Blutregen. Amy Blankenship
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Читать онлайн книгу Blutregen - Amy Blankenship страница 11
Angelica wollte zur Decke hochsehen, aber Syn ließ sie ihren Kopf nicht heben, also blieb sie in seinen Armen und fragte sich, was sie tun sollte. Der Morgen dämmerte schon, sodass der Raum in dunkle Schatten getaucht war, aber nicht völlig dunkel.
„Kämpfen wir?“, fragte sie flüsternd. Denn wenn es so war, dann wusste sie schon, dass sie verlieren würde.
„Nein“, knurrte er grob, dann starrte er wütend auf den ovalen Spiegel über ihrer Kommode, als dieser es wagte, mit einem lauten Knacken zu zerspringen.
„Wie wäre es dann, wenn du mir erzählst, was los ist, bevor du wieder mein Schlafzimmer zerstörst?“, platzte es aus Angelica heraus.
Syn erstarrte, als er sie sagen hörte… wieder. Erinnerte sie sich endlich wieder an Dinge, die nicht in diesem Leben… oder auf dieser Welt geschehen waren? War ihre Seele stark genug, um endlich den Käfig ihres sterblichen Gefängnisses aufzubrechen? Vorsichtig ballte er die Hand, die in ihrem dunklen Haar verflochten war, zu einer Faust, damit er sich von ihr zurücklehnen und in ihren Augen nach der Wahrheit suchen konnte.
„Wieder?“ Seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren erschrocken.
„Was?“, fragte Angelica verwirrt. Mann… so wie er sie festhielt, war es wirklich schwierig, sich zu konzentrieren. Es war wirklich ermüdend.
„Du sagtest, ich soll dir sagen, was los ist, bevor ich… wieder dein Schlafzimmer zerstöre“, wiederholte er, wobei er das Wort ‚wieder‘ betonte.
„Habe ich das?“, flüsterte Angelica, als sie fühlte, wie ein kalter Schauder über ihre Arme lief. Ihre Lippen öffneten sich, um zu widersprechen, aber sie hatte ‚wieder‘ gesagt und konnte es jetzt nicht zurücknehmen, denn es fühlte sich plötzlich an, als wäre es die Wahrheit.
Syn ließ seine Frustration los und ein gemeines Lächeln hob seine Mundwinkel. Er hatte ihr Schlafzimmer mehr als nur einmal zerstört, obwohl er natürlich keine Ahnung hatte, welche Erinnerung nun versuchte, zurückzukommen, aber es war ihm egal. Gut oder schlecht, er wartete ungeduldig darauf, ebenso wie auf den Streit, den sie deshalb wahrscheinlich haben würden.
Ihre Seele war ihr innerstes Selbst und hatte ihm schon vergeben… es war der Rest von ihr, den er dazu zwingen würde müssen, aufzugeben.
Als sie ihn dabei erwischte, wie er über ihre Verwirrung grinste, löste Angelica sich schnell aus seinen Armen, war froh, dass er ihr Haar losließ, ehe sie sich das Genick verdrehen konnte.
„Gut, es gefällt dir, in deiner Freizeit Schlafzimmer umzugestalten… wie auch immer. Wenn du mich jetzt nicht alleine lässt, damit ich mich ausruhen kann, dann werde ich dich umgestalten.“ Sie runzelte die Stirn, als er prompt verschwand, wobei der Klang seines Lachens noch einen Moment im Zimmer hing.
Angelica lauschte dem warmen Gelächter bis es verklang. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie ihn jemals so lachen gehört hatte… oder auch nur lächeln gesehen hatte. Also wieso schmerzte bei dem Geräusch ihre Brust, als hätte sie etwas gleichzeitig wiedergewonnen und verloren, das sie liebte.
Nachdem sie sich völlig ausgelaugt fühlte, krabbelte sie hinüber zu ihrem Bett und kletterte hoch auf die Matratze, versuchte dabei, das Gefühl, dass sie die ganze Zeit rückwärts fiel, zu ignorieren. Sie sah in ihrem Geiste ein kurzes Bild von seinem warmherzigen Lächeln aufblitzen… einem Lächeln, von dem sie eben behauptet hatte, dass sie es noch nie gesehen hatte. Dieser kurze Vorgeschmack ließ sie sich danach sehnen mehr davon zu sehen.
Erschöpft schloss sie ihre Augen, gab sich selbst auf und ließ zu, dass sie dem folgte, was auch immer so unaufhörlich an ihr zog.
