Steirerland. Claudia Rossbacher
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Demnach waren dem ersten Opfer auch die Hände abgetrennt worden, schloss Sandra aus ihren Worten. Oder hatte Waltraud Krenn andere Körperteile gemeint?
»Beruhig dich, Traudl. Wart, ich hol dir frische Taschentücher.« Josefine erhob sich. »Mag vielleicht jemand einen Kaffee? Oder was anderes?«, fragte sie in die Runde. »Allerheiligenstriezel wär noch da.«
Bergmann und Miriam nahmen das Kaffeeangebot an. Sandra begnügte sich mit einem Glas Wasser.
»Die Josefine ist mein Patenkind«, erzählte Frau Krenn, inzwischen wieder gefasst, während die junge Frau im Küchenbereich der Stube mit der Kaffeemaschine hantierte. »Sie ist so ein tüchtiges Dirndl. Hat den Hof bald nach der Landwirtschaftsschule von ihrem Onkel Josef übernommen. Nachdem er mim Traktor tödlich verunglückt ist. Der Sepp, ihr Opa, kann sich ja leider um nix mehr kümmern. So, wie der beinander ist.«
»Traudl, es geht hier nicht um mich oder um den Hof«, unterbrach Josefine die Frau aus der anderen Ecke des Raumes.
»Ja leider.« Bergmann räusperte sich. Hatte er das eben wirklich gesagt? »Also von vorn, Frau Krenn«, fuhr er fort. »Wann genau haben Sie heute Morgen die Leiche gefunden?«
»Das muss gegen halb zehn gewesen sein. Ich hab nicht auf die Uhr gschaut. Der Lumpi war auf einmal futsch. Ich hab ihn im Wald bellen gehört. Also bin ich hinterher und hab ihn dann im Graben gefunden, neben dem Mann, der dort unten auf dem Bauch gelegen ist. Mir war sofort klar, dass der keinen Arzt mehr braucht. Drum hab ich gleich 133 gewählt. Zum Glück hab ich mein Handy dabeigehabt.«
»Das solltest du immer mitnehmen, wenn du allein spazieren gehst. Für Notfälle …« Josefine stellte das Tablett mit den Getränken, einigen Scheiben des Allerheiligenstriezels und einer Butterdose auf dem massiven Holztisch ab. Dann zog sie eine Packung Taschentücher aus der Westentasche und reichte sie ihrer Taufpatin.
»Dank dir schön, mein Herzl. Ich hab ja eigentlich gehofft, dass es für mich keine Notfälle mehr gibt, nachdem ich zu keinen Geburten mehr muss.« Waltraud Krenn schnäuzte sich lautstark, während Bergmann den Zucker in seinen Kaffee rieseln ließ. Miriam goss Milch in die handbemalte Keramiktasse und nahm ebenfalls einen Schluck.
»Wenn das so weiter geht, kann man sich bei uns ja bald nimmer aus dem Haus trauen«, fuhr Frau Krenn mehr ärgerlich als ängstlich fort, während sie ihren Striezel dick mit Butter bestrich.
Falls sie es tatsächlich mit einem Serienmörder zu tun hatten, passte eine ältere Dame wie Waltraud Krenn wohl kaum in dessen Beuteschema, überlegte Sandra. In beiden Fällen waren junge Männer ermordet und verstümmelt worden. So viel hatte sie inzwischen mitbekommen. Dennoch war es zu früh, um das Gefahrenpotenzial für andere Bevölkerungsgruppen abschätzen zu können.
Bergmann stellte seine Kaffeetasse ab. »Haben Sie den Toten schon einmal gesehen, als er noch gelebt hat?«, fragte er.
»Ich weiß nicht. Von hinten hab ich ihn nicht erkennen können«, meinte Frau Krenn kauend.
»Sie haben seine Position also nicht verändert?«
»Nein.«
»Und auch nichts aus seinen Taschen entwendet?«
Waltraud Krenn schluckte den Bissen in ihrem Mund hinunter. »Wie bitte? Na hearn S’, Sie ham vielleicht Nerven …«
»Reine Routinefrage«, unterbrach Sandra die aufgeregte Frau.
