Blutregen. Amy Blankenship
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Читать онлайн книгу Blutregen - Amy Blankenship страница 10
Ehe sie seine Absicht erkennen konnte, hatte er einen Arm um ihre Taille gelegt und zog sie an seinen starken Körper. Ebenso schnell drückte sie ihre Hand gegen seine Brust, um zumindest ein klein Bisschen Abstand von ihm zu wahren. Ernsthaft, wenn er versuchte, sie verrückt zu machen, dann war er auf dem richtigen Weg.
„Du hast recht, ich sollte es an dir auslassen“, sagte sie betont und drückte sich von ihm weg, war überrascht, dass er sie so einfach gehen ließ, dass sie fast ihr Gleichgewicht verlor. Sie knirschte mit den Zähnen, versuchte, die merkwürdige Enttäuschung zu ignorieren, die sie fühlte, weil er sie so schnell losgelassen hatte.
Sie schloss ihre Hand um die Markierung und sagte das erste, was ihr einfiel: „Was, zur Hölle, hast du mit mir gemacht?“
„Mache ich dir Angst?“, fragte Syn, lehnte sich an ihren Bettpfosten und verschränkte seine Arme vor seiner Brust.
Angelica war auf diese Frage nicht vorbereitet gewesen und sie zog ihre Augenbrauen zusammen, als er seine Arme verschränkte, ehe sie ihren Blick zu seinen leuchtend violetten Augen hob. Sie wollte schwören, dass sie vor Wut leuchteten, aber er schien völlig ruhig zu sein.
„Ich habe keine Angst vor dir“, erklärte sie großspurig, dann machte sie schnell einen Schritt zurück, als er sich von dem Bettpfosten abstieß und auf sie zukam.
„Ich habe nichts gemacht, um dich zu verletzen“, verteidigte Syn sich, wobei er ein Knurren kaum unterdrücken konnte, denn er wusste, sie hatten dieses Spiel schon früher gespielt. Sie hatte schon in der Vergangenheit gegen ihn gekämpft, hatte ihn fast verrückt gemacht, und er hatte keine Lust darauf, zu warten, bis die Geschichte sich wiederholte. Er fühlte einen Stich im Herzen, als er sich daran erinnerte, wie jene Geschichte geendet hatte. „Du bist der einzige Grund, weshalb ich hier bin.“
Angelica schüttelte ihren Kopf, wollte nicht die Verantwortung tragen, jemandes Grund für irgendetwas zu sein. Sie hatte so viele Mauern um sich aufgebaut, dass der einzige, der jemals eine Chance gehabt hatte, zu ihr vorzudringen, Zachary gewesen war. Genau genommen war es sein anderes Ich, Zach, gewesen, der gnadenlos durch diese Mauern gestürmt war. Einen Moment lang fühlte sie sich bei dem Gedanken traurig, denn sie vermisste seine Freundschaft und seine unerwünschten Ratschläge.
Syns Augen wurden schmal, als er hörte, wie sie der Nähe nachtrauerte, die sie mit dem Phönix geteilt hatte. Es war schade, dass sie die Tatsache vergessen hatte, dass er, Syn, ein sehr besitzergreifender Mann war, der sie noch nie mit anderen teilen hatte wollen. Er hatte schon früher Morde begangen, um sie zu behalten, und er würde es jederzeit ohne zu zögern wieder tun.
Er zog die Zügel um seine Macht enger, als sie versuchte, bei der Erinnerung aufzuflammen, und Syn erkannte, dass er an seine Grenzen stieß. Wie hatte sie es geschafft, ihn so schnell auf diesen ungeduldigen Zustand zu reduzieren?
„Du bist nicht wegen mir hierher gekommen.“ Angelica runzelte die Stirn, als sie das aussprach, was ihr offensichtlich erschien. „Du bist wegen deiner Jungs gekommen, wobei ich bemerken darf, dass sie genau so alt aussehen, wie du… eher wie deine Brüder, nicht deine Kinder. Und jetzt bleibst du hier, um Storm zu helfen, gegen die Dämonen zu kämpfen.“ Ihre Stimme versagte, als ihr Rücken die Wand im selben Moment traf, wie seine beiden Handflächen an ihren beiden Seiten dort auftrafen… sodass sie an der gestrichenen Felswand des Schlosses eingeschlossen war.
„Meine Partnerin ist diejenige, die Storm hilft… nicht ich“, knurrte Syn barsch. „Ich bin nur hier, um zu verhindern, dass sie sich wieder umbringen lässt!“
„Ich wurde noch nie umgebracht“, entgegnete Angelica scharf, dann zuckte sie, als die Wand unter seinen Handflächen knackte und dünne Linien durch den Fels neben ihrem Kopf und ihren Schultern liefen.
