Meine Sünde. Lia Labes K.

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Meine Sünde - Lia Labes K.

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bekannt vorkommt, halte ich den Atem an.

      “Kay?“, kommt es aus mir heraus.

      “Tut mir leid. Ich kenne diese Sorte nicht. Könnte ich ein Tiramisu haben?“, fragt der alte Mann verwirrt. Hoppla. Ich bin ja noch mitten in einem Gespräch.

      “Ehm, klar! Gerne!“, antworte ich peinlich berührt. Mit dem gesamten Geschirr laufe ich zur Theke zurück und behalte dabei immer den jungen Mann im Auge. Ich bemerke kaum, dass Meike neben mir steht:

      „Alles ok?“

      “Jaja“, sage ich und hole die Torte aus der Vitrine. Ich schneide gedankenverloren ein Stück heraus und richte weiterhin die Bestellung. Meike sieht mir dabei mit einem schiefen Blick zu, aber sie fragt nicht weiter nach. Ich habe den Teller fertig, stütze mich mit den Handflächen ab und erkundige mich verzweifelt:

      “Wieso ist Kay hier?!“

      Schnell versteht sie, warum ich so durch den Wind bin und lacht:

      “Die haben seit neustem früher Mittagspause! Peter ist überglücklich darüber. Ihr Chef macht ihnen ja die Hölle heiß.“

      Ich überdrehe die Augen und begebe mich zurück zum alten Mann.

      “Hier, bitteschön“, ich bin immer extra freundlich und es zahlte sich aus. Der Herr gibt mir Trinkgeld. Es ist nicht viel, aber wenn man das gesamte Trinkgeld zusammenlegt, kommt eine schöne Summe dabei raus. Ich will gerade zur Theke zurückkehren, als die Gruppe von Kay mich zu sich winkt. Zögerlich komme ich zu ihnen.

      “Hey… Hat die Werkstatt wieder Pause?“, frage ich verwirrt und bekomme von Peter gleich eine Antwort:

      “Ja! Wir mussten nur ein bisschen nerven und dann bekamen wir endlich unsere wohlverdiente Mittagsruhe!“

      Er prallt wirklich oft damit, fast schon zu oft. Ich nehme ihre Bestellungen auf, die eigentlich immer gleich sind. Als aber Kay anfängt zu bestellen, beginnt meine Hand mit dem Kugelschreiber zu zittern. Ich werde immer nervöser und beeile mich, um weg zu kommen. Als ich dann endlich fertig bin, hoffe ich nichts vergessen zu haben und bereite die Bestellung zu. Nachdenklich stehe ich bei der alten Kaffeemaschine und verliere mich selbst in den Gedanken. Hat er was gemerkt? Ach…. Wie denn auch? Hoffnungslos komme ich zum Platz der Arbeiter zurück. Sie wollen alle gleich bezahlen. Die Typen sind gerade wieder in ihren Gesprächen vertieft, aber als ich mich umdrehen will, hält mich jemand am Oberarm zurück. Erschrocken drehe ich mich um und sehe direkt in dunkle Augen mit leichtem Rotschimmer.

      “Hey, kommst du heute noch in die Werkstatt? Würde dir gerne was zeigen, wenn die anderen weg sind.“

      Mein Herz stoppt kurz nachdem ich Kays Stimme erkenne. Ich antworte mit einem ,Klar‘, kann aber nichts mehr hinzufügen. Die Worte sind stecken geblieben. Weiß der hinterlistige Fuchs eigentlich, wie leicht er mich ausschalten kann? Er steckt mir noch ein paar Münzen in die Schürzentasche und dreht sich wieder um. Ich hatte eine komplette Herzattacke, weswegen ich mich den ganzen Mittag über wenig bis gar nicht konzentrieren kann. Was wollte er von mir? Habe ich das letzte Mal etwas vergessen?

      Wieso „…, wenn die anderen weg sind“? Soll ich ihn dort etwa alleine treffen?! Großer Gott! Ich schüttele heftig meinen Kopf und versuche die Arbeit nur irgendwie hinzubekommen.

      Die Zeit vergeht und irgendwann ist Schichtende. Ich kontrolliere mein Handy die ganze Zeit, um keinen Anruf von Mom zu verpassen, aber das war dann nicht mehr nötig: Jenny, eine Kellnerin von Meike, kommt auf mich zu und erklärt gelassen:

      “Du kannst ruhig gehen! Ich und Meike schaffen das schon. Deine Mama wartet eh schon vorne im Auto.“ “Danke“, rufe ich und lege meine Sachen ab.