»Ich glaub, ich bin im falschen Film.« Waltraud Krenn lehnte sich erschöpft zurück.
Langsam drehte Bergmann sein Kaffeehäferl auf der Untertasse einmal um die Achse, als wolle er das Blumendekor auf Fehler überprüfen. »Sagt Ihnen der Name Christian Maric etwas?«, fragte er, ohne aufzublicken.
»Maric? Ich kenn einen Buchhändler in Leibnitz, der so heißt. Aber sein Vorname ist Thomas. Der versorgt mich immer mit Kriminalromanen. Die les ich am liebsten. Nur nix Skandinavisches, das ist mir zu düster …« Waltraud Krenn biss erneut von ihrem Stollen ab. Dass sie nun selbst als Zeugin in einen Kriminalfall verwickelt war, schien ihren Appetit nicht zu beeinträchtigen. »Ich bin öfter in Leibnitz. Meine Schwester lebt seit 35 Jahren dort«, erklärte sie mit vollem Mund.
»Und Sie?«, wandte sich Bergmann an Josefine.
»Ich nicht. Ich hab leider wenig Zeit zum Lesen. Wenn, dann bestell ich meine Bücher im Internet. Das ist praktischer.«
»Ich meinte eigentlich, ob Sie einen Herrn Maric kennen«, sagte Bergmann, ungewohnt geduldig.
Josefine lachte auf. »Ach so, entschuldigen Sie bitte … Nein, ich kenn keinen Maric. Weder einen Christian noch einen Thomas«, antwortete sie.
»Ist Maric der Name von dem Toten im Wald?«, erkundigte sich Waltraud Krenn, noch immer kauend.
»Das müssen wir erst überprüfen«, blieb Bergmann vage. »Wann haben Sie Markus Haselbacher denn zum letzten Mal lebend gesehen?«
»Beim Erntedank-Brunch in Neusetz. Am 20. Oktober«, war sich Waltraud Krenn sicher. »Das hab ich aber schon letztens Ihren Kollegen gesagt.«
»Es wurden über 80 Leute befragt, an deren Aussagen ich mich beim besten Willen nicht lückenlos bis ins kleinste Detail erinnere«, meinte Bergmann. »Und wann haben Sie Ihren Cousin zuletzt gesehen, Frau Haselbacher?«
»Auch bei diesem Sonntagsbrunch«, sagte Josefine. »Zwei Tage später hätte er uns Wein liefern sollen. Da war er aber schon tot.«
»Und verraten Sie mir bitte noch einmal, wo Sie beide am Abend des 20. Oktober waren? Zwischen 19 und 22 Uhr?«
»Daheim«, meinte Waltraud Krenn.
»Kann das jemand bezeugen?«
»Nein. Ich bin Witwe und leb allein mit dem Lumpi.« Der letzte Bissen vom Germgebäck verschwand in ihrem Mund.
»Und Sie?«
»Ich war auch daheim.«
»Wann sind Sie nach Hause gekommen?«
»Zwischen 15 und 16 Uhr«, antwortete Waltraud Krenn und wischte ihre Finger mit der Serviette ab.
»Auch so um diese Zeit herum. Leider taugt mein Opa als Zeuge nix«, sagte Josefine.
»Der Sepp ist dement«, fügte die ältere Frau hinzu.
»Verstehe. Und wo waren Sie von Dienstag auf Mittwoch dieser Woche?«
»Zu Hause«, wiederholte Frau Krenn.
»Da war doch dieses Jazzkonzert …«, überlegte Josefine laut.
»Genau. Waren Sie dort?«
»Ja.«
»Allein?«
»Ich bin allein ins Kulturhaus und allein wieder nach Hause gefahren. Vor dem Konzert hab ich ein paar Leute dort getroffen und mit ihnen geplaudert.«
Sandra