Steirerland. Claudia Rossbacher

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Steirerland - Claudia Rossbacher

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hast vorhin erwähnt, dass es kürzlich schon einen Mord in der Gegend gegeben hat«, kam sie auf seine Bemerkung am Handy zurück.

      Bergmann nickte. »Wenn du mich nachher nach Graz mitnimmst, erzähle ich dir unterwegs alles. Miriam kann ja allein zurückfahren.«

      »Von mir aus …« Sandra sah die Kollegin fragend an.

      Miriam deutete ihr mit einer Geste, dass sie ihr den Vortritt ließ. »Du schaust übrigens voll super aus«, sagte sie zu Sandra, während Bergmann, nunmehr einige Schritte vor ihnen, auf den ersten Streifenwagen in der Reihe zueilte. »Mindestens fünf Jahre jünger«, fügte sie an.

      »Ach wirklich? Und fünf Kilo schwerer«, gestand Sandra.

      Miriam musterte sie von oben bis unten. »Zu dünn in deinem Alter ist eh nix. Wegen der Falten …«

      »Danke«, erwiderte Sandra trocken. Mit der letzten Bemerkung hatte Miriam ihr Kompliment mit einem Schlag wieder zunichtegemacht.

      »Oh, entschuldige bitte. So hab ich’s nicht gemeint. Meine Mama sagt das immer.« Erst jetzt wurde Miriam bewusst, dass sie, wie so oft, ins Fettnäpfchen getreten war.

      Sandra schmunzelte einmal mehr über die unverblümte Art der Kollegin, die sie durchaus zu schätzen wusste. Auch wenn es oftmals besser gewesen wäre, vorher zu denken und nachher zu sprechen und nicht umgekehrt. »Schon gut, ich kenne diese Weisheit. In einem gewissen Alter muss man sich entscheiden: entweder fürs Gesicht oder für den Hintern«, zeigte sie sich versöhnlich, obgleich sie nicht gedacht hatte, dass sie mit ihren 34 Jahren schon zu dieser Altersgruppe zählte. Aus Sicht der 23-jährigen Miriam wohl aber doch.

      Zum Glück hatte sich Bergmann inzwischen dem In­spektionskommandanten zugewandt, sodass ihr ein Kommentar aus seinem Mund wenigstens erspart blieb. »So schnell sieht man sich also wieder«, sprach er ihn an.

      »Leider«, meinte der Uniformierte, sichtlich betroffen.

      »Das hast du hoffentlich nicht persönlich gemeint. Oder, Stöckler?« Bergmann grinste ihn an, die Daumen im Hosenbund eingehakt.

      »Was? Nein. Ich hab den Mord gemeint«, beteuerte der Landpolizist mit unverändert ernster Miene. »Glaubst du, das war derselbe Täter, der den Haselbacher Markus auf dem Gewissen hat?«

      »Wenn es kein Nachahmungstäter war, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass der Mörder des Jungwinzers noch einmal zugeschlagen hat. Ist in den letzten Tagen bei euch jemand als vermisst gemeldet worden?«

      Stöckler seufzte. »Nicht bei uns. Aber in Leibnitz. Eine Musikgruppe namens ›Trio fatal‹ hat ihren Akkordeonspieler als vermisst gemeldet. Der Mann ist seit Mittwoch abgängig. Die Burschen hätten dort ein Konzert geben sollen. Am Abend zuvor haben s’ das letzte Mal im Kulturhaus in Straden aufgespielt.«

      »Volksmusik?« Bergmann verzog das Gesicht, als würde ihm allein der Gedanke an dieses Musikgenre Schmerzen bereiten.

      »Nein, leider nicht. Im Kulturhaus spielen s’ meistens Jazz. Das ist nix für mich.«

      »Über Geschmack lässt sich nun mal nicht streiten«, ätzte Bergmann.

      Stöckler schien seinen sarkastischen Tonfall gar nicht wahrzunehmen. »Mir sind die Kabarettabende dort eh viel lieber. Wir ham ja in unserm Beruf eher wenig zum Lachen. Überhaupt in letzter Zeit«, meinte er.

      »Humor ist, wenn man trotzdem lacht«, erwiderte Bergmann süffisant.