      Ich beeile mich, um zu meiner Mutter ins Auto zu steigen. Mit einem Kuss auf die Wange begrüße ich sie und hoffe zudem, dass sie endlich wieder Zeit für mich hat. Leider erzählt sie mir herzlich wenig während der Autofahrt, denn es soll ja eine Überraschung sein. Naja, dafür habe ich genug Zeit, um meine Gedanken zu ordnen. War… war ich wirklich so sehr verstreut wegen Kays Worten? Wieso? Klar, er ist echt nett und cool und loyal und…. gutaussehend… Was denk ich mir bitte nur?! Bin ich jetzt total übergeschnappt? Die ganze verdammte Fahrt versuche ich ihn aus meinem Kopf zu verbannen, was mir jedoch nicht gelingt. Als Mom endlich einmal stehen bleibt, springe ich wie ein kleines Kind aus dem Wagen und sehe mich neugierig um. Wir stehen auf einem Parkplatz direkt neben einem Wald.

      “Komm“, meint sie glücklich und streckt mir ihre Hand entgegen.

      Fragend starre ich sie an, gebe ihr aber die Hand. Wir gehen in den Wald hinein. Die Sonnenstrahlen glitzern durch die Kronen der Bäume hindurch. Es ist herrlich!

      “Ich kann mich nicht erinnern, mir einen Spaziergang gewünscht zu haben“, lass ich sie spaßeshalber wissen.

      Sie kontert direkt:

      “Oh doch! Du sagtest »ich wünsche mir mehr Zeit mit meiner Mama«!“

      Punkt für sie. Wir wandern eine ganze Weile und reden über Dinge, die wir schon immer mal besprechen wollten. Geschichten und Erinnerungen werden geteilt. Auch, wenn es nur ein Augenblick ist: Wir sind tatsächlich frei. Frei von Sorgen. Und das ist das Einzige, wonach ich mich so lange sehne.

      Nach einer Stunde kehren wir dann doch zum Auto zurück.

      “Darf ich fahren?“, frage ich spontan.

      Ich meine, es ist mein Geburtstag und abgesehen davon bin ich schon lange nicht mehr gefahren. Ich bemerke den überlegenden Ausdruck in ihrem Gesicht, aber dennoch erlaubt sie es nicht. Klar, es ist Sebastians Karre, aber er hätte es eh nie gemerkt… Ich verstehe zwar nicht, wieso sie mich nicht fahren lässt, aber ich soll die Antwort schon bald bekommen. Schnell wird mir klar, dass sie nicht nach Hause fahren will. Krampfhaft versuche ich mich zu erinnern, wo die Straße hinführt, aber mir fällt es einfach nicht ein. Nach einigen Minuten kommen wir an einer uralten Werbetafel vorbei. Olli’s Motor? Die Werkstatt! Aber was will meine Mutter dort? Ob Sebastian wieder was bestellt hat? Wohl kaum… Nachdem er sich mit dem Chef, Kays Vater, gestritten hatte - oder besser ihn verprügelt hatte - hat er keinen Fuß mehr dort hineingesetzt. Klar, Herr Fuchs hat ihn natürlich angezeigt und ihm Hausverbot erteilt. Obwohl… Wenn ER nicht reindarf, wäre es dann tatsächlich viel logischer, dass meine Mutter alles für ihn besorgt. Da es nur eine Vermutung ist, frage ich sie zur Sicherheit, was sie dort wolle. Alles, was sie sagt, ist:

      „Mein Auto wird repariert, ich muss nur was nachfragen. Dauert nicht lange.“ Standartsatz.

      Wir erreichen tatsächlich die Werkstatt, meine Mutter steigt aus und bittet mich, im Auto zu warten. Es vergehen keine zwei Minuten, da kurbele ich das Fenster hinunter. Einerseits ist es warm und andererseits bin ich derbe neugierig. Plötzlich höre ich meine Mom schreien:

      “WAS?! Nein! Das darf nicht wahr sein! Gestern war der doch noch in Ordnung!“ Meine Sinne melden sich, ich steige aus dem Wagen, schließe vorsichtig die Tür und schleiche mich zum offenen Garagentor. Sie befindet sich anscheinend gleich um die Ecke. Schnell bemerke ich, dass sie sich mit Kays Vater unterhält, wobei das Gespräch dadurch viel interessanter wird.

      “Oliver? Sag mir bitte nicht, dass das jetzt wahr ist!“, sie ist völlig aus der Fassung.

      “Leider doch. Die Teile sind völlig hinüber, es wird Monate dauern, bis sie überhaupt geliefert werden können.“

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