfüllen des Totenscheins. Er hatte den Mann erst vor wenigen Wochen einem Komplett-Check unterzogen, weil dieser eine Reise durch die USA und Südamerika plante. Er sagt, der Mann habe die Konstitution eines 20-Jährigen gehabt. Er möchte, dass ich mir den Toten ansehe. Kommst du mit?«

      »Natürlich, was soll ich auch hier allein«, sagte Steinböck und stupste die Katze an, die sich inzwischen auf dem Sofa zusammengerollt hatte. »Ein Notfall, und dich müssen wir wohl oder übel mitnehmen.«

      »Was für ein Scheiß-Abend«, raunzte sie und machte einen gewaltigen Buckel.

      *

      Anja Gruber blickte fasziniert in die Tiefe. Das Gurgeln und Tosen des Wassers hallte von den glatten Felswänden, die nahezu senkrecht nach unten reichten, zurück. Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand und zu dieser Jahreszeit eine enorme Kraft hatte, war es zwischen den Felswänden und auf den Wegen, die fast immer im Schatten lagen, empfindlich kühl. Eifrig erklärte sie dem jungen Mann neben ihr die Entstehung der Klamm. Dieser wirkte unaufmerksam. Immer wieder drehte er sich zu seiner Mutter um, die sich fröstelnd in eine sonnige Ecke zurückgezogen hatte. Kein anderer Besucher war im Moment zu sehen. Anja Gruber richtete den Camcorder auf die rothaarige Frau. Bereits am Eingang hatten sich die beiden Anja Gruber angeschlossen. Gerne erklärte sie ihnen die Geschichte und Entstehung der Klamm. Das war schließlich nicht ihr erster Besuch in der Breitachklamm und, wie sie glaubte, sicherlich auch kein Beinbruch, den Fremdenführer für die beiden zu spielen. Das stellte sich jedoch bald als fataler Irrtum heraus, wobei das gebrochene Bein noch eine der harmloseren Verletzungen war, nachdem der junge Mann sie plötzlich nach hinten riss und sie diesen langen Weg nach unten stürzte.

      *

      Zehn Minuten später waren Steinböck und Klessel auf der Straße. Da beide schon ein paar Gläser Wein intus hatten, beschlossen sie, ein Taxi zu nehmen. Ein junger Mann, vermutlich Student, mit Dreiviertellederhose und einem Wust hochgesteckter Rastalocken, der die Größe eines Basketballs hatte, erwartete sie schon.

      »Mei, der Bob Marley für Bergler«, meinte Frau Merkel, die auf Steinböcks Arm saß, sarkastisch.

      »Die Katz kimmt ma fei ned in Fahrgastraum. Die kennt’s in Kofferraum sperren«, sagte der junge Mann geschäftig.

      Steinböck hielt ihm seinen Polizeiausweis unter die Nase und meinte ernst: »Die Katz ist eine ausgebildete Drogenkatze und bei der Münchner Polizei angestellt. Willst wirklich, dass die den Kofferraum untersucht oder vielleicht sogar deine Klamotten?«

      »Ja, ja, typische Polizeiwillkür, immer feste drauf aufs Proletariat«, brummte der Fahrer, als er sich wieder hinters Steuer setzte. »Und dass die Herrn Polizisten des Anschnallen ned vergessen.«

      Die Fahrt nach Sendling dauerte eine Viertelstunde. Das Taxi hielt vor einem mehrstöckigen Haus. Zwei Sanitäter stiegen gerade in einen Krankenwagen. Klessel versuchte sie aufzuhalten.

      »Mir ham koa Zeit nimmer. Wenn der in die Pathologie muas, dann müsst’s erm selber hinbringen«, sagte der Fahrer, kurbelte das Fenster hoch und fuhr davon. Erst fluchte Klessel, weil die Sanis verschwanden, dann Steinböck, weil es in den vierten Stock ging und wie üblich der Lift außer Betrieb war. Das geräumige Treppenhaus war typisch für die 60er-Jahre: Glasbausteine bis zur Decke und davor der obligatorische Ficus. Die Treppen aus hellem Kunstmarmor und das Geländer aus Schmiedeeisen mit einem breiten hölzernen Handlauf, der sich ideal zum Runterrutschen

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