Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck

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Die Prometheus Initiative - T. K. Koeck

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er sich, schob seine Pailletten und Orden in den Mittelpunkt und wiederholte:

      „Wir können jetzt also zu Herrn Hitler?“

      Sogleich stampfte er einfach unbeirrt darauf los, durchquerte den Warteraum und noch bevor man sich versah, stand Gehlen bereits, zusammen mit mir, in Hitlers Sprechzimmer. Währenddessen blieb Wessel draußen, verwickelte die Adjutanten und Generalstabsvorgesetzten in ein Gespräch und blockte sie ab. Verwirrt blickten sie uns hinterher.

      Der Raum war relativ dunkel, die Biedermeier Möbel und das sanfte Licht ließen ihn recht gemütlich wirken. Im Mittelpunkt der rechten Seite stand ein Schreibtisch an der Wand, mit diversen Utensilien und Büsten darauf, eine Figur stellte einen Hund dar. Auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch kauerte Hitler. Er hatte noch schnell seinen Feldmantel übergeworfen, ich konnte das lose Hemd und die Hosenträger erkennen und er hatte komische Schuhe an, die eher an Pantoffeln erinnerten.

      Ich weiß noch, wie lange ich mir überlegt hatte, wie es wohl sein würde, einmal dem Führer gegenüberzustehen. Aber er saß zusammengekauert, komisch ummantelt, völlig surreal vor mir, ja augenblicklich fast unter mir. Sein Kopf hob sich ganz langsam, er hatte einige Arbeitspapiere betrachtet, nun starrten seine Augen uns an beziehungsweise das, was man in den dunklen Höhlen seines eingefallenen Gesichtes als Augen erkennen konnte. Er wirkte sehr alt, war zerfurcht und so derangiert, dass er weder gefährlich noch bedrohlich wirkte. Unter dem Ölportrait von Friedrich dem Großen, das über seinem Schreibtisch hing, wirkte er sehr mickrig und gar nicht mehr überirdisch.

      „Ach, … der Gehlen. Totgeglaubte leben länger, aber nicht ewig!“

      zischte Hitler und drehte seinen Kopf wieder von uns weg. „Herr Hitler, ich grüße Sie“ sagte Gehlen mit neutraler Stimme. Er klang dabei wie ein Arzt bei der Visite und hob die Hand nicht zum Gruß, erst recht nicht mit gestrecktem Arm, obwohl er nur eine kleine Dokumentenmappe aus verstärktem Karton in der linken Hand hielt. Ohne Gehlen wieder anzusehen murmelte Hitler: „Das heißt »mein Führer«, Sie Arschloch, aber was kann man auch von einem Soldaten erwarten, der nie im Feld gedient hat, … und lediglich das Glück hatte, richtig zu heiraten!“ Er drehte sich noch ein Stück weiter weg, sein ganzer Körper schien allergisch auf Gehlen zu reagieren. Gehlen wiederum legte die Akte auf den Futon, löste die oberen Knöpfe seiner Uniformjacke und ließ sich betont lässig in die Kissen fallen.

      Er saß hinter Hitler, blickte aber nur auf den Boden. „Für mich waren Sie, Herr Hitler, nie mein Führer, sondern ein Vorgesetzter; Und davon einmal abgesehen, wie man Ihre Zeit als mein… als unserer Vorgesetzter… im Großen und Ganzen bewerten muss, so bin ich doch vor allem persönlich von Ihnen enttäuscht. Wie viele offizielle Anfragen, Vorschläge, Strategiepapiere und Pläne zur Verteidigung habe ich in der letzten Zeit bei der Heeresführung eingereicht? Wie viele meiner Vorschläge wurden nicht gehört, geschweige denn umgesetzt? Wie viele Erkenntnisse des Fremde Heere Ost haben Sie ignoriert? Sie erkennen ein Genie und einen Patrioten doch nicht einmal, wenn er sich auf Ihr Gesicht setzen würde. Und ich war in Polen sehr wohl im Kampfeinsatz, falls Sie es vergessen haben sollten!“ erwiderte Gehlen kühl.

      Jetzt drehte Hitler seinen Oberkörper wieder zurück zu Gehlen. Seinen Stuhl zog er dabei noch etwas näher heran. Gehlen seinerseits lehnte sich ebenfalls nach vorne auf Hitler zu. Auf einmal war kein halber Meter mehr zwischen den Beiden und gefühlt passte jetzt nicht mal mehr ein Papier zwischen die Kontrahenten.

      Ich überlegte wie es dazu kam, dass ich mit zwei der führenden Köpfe der Nazis alleine in einem Zimmer war, 12 Meter unter der Oberfläche, mit einer Schicht von über 3,5 Metern reinem Stahlbeton zwischen mir und der übrigen Welt. Und hier waren sie nun, der Größte »Feldherr aller Zeiten« und der »Totale Spion« und sie wirkten, als würden sie sich gleich die Köpfe einschlagen. Zumindest erschien es mir so.