      Auch dieser Kommentar prallte an Stöckler ab. Von dem Stoiker konnte sie sich noch einige Scheiben abschneiden, stellte Sandra voller Bewunderung fest.

      »Habt ihr ein Foto von dem Vermissten? Und seine Daten?«, kam Bergmann zur Sache.

      »Hier ist sein Steckbrief. Wir haben ihn im Einsatzwagen für euch ausgedruckt.«

      Bergmann und Sandra studierten gemeinsam den Zettel. Die braunen lockigen Haare stimmten mit jenen der Leiche überein, wenngleich sie auf dem Foto etwas kürzer geschnitten waren. Das geschätzte Alter kam ebenfalls hin. Der abgängige Christian Maric hatte am 13. August dieses Jahres seinen 28. Geburtstag gefeiert, der leider auch sein letzter gewesen sein dürfte. Die Beschreibung der Kleidung, die der Tote zuletzt getragen hatte – eine schwarze Hose, ein schwarzes Hemd und ein ebenfalls schwarzes Samtjackett, dazu knöchelhohe graue Sneakers – passte ebenso.

      »Gut. Wir kümmern uns dann um alles Weitere. Wo ist denn die Zeugin, die die Leiche gefunden hat?«, fragte Bergmann.

      »Bei der Zeugin handelt es sich um die Krenn Waltraud«, erklärte Stöckler den Ermittlern nichts Neues. »Ich hab sie vor einer halben Stunde gehn lassen. Sie war ein bissl groggy und wollt lieber aufm Koglerhof auf ihre Einvernahme warten. Ist ja nimmer die Jüngste, die Traudl. Aber Arzt wollt sie partout keinen haben.«

      »Und wo ist dieser Hof?«

      Stöckler drehte sich um und deutete zur Anhöhe. »Gleich hinter dem Acker rechts die Kurve hinauf. Nach den Hollerbüschen ist der Koglerhof. Er g’hört der Josefine, die Traudl … die Frau Krenn ist ihre Taufgodl.«

      »Ich nehme mal an, das soll Taufpatin heißen«, sagte Bergmann.

      »Genau.«

      »Von Josefine Kogler«, sagte Bergmann und war drauf und dran, sich den Namen zu notieren.

      »Aber nein«, unterbrach Stöckler ihn. »Kogler ist der Vulgoname.«

      Sandra und Miriam grinsten einander an.

      »Ihr immer mit euren komischen Vulgonamen. Als ob man sich nicht so schon viel zu viele Namen merken müsste«, beschwerte sich der Chefinspektor aus Wien, der lange genug in der Steiermark ermittelte, um an diese ländliche Sitte gewöhnt zu sein.

      »Die Josefine heißt Haselbacher mit Nachnamen. Sie ist Schweinebäuerin, baut aber auch Holler und Marillen an«, sagte Stöckler.

      »Haselbacher? Wie der tote Winzer?«

      Stöckler nickte. »Er war ihr Cousin.«

      »Ach so, verstehe. Jeder mit jedem …« Einmal mehr war es Bergmann, der nun grinste, »… verwandt, meine ich.«

      »Das macht das Namenmerken doch wiederum um einiges einfacher für dich«, stichelte Sandra.

      Bergmann steckte Notizblock, Stift und Steckbrief in die Innentasche seiner Jacke. »Wo steht dein Wagen?«

      »Den Feldweg hinunter, dann links. Wir können aber auch den Abstecher zurück durch den Wald nehmen«, meinte Sandra.

      Bergmann schüttelte den Kopf und deutete zu einem zivilen Wagen in der Reihe. »Miriam fährt uns zu diesem Hof hinauf. Und nach der Einvernahme zu deinem Auto.«

      Sandra starrte ungläubig den schwarzen Audi an. »Wir haben einen neuen Dienstwagen?« Kaum zu fassen, dass der alte VW-Passat in ihrer Abwesenheit gegen einen funkelnagelneuen A6 eingetauscht worden war.

      »Da siehst du mal, was dir alles entgangen ist«, meinte Bergmann. »Servus, Stöckler«, verabschiedete er sich vom Inspektionskommandanten.

      Der hob seine Hand gemächlich an den Kappenrand. »Pfiat eich«, grüßte der Landpolizist

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