8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld страница 32
Plötzlich aber erschrak er. Die Atmung fiel völlig aus. Der Plastikbeutel war schlapp geworden.
„Sauerstoff!“, schrie er und begann die Brust an der Herzgegend beim Patienten zu massieren.
Im gleichen Augenblick machte Dr. Hokinson eine Feststellung, die für den Patienten entscheidend sein sollte.
Das Sauerstoffgerät – genauer gesagt der Mixer, der Sauerstoff und normale Luft vermischte – funktionierte mit einem Male nicht mehr richtig. Schnell zog Dr. Hokinson die Atemmaske des Patienten ab, setzte eine andere auf, die am Notgerät hing. Sofort strömte purer Sauerstoff in die Nase des Patienten.
Und nach zwei Sekunden setzte die Atmung wieder ein. Puls und Herztöne wurden allmählich kräftiger.
„Er kommt!“, sagte Dr. Ferrenc und massierte weiter.
Proud stand mit schweißnassem Gesicht, eine Kreislaufspritze in der Hand, daneben. Und die blutjunge Schwester Gloria zitterte vor Aufregung am ganzen Leibe.
Nur Schwester Lucy Gillmore verlor ihre Ruhe nicht. Sicher und überlegen handelte sie auch jetzt. Jeder Griff saß, kein Zittern der Hand, kein Zeichen von Nervosität.
Nach zehn Minuten atmete der Patient wieder normal. Der Kreislauf hatte den Kollaps ebenfalls überwunden, und das Herz schlug wieder so kräftig wie vorher.
Dr. Ferrenc riss sich den Mundschutz vom Gesicht, zog die Handschuhe herunter und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. „Mein Gott“, stöhnte er, „das wäre um ein Haar danebengegangen.“
Proud nickte. Und Dr. Hokinson meinte gereizt: „Es muss etwas mit dem Atmungsgerät zu tun gehabt haben. Ich werde das herausfinden. Schwester Lucy, rufen Sie nachher gleich mal den Techniker! Ich will mit diesem Gerät so eine Panne nicht mehr riskieren.“
Dr. Ferrenc sah ihn erstaunt an. „Das Atmungsgerät? “
„Ja, als ich auf die Notflasche umgeschaltet habe, war es mit einem Male gut. Es muss damit zusammenhängen.“ Er warf einen Blick auf das Gesicht des Patienten. „Er wird wach! Schwester Lucy, veranlassen Sie das Weitere!“
2
Eine Stunde lang hatte Steve Ferguson das Atmungsgerät untersucht. Dann war er im Bilde. Der rotschopfige Steve war ein schweigsamer Mensch, nicht deshalb, weil das mit seinem Beruf als Techniker für medizinische Präzisionsgeräte zusammenhing, sondern weil er einen Sprachfehler hatte.
Während seiner Arbeit am Gerät befand er sich allein im OP-Saal. Dann schrieb er seinen Bericht an jenem kleinen Tisch, den sonst Dr. Ferrenc benutzte, um die Operationskladde auszufüllen. Das Formular dazu war vorgedruckt, Steve Ferguson benötigte lediglich eine Schreibunterlage. Er fand sie in Form einer Plastiktafel, die von den Operationsschwestern als Gedächtnisstütze gebraucht wurde. Hier schrieb man vor Operationen die zur Verwendung kommenden Injektionen und andere Dinge mit einem Kreidegriffel auf, ähnlich den Griffeln, die Kinder für ihre Schiefertafeln benutzen.
Diese Plastiktafel legte sich Steve Ferguson unter sein Formular, und dann schrieb er seinen Bericht. Als er damit fertig war, legte er die Tafel wieder aufs Bord, nahm den Bericht und ging zu Dr. Ferrenc in dessen Büro.
Dort empfing in Mary Keil, die Sekretärin des Chefarztes. Mary Keil lächelte spitzbübisch, als sie den schüchternen Steve Ferguson sah. Sie wusste, dass ihn ihr Anblick immer in leichte Verlegenheit versetzte. Auch diesmal schien es so zu sein. Und Mary Keil konnte einen Mann schon in eine gewisse Unruhe bringen. Ihre Gegenwart erinnerte immer ein bisschen an Hollywoods Flimmersternchen. Steve Ferguson fragte sich heute wieder, wie ein so anziehendes Mädchen in die sterile Atmosphäre eines Krankenhauses gelangte. Das einzige Merkmal, das sie in einen Zusammenhang mit einem Krankenhaus brachte, war ihr weißer Kittel. Doch sonst kam sie jedem wie ein Fotomodell vor.
