Das Leben läuft nicht nach Plan. Paloma Olszowka
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das Leben läuft nicht nach Plan - Paloma Olszowka страница 6
Kochabend
In der Hauseinfahrt erwartet mich schon mein Exfreund. Er steht da wie ein begossener Pudel. Ich steige aus dem Auto und Basti kommt immer näher. Ich fahre blitzschnell weg. Aus dem Fenster sehen wir nach einer Weile, dass er sich endlich verzieht.
Meine Schwester begrüßt mich und fragt, wie es gewesen ist.
„Gut!“ Ungeduldig frage ich meine Mutter, wann es Essen gebe.
„Ich habe keine Lust zu kochen. Wie wäre es, wenn du das mal mit Christina zusammen machst?! Wir haben doch diesen tollen Thermomix.“
Unser Thermomix ist ein Gerät für fortgeschrittene Hausfrauen, die damit ihre ausgefallenen Kochkünste zum Besten geben. Es gibt sogar ganze Parties, auf denen sich Amateure und Nerds austauschen, was es alles Neues gibt und sich gegenseitig Kochbücher ausleihen. Mama bereitet im Thermomix immer meine Lieblingssuppe zu - die Kartoffelsuppe ist echt ein Knaller!
„Damit kannst du bestimmt auch etwas herzaubern, wenn dir Christina etwas unter die Arme greift“, schlägt Mama vor.
Meine Schwester stimmt zu und ich murre: „Na gut!“
„Macht euch doch Musik an, damit geht alles leichter!“, fügt Mama noch hinzu.
Hungrig fahre ich in mein Zimmer, suche eine CD aus und drücke die Play-Taste. Das Bosse-Album „Mein Kranich“ schallt durch das ganze Haus und bis in die Küche.
Dort hole ich, mit Mamas Hilfe, das Kochbuch aus dem Schrank und suche mir das Rezept „Frisch verliebt" heraus. Christina verdreht genervt die Augen, während ich das Rezept vorlese. Wir holen alle Zutaten für süße Pfannkuchen in Herzförmchen aus dem Kühlschrank. Damit die Pfannkuchen die richtige Form bekommen, stechen wir mit einem Teller einen runden Kreis aus und helfen mit einem Messer nach.
Endlich mit dem Kochen fertig, decken wir um halb sieben den Tisch. Ich verschlinge vier meiner Pfannkuchen mit Genuss und natürlich darf der berühmte Nutella-Zimt-Belag nicht fehlen. Danach bin ich so geschafft von dem ereignisreichen Tag, dass ich mich nur mit Mühe und Not überreden lasse, noch zehn Minuten mit Christina zu spielen. Ich warte dann noch auf meinen Bruder.
Francesco hatte noch lange Nachmittagsunterricht und dann war er noch mit seinen Kumpels lernen, und deshalb kommt er erst um neun nach Hause. Ich liebe ihn für seine beschützende Größe. Seine muskulöse Statur zeichnet sich auf seinen T-Shirts ab, die er oft mit einer blauen oder schwarzen Lieblingsjeans kombiniert. Auch seine Frisur gefällt mir. Die braunen wuscheligen Haare, die tiefschwarzen Augen und das Lächeln, das jedes Frauenherz dahinschmelzen lässt, geben ein hübsches Gesamtbild ab. Die Größe muss er von meinem Papa geerbt haben. Die Mädchen fliegen reihenweise auf ihn - für mich ist und bleibt er jedenfalls mein starker großer Bruder.
„Francesco, weißt du, was dir heute Mittag entgangen ist?!“
„Nee, erzähl' mal! Das klingt jetzt schon interessant!“
„Mein Ex-Freund ist in der Mittagspause vorbeigekommen und wollte wahrscheinlich gucken, ob ich da bin.“
„Ach was! Das glaube ich nicht!“
„Doch! Bestimmt hat er die erste Nachmittagsstunde verpasst, weil er gewartet hat, bis ich wiederkam, das war erst so gegen fünf Uhr. Und dann - halt dich an meinem Rollstuhl fest - ist er Mama fast vors Auto gerannt! Danach hat er sich erstmal nicht vom Fleck bewegt. Aber mich hat das gar nicht interessiert! Ich habe ihm noch nicht einmal 'Hallo' gesagt.“
Francesco lacht so sehr, dass er fast umfällt. „Das kann doch nicht wahr sein! Dieser Blödmann!!!“
Nach unserem Gespräch biete ich Francesco noch die Pfannkuchen an, die wir gemacht haben. Dann verschwindet er in seinem Zimmer.
