Steirerland. Claudia Rossbacher
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»Immerhin hast du ihm das Leben gerettet, Traudl«, tröstete Josefine ihre Patentante. »Und seit der letzten OP kommt er doch auch viel besser zurecht.«
Waltraud Krenn nickte.
»Der Fipsl ist glücklich hier am Hof. Die Arbeit macht ihm riesigen Spaß. Er liebt die Schweindln, und es fehlt ihm an nix«, sagte Josefine.
»Du behandelst ihn ja auch viel besser, als der Josef es seinerzeit getan hat. Gott hab ihn selig«, sagte Waltraud Krenn.
»Das ist nicht besonders schwer. Aber lassen wir das. Über Tote soll man nicht schlecht reden«, entgegnete Josefine.
»Wurde Herr Blasl nach Herrn Haselbachers Tod von der Polizei befragt?«, wollte Bergmann wissen.
»Ja«, bestätigte Josefine. »Er kann sich nicht so gut artikulieren, deshalb war ich bei der Befragung dabei. Ich bin seine langsame, schwer verständliche Sprache gewöhnt. Wir waren beide hier am Hof. Das steht bestimmt im Protokoll.«
Bergmann verzichtete auf eine weitere Befragung des Gehilfen. »Und Ihr dementer Großvater wohnt im Nebengebäude. Wurde der einvernommen?«, fragte er.
Josefine nickte. »Das hat aber nix gebracht. Die Krankheit ist zu weit fortgeschritten.«
»Der Sepp wird vom mobilen Pflegedienst betreut. Er hat’s Rennerte, wie man so schön sagt. Er poscht alle Augenblick ab und wird woanders wieder aufgeklaubt. Dabei ist er eh schon ganz wacklert unterwegs. Es streut ihn auch dauernd her. Drum hab ich ihm vor ein paar Wochen einen Rollstuhl besorgt. Die Josefine hat eh schon genug um die Ohren.« Waltraud Krenn griff nach einem weiteren Stück Stollen, um dieses wie schon zuvor mit Butter zu bestreichen. »Wolln S’ nicht doch ein Stück kosten? Den hab ich gebacken, weil die Josefine ja keine Oma mehr hat. Von der Tradition her machen das bei uns die Großmütter zu Allerheiligen, wissen S’?«
Sandra hätte das Angebot gern angenommen, wären sie privat hier gewesen. So aber winkte sie erneut ab, wie Bergmann und Miriam auch.
Josefine seufzte. »Letztens wär der Opa fast vom Bus überfahren worden …«
»In einem Pflegeheim für Demenzkranke wär er auf alle Fälle besser aufgehoben. Aber das kann sich ja kein Mensch leisten. Warum wir als einziges Bundesland einen Pflegeregress haben und für pflegebedürftige Angehörige zur Kasse gebeten werden, versteht sowieso niemand. So viel zur hochgelobten Reformpartnerschaft«, mokierte sich Waltraud Krenn über die steirische Landespolitik.
Bergmann setzte an, sie zu unterbrechen, doch Josefine war schneller. »Der mobile Pflegedienst ist halt doch um einiges günstiger als ein Pflegeheim. Deshalb hab ich den Opa zu Hause behalten und hoff, dass ihm nix passiert, wenn er grad allein ist. Ich kann ihn ja schwer ans Bett anbinden.«
»Als Enkelin sind Sie doch gar nicht regresspflichtig«, warf Sandra ein.
»Ich nicht, aber mein Vater. Der schwimmt auch nicht grad im Geld, und Platz hat er sowieso keinen fürn Opa. Außerdem hat der sein Lebtag aufm Hof hier gewohnt.«
»Ja dann vielen Dank.« Bergmann beendete die Befragung, die, soweit Sandra dies beurteilen konnte, keine wesentlichen Ermittlungsfortschritte gebracht hatte. Wenngleich der Chefinspektor einen durchaus zufriedenen Eindruck machte.
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz sah sich Sandra noch einmal um. Der Koglerhof lag verschlafen in der Mittagssonne, idyllisch umringt von Obstgärten und Äckern, die um diese Jahreszeit bereits abgeerntet waren. Hinter dem Hof begann der Wald. Von der anderen Straßenseite leuchtete das gelbe Laub der Weinstöcke des Nachbarn herüber, dessen Weingarten direkt ans Gehege der Schweine grenzte. Sandras Blick streifte das Nebengebäude. Hinter dem gekippten Fenster glaubte sie einen Schatten wahrgenommen zu haben, der sich wegbewegt hatte. Als sie hinsah, war er fort. Nur der Vorhang bewegte sich leicht. »Ich glaube, wir wurden eben beobachtet«, sagte sie. Trotz der warmen Mittagstemperatur hatte sie plötzlich eine Gänsehaut.
