Meine Sünde. Lia Labes K.

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Meine Sünde - Lia Labes K. страница 3

Meine Sünde - Lia Labes K.

Скачать книгу

jegliche Worte gehorche ich und blicke dabei kein einziges Mal zu Mama. Ich kann ihre weinenden Augen nicht mehr sehen, es tut zu sehr weh. Keine Minute vergeht, in der ich nicht bete und warte, dass er endlich kommt. Ich sehe auf den Boden, höre aber wie er hereintritt:

      „Ich habe deiner Mutter gesagt, dass wir ein ernstes Wörtchen reden werden.“

      Innerlich bekomme ich es mit der Angst zu tun und fürchte mich, will dies aber nicht zeigen. Schweigend sitze ich auf meinem Bett und gebe keinerlei Emotionen von mir. Er zieht seinen Gürtel aus und befiehlt mir aufzustehen. Ich weigere mich und bleibe sitzen, dies hilft mir leider herzlich wenig, denn er packt mich wie einen Sack und zieht mich fest an sich. Zu meinem Bedauern hat er die Kette entdeckt und reißt sie mir sogleich herzlos vom Hals. Ohne eine einzige Frage, macht er das Fenster auf, wirft sie hinaus, macht das Fenster wieder zu und wendet sich erneut zu mir, so, als ob nichts gewesen wäre.

      „Zieh dich aus“, befiehlt er erzürnt.

      Ich schweige, ziehe mein Shirt über den Kopf und drehe mich um. Dieses Arschloch hat es nicht verdient, mich von vorne zu sehen. Mit einem festen Druck zwingt er mich auf die Knie, genießt dabei förmlich mich zu demütigen.

      „Sei froh, dass ich zu deiner Mami etwas lieber bin“, behauptet er lachend.

      „Fick dich…“, kommt es aus mir heraus und ein kräftiger Schnalzer ertönt. Ich schreie auf, als würde ich lebend verbrennen. Er schlägt kräftig und ohne Reue, dann lacht er:

      „ Heute gibt es die doppelte Packung, da du abgehauen bist. Und noch ein paar dazu, wegen deinem Schandmaul.“

      Ich halte mir ein Kissen vor das Gesicht, damit meine Mutter die Schreie nicht hören muss. Bis jetzt weiß sie nicht, welche ,ernsten Worte‘ wir eigentlich immer besprechen. Die Tür ist ja verschlossen und die Wände dicht, wie eine Steinmauer. Aber das Schlimmste von allem ist die Zeit. Es fühlt sich an wie Stunden, oder sogar wie Tage.

      Na toll… Happy Birthday, Alex. Irgendwann höre ich auf zu beten und verliere das Bewusstsein. Hoffentlich hat er sich nicht verzählt.

      Kapitel 2: Geschenk

      Die Dunkelheit wird langsam von hellem Licht verdrängt und ich werde von den warmen Strahlen der Morgensonne geweckt. Ich blinzle und öffne meine Augen. Während ich aus dem Fenster sehe, wird mir bewusst, dass der Regen aufgehört hatte. Ich musste schon wieder auf dem Bauch geschlafen haben. Klar, durch die Wunden ist es fast unmöglich, auf dem Rücken zu liegen. Gähnend suche ich mein Handy unter dem Polster, in der Hoffnung, dass er es mir nicht schon wieder abgenommen hatte. Himmel sei Dank, es ist noch da!

      09: 35 Uhr

      “Uff, ich bin noch gut in der Zeit“, murmle ich nachdenklich und reibe mir die Augen. Ich will gerade aufstehen, als es an der Tür klopft. Verdammt! Ich springe auf, schnappe mir das nächstgelegene Shirt, laufe zur Tür und kann sie noch im letzten Moment zuhalten.

      “Alex, ich bin es! Ich wollte dich nur wecken“, höre ich meine Mutter besorgt erklären. Vorsichtig öffne ich die Tür und vergewissere mich, ob es wirklich Mom ist, oder ob ich mich doch täusche. Ich sehe sie erleichtert und doch verschlafen an.

      “Was ist los mit dir?“, fragt sie verwundert, “Ich wollte dir nur sagen, dass ich jetzt losmuss. Wir können dein Geschenk erst am Nachmittag abholen.“

      Sie sieht mich besorgt an. Ob sie anfängt zu zweifeln ? “Ach, ich bin nur verdammt müde. Könntest du mir einen Kakao machen? Ich… ich zieh mich nur noch schnell an!“, bitte ich sie gelassen. Sie nickt und steigt die Treppe wieder hinunter. Einmal blickt sie noch zurück und wirft mir einen besorgten Blick zu. “Alles ok!“, rufe ich lächelnd und verschwinde in mein Zimmer. Herr im Himmel… Ich lehne mich mit dem Rücken an die Tür, vergrabe mein Gesicht in den Händen und versuche mir die Tränen zu verkneifen.

