Meine Sünde. Lia Labes K.
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Nachdem ich, ohne zu antworten, auflege und mich umdrehen will, ruft der Typ nochmal an.
„Man! Gib doch einen Frieden, Junge!“, ich lege erneut auf und drehe mich genervt um.
Keine 5 Sekunden später klingelt es erneut.
“Jetzt reicht es mir“, murmele ich und beschließe dem Vollpfosten meine Meinung zu sagen, mitten in der Woche um 10 Uhr nachts anzurufen. Ich hebe ab, aber was meine Meinung betrifft, ist er schneller und fängt an zu brüllen:
“Wenn du Depp JETZT auflegst, komm ich persönlich vorbei und SCHELLE dir eine! Hast du das kapiert?!?!“
“Kay?!“, verwirrt setze ich mich auf, “Was zum Teuf…? Warum rufst du mich jetzt noch an?“
Er wird schnell wieder ruhig und redete gelassen, wie sonst immer:
“Sorry, mein Akku ist tot. Steh grad in 'ner Telefonzelle. Wollte nur wissen, ob du das mit deinem Alten überlebt hast?“
Man, bin ich genervt:
“Ja. Gott sei Dank hat der Typ keine so schlimme Neugierde.“
“So wie DU?“, ich höre wie Kay anfängt zu lachen.
Mein Gesicht wird wieder rot, bin aber dennoch ermüdet von seinen Witzen. Am liebsten hätte ich auf der Stelle aufgelegt, aber er redet schnell weiter, lässt mir kaum Zeit:
“Sorry, Alex. Ich weiß, dass Seb ein Arsch ist, aber ich hab‘ das heute echt amüsant gefunden.“
Das Schweigen meinerseits hält weiterhin an.
“He, komm schon… Das war echt nicht böse gemeint! Komm! Wie wär’s, wenn du morgen mit kommst zum ,Kellinger-Fest‘? Na? Was haltest du davon?“
Dieser plötzliche Vorschlag macht mich unsicher: “Ich überlege es mir noch…“
“Spitze! Kathi und die Jungs kommen auch! Ich melde mich morgen nochmal. Übrigens… die 2€, die ich dir heute gegeben habe, könntest du sie mir wieder zurückgeben?“
In diesem Moment komme ich mir vom Schicksal verarscht vor.
“ Wieso?“, frage ich unglaubwürdig.
“Du Vollidiot hast mich vorhin zweimal weggedrückt. Das hat mich jedes Mal 50 Cent gekostet…“
“Hoppla…. Klar, gebe ich dir morgen…“
“Klasse! Dann. Gute Nacht und schlaf gut!“
Ich liebe es, wenn er mir mit seiner dunklen Stimme ins Ohr redet. Jedes Wort klingt so ruhig und warm, aber er weiß rein gar nichts von meinen Gefühlen. “Gute Nacht.“
Verdammt. Es dauerte lange, bis ich mir im Klaren über meine Gefühle war. Aber jetzt scheint es so einfach zu sein. Es ist Liebe, oder? Kann man es so nennen? Ich bin mir nicht sicher. Lieber würde ich verbrennen, als ihm die Wahrheit zu sagen. Ist es denn wirklich so einfach, wie alle behaupten? Es sind doch nur drei kleine Wörter, oder? Ein kurzer Satz. Ein kurzer Satz, der mich vielleicht vom inneren Druck befreien kann. Er kann aber auch alles zu Nichte machen. Alles, was wir aufgebaut haben. Scheiße, ich hasse es.
Ich werde erneut von den Strahlen der Sonne geweckt. Erstaunt, dass ich schon um 7: 00 Uhr morgens wach bin, blicke ich auf die Handyuhr. Ich richte mich auf und sehe zum Fenster, auf dem ein großer, blauer Schmetterling seine wunderschönen Flügel von der Morgensonne aufwärmen lässt. Es ist ein herrlicher Anblick, dieses Geschöpf so nah zu sehen. Ich beneide den kleinen Kerl, denn er kann sich frei bewegen und überall hingehen, wo und wann er nur will. Nach einer Weile stehe ich auf und ziehe mein Shirt aus, um die Kratzer und Flecken im Spiegel zu betrachten.