Nach dem Spielen gehe ich sofort ins Bett und träume von Mister Wonderful. Mein Unterbewusstsein kommt zum Vorschein und sagt mir, dass ich mich mal wieder so schnell verliebe wie ein D-Zug auf der Überholspur. Mein Gehirn reproduziert das wunderschöne makellose Gesicht meines Traummannes und ich streiche ihm sanft darüber. Das muss wohl oder übel Gaetons Gesicht sein. Wir tanzen und tanzen … bis ich nicht mehr kann. Mit einem Mal wird dieser schöne Moment von den Gedanken an meinen Ex durchbrochen. Er fragt mich vorwurfsvoll, warum ich mich so schnell in Gaeton verliebt habe. Zum Glück wache ich bei diesem Schrecken kurze Zeit später aus dem Traum auf.
In den kommenden Wochen telefoniert meine Mutter ständig mit Frau Weiss und ich mit Antonia. Sie lässt durchsickern, dass sie eine Überraschung für mich hat. Natürlich bin ich gespannt wie ein Flitzebogen. Meine linke verliebte Gehirnhälfte setzt andauernd Hormone frei, als ich Mama das Wort „Internat“ sagen höre. Jedes Mal werde ich puterrot. Schließlich steht die Entscheidung fest.
Bei laut aufgedrehter Glasperlenspiel-Musik fange ich an, glücklich wie ein Honigkuchenpferd meine Kartons zu packen.
Neue Wege
Meine Schwester fragt mich, woher plötzlich meine gute Laune komme. Bei dieser Frage werde ich rot wie eine Kirschtomate und antworte erstmal nicht. Von Mister Wonderful will ich ihr nichts erzählen. Es ist noch zu frisch und ich will Christina nicht mit meinem Herzschmerz belasten. Seit meinem Unfall ist sie etwas empfindlich, was Gefühle angeht und ich habe sie zu sehr lieb. Sie hat ein reines Wesen, mit ihren zehn Jahren ist sie eigentlich schon viel zu weit. Oft habe ich ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen: wenn ich den Unfall nicht gehabt hätte, hätte sie sich vielleicht besser entwickelt. Damals hat sie auf mich aufgepasst - dabei soll doch ICH die große und SIE die kleine Schwester sein. Ihr schwarzes Haar und ihre Größe fallen sofort auf; viele ihrer Freundinnen überragt sie bereits um einige Zentimeter. Christina kleidet sich, wie Mädchen sich eben anziehen - alles muss rosa sein. Außerdem singt sie für ihr Leben gern. Neben all den anderen liebenswerten Seiten liebe ich ganz besonders an ihr, dass sie mich auch seit diesem einen Tag im Jahr 2007 kein Stück anders behandelt als zuvor. Durch sie habe ich die Reha überstanden, für sie möchte ich immer kämpfen!
Da meine Mutter in ihrem Buchladen nicht viel Geld verdient, können wir für den Umzug keinen Umzugswagen mieten.
Mein Papa hat mal wieder keine Zeit, mich ins Internat zu bringen. Deshalb fragt meine Mutter einen alten Freund, ob er meine Umzugskartons dort hinbringen könne.
Wir fahren einfach hinterher. Mama hat immer die besten Lösungen - sie hat selbst dann einen Plan, wenn wir drei keinen blassen Schimmer haben. Ob ich wirklich mit ihr verwandt bin? Sie hat keine schwarzen, sondern lockige braune Haare wie Francesco. Ihre Frisur erinnert an einen Popstar und obwohl sie nicht so groß ist wie mein Bruder, wirkt sie durch ihre schlanke Figur und ihren gediegenen Kleidungsstil sehr elegant. Jemand, der sie nicht kennt, sieht als erstes nur den Öko-Stil und ihre unkomplizierte Art - kurzum, man muss sie einfach gernhaben.
Oft mache ich mir Sorgen über ihre Zukunft im Buchladen, weil er im Moment nicht so gut läuft.
Wenn ich nur daran denke, den süßen Gaeton wiederzusehen, macht mein Gehirn Saltos und mein Herz pocht wie wild. Wir laden noch meine kleine Schwester ein und dann geht’s los. Während der Fahrt machen wir beide Spielchen. Zuerst erzählen wir uns Witze und zählen dann die Autos - wer da wohl drinnen sitzt? Und wo die wohl alle hinwollen? Wumm - Christina rempelt mich von der Seite an. „Der ist ja süß! Soll ich ihm zuwinken?“ „Nein, lieber nicht!“, kreische ich. „Och, manno… du Spaßbremse!“ Ich lache. „Hab' dich nicht so! Davon ist noch kein Mensch gestorben!“
Am Internat angekommen, öffnet Christina