Syn erschien am Dach des Schlosses. Er hatte einen leichten Schimmer von Violett in ihren dunklen Augen gesehen und beschlossen, sie nicht zu stören, wenn sie in ihren Gedanken stöberte. Er hatte schon früher beobachtet, wie die Farbe ihrer Iris sich veränderte, aber nur, wenn sie ihre Macht benutzte. Das war scheinbar die einzige Zeit, wo sie es sich erlaubte, sie selbst zu sein und die mächtige Seele zu fühlen, die tief in ihr eingeschlossen war.
Er konnte verstehen, weshalb sie unbewusst ihre Seele vor einer Welt schützte, wo sterbliches Leben und Tod so schnell abliefen. Es war reiner Instinkt, aber diese Angst war nun nicht mehr angebracht. In derselben Sekunde, wie sie ihn aus dieser dunklen Höhle gerufen hatte… hatte er ihr seine Macht in der Gestalt der Markierung in ihrer Handfläche geschickt. Später hatte er diese Macht verstärkt, indem er seine Lebensenergie in sie geatmet hatte… obwohl sie die Bedeutung dieses Austauschs nicht verstanden hatte.
Sie hatte nun Fähigkeiten, derer sie sich nicht einmal bewusst war, und er hatte ihr aus rein egoistischen Gründen nicht geholfen, sie herauszufinden. Sie war jetzt schon zu unabhängig für seinen Geschmack. Obwohl die Zeit nun nicht mehr ihr Feind war und die meisten ihrer Verletzungen sofort heilen würden… stellten die mächtigen Unsterblichen, die der Stadt den Krieg erklärt hatten, immer noch eine Gefahr für sie dar.
Es gab noch eine weitere Sache, die er für sie tun konnte, um ihr zu helfen, größere Chancen zu haben, aber er versuchte, geduldig zu sein, denn er wusste, dass sie noch nicht bereit war, für die Nebenwirkungen davon, wenn er sein Blut mit ihrem vermischen würde. Er hatte diesen Fehler schon einmal gemacht. Es war nicht dasselbe, wie wenn ihre Kinder ihr Blut mit ihren Seelenfreundinnen teilten.
Er senkte seinen Blick auf das Dach, hörte die Stille, die aus dem Zimmer unter ihm kam. Außerdem, wenn er sie nun beißen würde, dann würde sie das als Beweis dafür sehen, dass er genau das war, wovon sie sich selbst überzeugt hatte… ein Monster.
Sanft mit ihr umzugehen, bedeutete für sie ein Risiko, und es würde nicht viel mehr brauchen, um ihn dazu zu drängen, zu dem Monster zu werden, das sie brauchte. Schließlich… hatte er diese Rolle schon einmal gespielt.
Kapitel 5
Kriss stand vor dem riesigen Panoramafenster ihrer Dachgeschosswohnung, eine Flasche von Kats berühmtem Heat in einer Hand und ein übergroßes Weinglas in der anderen. Er wollte sich betrinken, aber sein nervend schneller Metabolismus ließ nicht zu, dass er seine Gedanken und Gefühle für länger als ein paar Momente betäuben konnte.
Frustriert verkrampfte sich seine Hand um das Glas, sodass er es unabsichtlich zerbrach, als er sich daran erinnerte, wie er Vincents Gesicht zum ersten Mal nach unzähligen Jahren wiedergesehen hatte. Zugegeben, Vincent würde sich nicht an ihr Treffen erinnern, weil Storm die Zeit umgedreht hatte… aber Kriss würde den Ausdruck von Hass auf Vincents Gesicht, als er ihn angesehen hatte, nie wieder vergessen.
Um dem Hass etwas entgegenzusetzen, schaute er rebellisch zurück auf die Erinnerungen aus seiner Kindheit, zu jener Zeit, in der Vincent für ihn ganz andere Gefühle gehegt hatte.
Er war noch nicht lange auf dieser Welt gewesen, als Dean weggegangen war, um eine Horde von Dämonen aufzuhalten, die genau in ihre Richtung unterwegs gewesen waren. Er hatte gewartet, alleine, sich zwischen den Felsen am Fuße einer Felsklippe versteckt und Deans Anordnungen befolgt, war still geblieben, in der Hoffnung, dass er an diesem Ort sicher war.
Dean hatte großteils recht gehabt. Tagelang hatte Kriss nicht einmal ein Tier gesehen… und schon gar keine Menschen oder Dämonen. Es war das erste Mal in seinem Leben,