“Zumindest ist auch mein Rücken blau…“, stelle ich fest.
Als ich mich wieder zum Fenster umdrehe, sehe ich, dass der Schmetterling Gesellschaft von einem Artgenossen bekommen hat. Ein zweiter, genauso schöner, Schmetterling sitzt ihm gegenüber. Da weiß ich, es ist Frühling. ,Pärchen-Zeit‘.
Ich schleiche mich unbemerkt aus dem Haus, um einen Spaziergang zu machen. Schlafen kann ich ja eh nicht mehr und bevor mein Stiefvater aufwacht… Ne… hab gerade echt andere Probleme. Ich schlendere den Feldweg entlang und denke über so manches nach. Am meisten Sorgen macht mir aber das Fest am Abend. Ich freue mich zwar wiedermal mit Kathi, Jakob und Kay zu feiern, aber ich habe dennoch ein verdammt ungutes Gefühl dabei. Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist da. Nach einer Weile spaziere ich am Waldrand entlang und setze mich auf die nächstgelegene Bank. Es ist angenehm warm und der kühle Wind, der hin und wieder vorbeizieht, macht diesen Moment noch idyllischer, als er eh schon ist. Einfach herrlich. Ich höre, wie sich mir schnelle Schritte nähern und wage einen Blick zur Seite. Eine erschöpfte Joggerin kommt aus dem Wald gelaufen und verlangsamt ihr Tempo, als sie in meine Richtung einschlägt.
“Alex? Lange nicht gesehen!“, es ist Kathi, meine gute alte Freundin.
Sie umarmt mich und lässt sich neben mir nieder. “Du schwitzt aber ganz schön. Wie lange bist du denn schon unterwegs?“, frage ich besorgt und bekomme eine Handfläche als Antwort.
Sie zeigt mir damit, etwas zu warten, da sie erst Luft holen muss, um reden zu können. Kathi schnauft ganz schön und ich mache mir langsam ernsthaft Sorgen um ihren Kreislauf.
“Ich bin schon seit 'ner Stunde am Rennen. Bergauf, bergab, hin und her“, gesteht sie, lächelt aber zufrieden. Ich überdrehe die Augen, belasse es aber dabei. Mittlerweile weiß ich ja, wie stur sie sein kann. Kathi ist so ein Typ, der sich auspowern muss, um Stress abzubauen. Vielleicht sind ja wieder mal die Fetzen bei ihr zu Hause geflogen. Wer weiß?
“Kommst du heute mit zum Feiern?“, erkundigt sie sich, als hätte sie mich total vergessen zu fragen.
“Ja… Kay holt mich ab“, behaupte ich gelassen. Kathi jedoch hebt die Augenbrauen und blickt mich verwundert an.
“Was ist?“
“Ach…nichts“, sagt sie unschuldig und dreht ihren Kopf auf die andere Seite.
Sogleich stelle ich sie zur Rede:
“Na hör mal, ich kenne diesen Blick. Du verheimlichst mir doch etwas!“
Ich werde wütend und fordere eine klare Antwort. Kathi wirkt nervös und läuft nach einem “Ich muss weiter, bis heute Abend!“ wieder los. Sprachlos bleibe ich zurück und wundere mich regelrecht über diese Aktion. Was war plötzlich los mit ihr? Und wieso hat sie mir keine Antwort gegeben? Ich bin mir sicher, dass es um Kay geht und ich noch am Abend aufgeklärt werde. Während ich nach Hause spaziere, zerbreche ich mir regelrecht den Kopf darüber. Erfolglos.
“Nur Geduld, Alex“, rede ich mir selber ein und begebe mich in den Garten des Hauses.
Dort finde ich meine liebliche Mutter an und frage sie, ob ich zum Fest gehen kann. Sie nickt mit dem Kopf und ist sogleich wieder in ihre Arbeit bei den Blumen vertieft.
“Ach, Alex! Sei so gut und komm VOR Mitternacht heim!“, betont sie und ich lächle als Antwort.
Ich stapfe ins Badezimmer im