„Na, Mr. Ferguson, ist Ihr Bericht fertig?“, fragte sie mit dunkler, schwingender Stimme. Sie streckte die Hand aus, um ihm den Zettel abzunehmen.
Ferguson zog den Bericht zurück und steckte ihn rasch ein. „Nein, Miss Keil, diesmal kann ich ihn nicht hierlassen. Ist Dr. Ferrenc zu sprechen?“
Sie machte ein erstauntes Gesicht, weil er ihr das Formular nicht geben wollte, und sie schien zu ahnen, dass diesmal etwas nicht in Ordnung war.
„Stimmt was nicht?“, erkundigte sie sich; ihr Lächeln wirkte etwas gezwungen.
„Hmm, das müsste ich Dr. Ferrenc selbst erzählen“, erwiderte Steve Ferguson, und er stolperte vor innerer Erregung ein paarmal über verschiedene Buchstaben.
Diesmal lächelte Miss Keil nicht über sein Stottern. „Was soll das Theater?“, rief sie energisch. „Geben Sie den Wisch schon her; Dr. Ferrenc hat jetzt andere Sorgen, als sich Ihre Verse anzuhören.“
„Dann werde ich wiederkommen, wenn er Zeit hat. In zwei Stunden vielleicht.“ Entschlossen machte Ferguson kehrt und ging.
„Na so was!“, entfuhr es Miss Keil. „Dieser Kerl wird langsam komisch.“ Sie griff zum Telefon, um Dr. Ferrenc von diesem Vorfall Mitteilung zu machen.
Indessen verließ Steve Ferguson das Jackson Memorial Hospital in der North-West 20 th Street. Draußen schien eine glutrote Abendsonne, die Vögel zwitscherten, junge Mädchen in duftigen Kleidern promenierten mit lässigen jungen Männern, Autos quälten sich durch den abendlichen Stoßverkehr, und Steve Ferguson murmelte unmutig vor sich hin: „Man müsste an einem so schönen Abend etwas Besseres tun, als eine Stunde zu warten, bis dieser Ferrenc für einen Zeit hat.“
Steve Ferguson brauchte keine Stunde zu warten. Keine halbe Stunde. Nur noch zehn Minuten lang lief er auf der North-West 20 th Street auf die Biscaye Bay zu. Dann holte ihn das Auto, das schon seit etwa fünf Minuten langsam hinter ihm gewesen war, ein. Ein schwarzer Packard. Er hielt lautlos, hinten öffnete sich ein Schlag, und ein Mann, den Steve Ferguson sehr gut kannte, sagte: „Hallo, Mr. Ferguson, da sind Sie ja! Nun kommen Sie, Dr. Ferrenc wartet auf Sie!“
Steve Ferguson beugte sich zum Wagen, stieg ein, und da flog schon der Schlag zu. Der Wagen fuhr ruckartig an und raste los.
Zwei Männer saßen vorn, einer hinten, der, den Steve gut kannte. Doch bevor er eine Frage stellen oder sonst etwas sagen konnte, erhielt er einen betäubenden Schlag, und mehr spürte
Steve Ferguson nicht. Es war das letzte Gefühl in seinem Leben, dieser harte Schlag an seine Schläfe. Aus der Betäubung sollte er nie wieder erwachen. Eine Hand fuhr in seine Jackentasche und riss den Zettel mit dem Bericht hervor. Dann bohrte sich eine Injektionsnadel in seinen Arm. Er spürte nicht, wie das tödliche Gift in seine Blutbahn gedrückt wurde.
3
Auf dem Miami International Airport stand ein umfangreiches Empfangskomitee, zwei weiß gekleidete junge Mädchen mit Blumensträußen eingeschlossen. Ein roter Teppich lag auch, doch das alles galt nicht Baron Strehlitz, sondern Frank Sinatra, der mit ihm in der gleichen Maschine gesessen hatte.
Zu seinem Abholer musste Alexander von Strehlitz sich erst durchdrängeln, zumal sich sämtliche Pressefotografen vor dem Zoll versammelt hatten, um Frankieboy ins Bild