»Von wem?«, fragte Bergmann und sah sich um.
Sandra deutete auf das Fenster. »Dort drüben ist gerade jemand hinter dem Vorhang verschwunden.« Oder hatte sie sich das nur eingebildet? War sie einer optischen Täuschung aufgesessen?
»Ich seh nix«, sagte Miriam.
Bergmann zuckte mit den Schultern. »Wenn du keine Halluzinationen hast, war das bestimmt nur der alte Haselbacher. Der wohnt ja im Nebengebäude«, meinte Bergmann und setzte den Weg zum Parkplatz fort.
Wahrscheinlich hatte er recht. Wenn dort überhaupt jemand gestanden war, war es wohl der Altbauer gewesen. Daran war nun wahrlich nichts ungewöhnlich, schon gar nicht unheimlich. Sandra öffnete die hintere Tür des Dienstwagens und nahm auf der Rückbank Platz. Miriam startete den Wagen und lenkte ihn auf die Straße.
»Check doch mal, ob der vermisste dritte Mann inzwischen wieder aufgetaucht ist. Oder ob sich die beiden Jazzmusiker um einen neuen Akkordeonspieler umsehen müssen«, sagte Bergmann zu Miriam gewandt.
Nach der Kurve konnten sie bereits die Einsatzfahrzeuge und den Leichenwagen am Feldweg neben dem Wald stehen sehen.
»Mach ich dann auf dem Rückweg nach Graz«, antwortete Miriam. »Soll ich gleich einen Vernehmungstermin mit ihnen ausmachen? Für den Fall, dass es noch immer kein Lebenszeichen von Maric gibt?«
Sandra sah den Chefinspektor von hinten nicken.
»Warte, bleib doch mal dort vorn bei Jutta stehen. Ich frage sie rasch wegen des Obduktionstermins.« Bergmann sprang aus dem Audi, kaum, dass dieser zum Stillstand gekommen war.
»Na der hat’s aber eilig«, bemerkte Miriam grinsend.
Auch Sandra sah dem Chefinspektor hinterher und beobachtete, wie er auf der anderen Seite des Feldwegs die Gerichtsmedizinerin ansprach. Das letzte Mal, als sie die beiden miteinander erlebt hatte, hatte Gewitterstimmung geherrscht, erinnerte sie sich nur allzu gut. Was zwischen den beiden vorgefallen war, hatte sie damals wie heute nicht interessiert. Es nervte sie auch so schon gewaltig, dass Bergmann Berufliches und Privates nicht trennen konnte. Weniger wegen der Ärztin, die er ungeniert hofiert und wohl auch außerhalb des Dienstes getroffen hatte, sondern viel mehr, weil er anfangs versucht hatte, bei Sandra zu landen. Erst hatte sie es gar nicht kapiert, dann hatte sie ihn abblitzen lassen. Aber das war eine andere Geschichte, die längst verjährt war. Der Transportsarg, der eben in den Leichenwagen geschoben wurde, raubte Sandra die Sicht auf Bergmann und die Gerichtsmedizinerin.
Miriam wandte sich zu ihr um. »Ich bin echt froh, dass du wieder da bist.«
»War’s denn so schlimm mit Bergmann?« Sandra rutschte auf der Rückbank nach vorn. Der Leichenwagen setzte sich langsam in Bewegung. Doktor Kehrer redete, während Bergmann ihr zuhörte. Dabei kaute er am Bügel seiner Sonnenbrille und nickte wiederholt.
»Nein. Der ist doch eh ganz handzahm. Meistens jedenfalls. Aber wir sind einfach zu wenige Ermittler. Im ersten Mordfall stecken wir ganz am Anfang. Und jetzt passiert auch noch ein zweiter …« Miriam seufzte.
Bergmann setzte die Sonnenbrille auf und strebte federnden Schrittes auf den Audi zu.
»Vielleicht hilft uns der zweite Mord ja, beide Fälle aufzuklären«, sagte Sandra. Das war aber auch schon der einzige mögliche Vorteil an einem Serienmord. Der große Nachteil war, dass der Täter jederzeit wieder zuschlagen konnte. Wenn es ihnen nicht rechtzeitig gelang, ihn auszuforschen