      Irgendwann finde ich etwas Passendes zum Anziehen und begebe mich schnell ins Bad. Kaltes Wasser fließt vom Hahn herunter, dann wasche ich mir damit das Gesicht. Ich kann mich kaum im Spiegel ansehen, so sehr schäme ich mich. So viele Vorwürfe gehen mir durch den Kopf, so viele Sorgen. Wie lange wird das noch gehen? Tut er meiner Mutter dasselbe an? NeinDas hätte ich schon längst mitbekommen. Kann ich ihn nicht doch irgendwie loswerden?

      Immer wieder habe ich dieselben Gedanken und nie komme ich zu einer Antwort. Ich schaffe es meine Haare irgendwie zu richten und bemerke, dass sie etwas länger geworden sind. Dunkle Strähnen hängen mir ins Gesicht. Schwarze Strähnen, blaue Augen. Gedankenverloren schlendere ich in die Küche und versuche wieder ein bisschen in die Realität zurück zu kehren.

      “Tisch… dein…Kakao“, höre ich Mama sagen.

      “Bitte?“, wie gesagt: Ich versuche es.

      “Auf dem Tisch steht dein Kakao, Schatz.“

      Ich bedanke mich und setze mich auf den Stuhl daneben.

      “Ich muss jetzt los, ich ruf dich später an!“, sagt sie und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. “Tschau!“, rufe ich ihr nach und starre dabei auf meine alte Tasse. Eigentlich will ich keine Zeit verlieren. Wer weiß schon, wann Sebastian aufwachen wird? Also trinke ich den heißgeliebten Kakao einigermaßen genussvoll aus und begebe mich zur Haustür. Mit der Tasche und dem Türschlüssel in der Hand verlasse ich das Haus, jedoch fällt mir ein, dass der Vollidiot meine Kette gestern aus dem Fenster geworfen hat und schleiche deshalb zuerst in den Garten. Sie muss dort liegen! Die Sonnenstrahlen lassen ein kleines Objekt im Gras reflektieren. Ich hebe den Anhänger auf und knöpfe die dabei hängende Kette zusammen. Himmel… habe ich eine Wut auf den Typen! So, wie der angerissen hatte, war es kein Wunder, dass der Verschluss riss. Da das Schmuckstück wieder um meinen Hals liegt, kann ich schleunigst zur Bushaltestelle laufen. Nach einer ewiglangen Fahrt erreiche ich endlich die Stadt und steige, wie gewohnt, bei der Brücke aus. Schnell erreiche ich das Sperling Café und beginne langsam, aber sicher, die üblichen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Ach, hatte ich damals Angst, auch nur ansatzweise irgendetwas in diesem Job falsch zu machen. Klar, Meike war echt cool und total nett, aber die Gäste sind oft echt unglaublich nervig und launisch. Damals war es noch so eine Zeit, wo ich es jedem recht machen wollte, aber was tut man nicht alles für Geld? Ich lege die Tasche auf eine Kiste im hinteren Bereich des Kaffees und binde mir meine weinrote Schürze um. Schnell noch den Gürtel und- in diesem Moment biegt Meike um die Ecke:

      “Alex! Da bist du ja! Mensch, danke, dass DU zumindest verlässlich bist. Tobias hat mich schon wieder hängen gelassen!“

      “Kein Problem, Tante! Entschuldige mich, aber ich muss los.“

      Ich komme langsam in die Routine rein und kann mich tatsächlich etwas ablenken. Es ist nicht viel, aber etwas.

      Die Zeit vergeht und es ist Mittag. Ich weiß, dass die Bestellungen am Nachmittag immer mehr werden und fange jetzt schon an alles zu ordnen und einen Gang zuzulegen. Ich komme zu einem kleinen Tisch am Zaun und frage einen alten Herrn um seine Bestellung:

      “Entschuldigung. Wollen Sie noch etwas trinken? Oder vielleicht noch einen Kuchen?“

      Er sieht betrübt in die Tiefe, beginnt dann aber zu lächeln und bittet mich freundlich:

      “Bitte bringen Sie mir noch einen kleinen Kuchen.“

      “Sehr gerne! Welche Sorte soll ich Ihnen bringen? Wir haben Sachertorte, Käsekuchen, Tiramisu, …“, ich räume

Скачать книгу