      „Der Grund, mein lieber Gehlen, warum Sie heute hier sind, ist, dass man mich geradezu angebettelt hat, Sie vorzulassen… obwohl ich Sie nur erschießen lassen will!“. Das Wort angebettelt sagte er so, als würde er wieder an seinem Rednerpult stehen. Er schüttelte dabei seine rechte Hand mit erhobenem Zeigefinger und schüttelte ebenso die einzelnen Silben des Wortes heraus: an/ge/be/tt/elt. „Es könnte der Eindruck entstehen, man fürchte Sie mehr als mich, mein lieber Gehlen. Ich selbst kann mich nicht einmal an die lächerliche Ernennung Ihrer Person in dieser eminent wichtigen Stellung erinnern.“

      Allen war klar, dass er jetzt log. Jeder wusste, dass er zu jener Zeit 1942 gezwungen worden war, Gehlen mit der Position zu betrauen. „Einer meiner Fehler, zugegeben.“, führte Hitler aus: „Bei euch monarchisch-schlesischen Speichelleckern habe ich nicht richtig aufgepasst. Die oberste preußische Militärriege, der Adel und dann sie, die Kirche… sie haben die Mittel, die man ihnen gegeben hat, ausgenutzt und gegen Ihre eigenen Leute gewandt. Sie sind schlimmer als der Jude oder der Russe und kennen nur das eigene Überleben! Sie haben es geschafft, einen Staat im Staate zu fabrizieren, sie haben die eigenen Leute auf höchster Ebene ausspioniert, … anstatt Ihre Mittel gegen den Feind einzusetzen!“ Er merkte offensichtlich selbst, dass er in einen Redeschwall fiel, hörte damit aber nicht auf: „…und damit Sie es wissen, egal was für Freunde Sie haben, lieber Gehlen, es wurde bereits beschlossen, Sie im Anschluss an dieses Gespräch zu liquidieren! Es ist nie zu spät, eine gewisse Ordnung wiederherzustellen! Ihre Impertinenz hat uns lange genug in Atmen gehalten. Angesichts der aktuellen Situation haben wir wichtigere Pläne als uns mit der Suche nach Ihren Metallkisten zu beschäftigen, die ein Parasit begraben hat, der behauptet, er habe Kampferfahrung oder hätte seinen Mann für das Vaterland gestanden, bloß weil er im Polenfeldzug in einer nachrückenden Einheit war, weit hinter der Front.

      Es sind Pantoffelhelden und Blender wie Sie gewesen, die den Endsieg verhindert haben!“

      Gehlen ließ sich wieder zurück in den Futon fallen. Für einen kurzen Moment erkannte ich eine gewisse Unsicherheit in seinen Augen, als wäre er sich doch nicht so sicher, was und wie viel Hitler wusste. Seine Stimme blieb dennoch sehr bestimmt. „Der Endsieg?“ Er lachte tatsächlich ein wenig. „Der Endsieg? Ich hatte im Baltikum Partisanen, die eine Woche auf ihren Tod warteten, anstatt zu reden. Ich hatte vor den Erschießungskommandos Russen, die uns zuzwinkerten und ukrainische Mädels, die unseren Soldaten die Penisse abbissen. Russen, die sich in Gruppen von Zehntausenden opferten, für ihr Vaterland!“

      Der einzige und wahre Feind sei der Russe und der sei schwer auszumerzen. Von einem jemals möglichen Endsieg zu reden sei lächerlich, denn er, Herr Hitler, habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt, die neue Ordnung, die entsteht. Er, Herr Hitler, habe gegen die Russen und die Kommunisten versagt. Er erkenne nicht, was getan werden müsse, dass sich die Weltordnung ändere und man entsprechend darauf reagieren müsse. Abschließend fügte Gehlen hinzu: „Ich werde diesen Fehler nicht begehen, wenn es sein muss auch mit der Hilfe der Amerikaner!“ Er wurde jetzt ebenfalls lauter und fing an zu schwadronieren. Sie stritten. „Es ist sowieso alles egal“ rief Gehlen „die Oligarchie wird das Heft wieder in die Hand nehmen und der Adel wird sich seiner alten Vorrechte wieder bemächtigen! Und ehrlich gesagt, dieses Gespräch geht mir langsam auf die Nerven…

      Sind Sie nicht selbst erschöpft, Herr Hitler? Bei dem Drogencocktail, den Sie täglich zu sich nehmen, ist Ihr Erscheinungsbild ehrlich kein Wunder! Ebenso die Tatsache, dass Sie komplett die Kontrolle über sich, das Militär und das Land verloren haben! Verdammt noch mal, wie konnten Sie das alles so vermasseln? Wie unfassbar inkompetent und naiv kann man agieren? Sie selbst haben doch nur Ihre eigenen Ziele verfolgt!“ Lapidar beendete Gehlen seine Anklage: „So was erkennt man eben doch nur, wenn man auf der Militärakademie war, da können Sie einfach nicht mitreden…“.

      Mit einer abwinkendenden Handbewegung fiel Hitler ihm schnippisch ins Wort: „Ach, Herr Gehlen, was soll das? Sie sind doch auch nicht besser, wie viele tausende sind in Ihren Folterkammern gestorben, durch Ihre eigenen Gestapo-Methoden? Wir haben ebenfalls Akten über sie angelegt. Sie

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