„Hör auf“, flüsterte sie kaum hörbar.
Etwas war eindeutig nicht in Ordnung mit ihm, aber anstatt ihr Angst zu machen… brach es ihr plötzlich das Herz. Sie atmete langsamer, wollte im Augenblick besser vorsichtig sein, denn sie fühlte, dass, wenn sie es nicht war, der mächtige Mann vor ihr zerbrechen würde, und das wäre der Beginn ihrer tiefsten Angst.
„Ich werde dich festhalten, bis ich mich wieder beruhigt habe“, warnte Syn sie einen Moment bevor er sich nach vorne beugte und sie an sich zog.
Als Angelica ihn gewähren ließ, fühlte Syn, wie ein Teil der überwältigenden Trauer seine angespannten Schultern verließ. Sie erinnerte sich zwar nicht an ihren Tod, aber für ihn war es eine Erinnerung, die er tief in sich selbst begraben halten wollte… um seinen Verstand zu bewahren. Sie noch immer in seinen Armen, senkte er sich auf seine Knie und zog sie mit sich. Er ließ eine zitternde Hand über ihren Rücken hoch in ihr seidiges, schwarzes Haar kriechen, um ihre Wange an seinen Hals zu drücken und seine Lippen auf ihren Scheitel zu legen.
Angelica blinzelte, als sie seinen Körper zittern fühlte und seinen schweren Atem in ihrem Ohr hörte. Es war, als kämpfte er gegen etwas, das sie nicht sehen konnte. Nachdem sie dies als Grund dafür nutzen konnte, im Moment einmal nachzugeben, entspannte sie sich langsam an ihm und ließ ihn sie festhalten. Sie war überrascht, wie warm und beschützt sie sich in seinen Armen fühlte. Er war so groß und so stark, doch sie fühlte auch seine Zurückhaltung, als er sie hielt.
Als sie den Mut gesammelt hatte, ihre Neugierde zu befriedigen, sprach sie mit leiser, ruhiger Stimme: „Ich verstehe nicht, was ich getan habe, um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen.“
„Nein… das kannst du auch nicht verstehen“, bestätigte Syn und küsste sanft ihr dunkles Haar, ehe er seine Wange daran schmiegte.
Ein Teil von ihm wollte sie nicht an ihre schwierige Vergangenheit erinnern… wollte den Hass für das, was er getan hatte, in ihren Augen nicht sehen. Nicht, wenn er doch nicht die Absicht hatte, sie um Vergebung zu bitten. Sie hatten es verdient zu sterben… alle.
„Du bist nicht sehr hilfreich“, wies Angelica ihn hin, die sich langsam sehr müde fühlte, nach all den Adrenalinschüben der letzten Stunden.
Sie hatte nicht gelogen… sie hatte keine Angst vor ihm… nicht wirklich. Sie hatte zugesehen, wie er sich selbst fast getötet hatte, um einen Raum voller ermordeter Kinder wieder zum Leben zu erwecken. Wie konnte sie jemals Angst vor ihm haben, wenn sie sich doch kaum davon abhalten konnte, sich an ihn zu binden? Sie würde einen Weg finden müssen, sich permanent von ihm zu entfernen.
„Du bist grausam zu mir, Angelica“, flüsterte Syn, der ihre tiefsten Gedanken gehört hatte. „Wenn du deine Seele weiterhin wegsperren möchtest… wirst du herausfinden, wie grausam ich wegen dir geworden bin.“
Ihre Furcht erwachte bei diesen Worten und Angelica versuchte erfolglos, sich aus seinen Armen zu befreien. Wollte er ihre Seele nehmen, so wie die so vieler Menschen? War das der wirkliche Grund, weshalb er sie immer verfolgte?
„Meine Seele gehört nicht dir und das wird sie auch nie“, beharrte sie, als ihr Fluchtinstinkt sie dazu brachte, ihren Kampf um ihre Freiheit zu verstärken.
„Tut sie nicht?“, knurrte Syn, der fühlte, wie sein Verstand wackelte. „Soll ich noch eine weitere Welt zerstören, um es dir zu beweisen?“
Angelicas Augen weiteten sich und sie hielt still. Was meinte er damit, eine weitere Welt zerstören? Schnell beschloss sie, nicht zu fragen, denn ernsthaft… wer würde das schon wissen wollen? Sie fühlte ihre Angst immer noch an ihr kleben, nachdem