Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck
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Am Ende war es nur Hitler, der abwinkte:
„Nein, Josef … Nein!“
Gehlen nutzte umgehend die Situation und wir stürzten mit energischen Schritten hinaus. Dabei rumpelte Gehlen gekonnt Goebbels an, wie kleine Jungs auf dem Schulhof. Wir drängten uns an der Gruppe vor der Tür vorbei und hetzten im Stechschritt durch die klinisch reinen Flure zum Vorbunker. Überall gab es verwunderte Blicke, wir sollten hier nicht rausgehen.
Aber es gab niemanden, der uns Einhalt gebot. Ich selbst war zu verwirrt, um klar zu denken, ich folgte nur. Mit Wessel und unserem Trupp gingen wir aus dem Bunker hinaus und stiegen sofort in unsere Wagen. Durch das geöffnete Fenster sagte Gehlen noch zu Wessel: „Halt durch, wo ich kann halte ich meine schützende Hand über dich. Wenn es zu eng wird, setzt dich ab! Du weißt ja, wo du uns findest.“ Wessel nickte, dann salutierte er vor Gehlen. Es war das erste Mal an diesem Tag, das jemand dem anderen die Ehre des Saluts zuteilwerden ließ. Wieder hielt ich eine dieser Erkenntnisse fest.
Mit rasendem Tempo sausten wir davon. Im Auto sah Gehlen mich prüfend an, dann fragte er kühn lächelnd: „Na, mein Lieber, das war ja was, oder?“
Er versuchte lässig zu wirken, rauchte aber schnell eine Zigarette und trank einen Schluck aus einem Flachmann. Ich erwiderte natürlich nichts und er blickte ohne ein weiteres Wort entweder in meine Augen oder aus dem Wagen. Wir redeten auch nichts mehr,
bis ich ihn in Bad Reichenhall ablieferte.
Ich danke Gott dafür, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, diese schlimme Zeit zu überstehen, da ich zu jung war, um zu wissen, dass man nicht im Krieg sterben sollte. Ich danke Gott dafür, dass ich Vorgesetzte und Fürsprecher hatte, die mich 1945 vor späten Einsätzen bewahrt haben. Vielen Dank, Reinhard von Gehlen! Vielen Dank, dass Sie mich aus dem Führerbunker wieder herausgebracht haben! Und fahren Sie zur Hölle, dass Sie mich dorthin mitgenommen haben!
Kapitel 1
04.10.1989 / 10: 00 Uhr / Hirschberg, Baden-Württemberg
Uwe Dee, Kommandeur GSG9
Ich stand auf halber Höhe des Schlossberges über dem kleinen Ort Hirschberg und blickte durch mein Fernglas auf eine langgezogene, hell erleuchtete Mauer, die mitten durch den Ort verlief. Sie war fast vier Meter hoch, weiß und an ihrer Oberseite mit Stacheldraht versehen, abgeschirmt wurde das Ungetüm von verschiedenen Zäunen und Türmen. Dahinter schloss sich der sogenannte Todesstreifen an, der mit Landminen versehen war. Dieses Monstrum stand für Trennung und Tod, für Trauer und für unendliche Dummheit! Viel zu lange hatte ich diese Mauer gesehen, jahrzehntelang war sie Teil meines Lebens gewesen. Man konnte schon sagen, dass ich die innerdeutsche Grenze hasste und nichts lieber sehen würde, als dass diese Mauer morgen oder die nächsten Tage fiel; Und ich hatte wahrlich genug Freunde, die gleichermaßen wollten, dass genau das passieren würde: Dass es bald vorbei wäre, mit der widerlichen deutschdeutschen Teilung, mit einem schizoiden Ost- und Westleben unseres Landes und einer Besatzung durch die Alliierten.
„Irgendwo zwischen hier und Dobareuth wird er über die Grenze gehen. Wo bist du? Wo bist du … Urbach?“ flüsterte ich mir zu. Es war unser Auftrag, diesen Verräter zu finden. Jemand ergriff meine Schulter, es war Fox: „Uwe, wir müssen hoch zur Technik, es gab einen Funkspruch von der Koordinierungsstelle des Kanzleramts, Urbach scheint auf dem Weg zu sein … hierher! Wir sind also richtig hier. Offensichtlich waren zwei weitere Bunkersysteme in Blankenburg und Bernau bei Berlin von Hoffmanns Männern zwischenzeitlich besetzt. Er hat keine Forderungen gestellt oder sich geäußert. Immer noch keine Spur von Hoffmann selbst, wir wissen nicht, wo sein Hauptquartier ist. Aber Jürgen möchte am Funk selbst mit dir sprechen“. Ich nickte nur und machte eine Andeutung, dass wir kommen. Vorher atmete ich noch einmal tief durch.
Wir waren GSG9-Kräfte der ersten Stunde, also alt gediente Männer. Ich selbst war am Aufbau dieser Polizei-Spezialeinheit beteiligt gewesen. Beschwerlich machten wir uns auf den Weg nach oben zum Technikwagen, in voller Montur, an diesem Tag als Teil des Sondereinsatzteams SET 55. Beide trugen wir kugelsichere Westen, Helme, ebenso taktische Westen und unterschiedliche Bewaffnungen. Ich selbst hatte als Kommandant der neunten Gruppe des Bundesgrenzschutzes die Gesamtleitung der Operation »S-Bahn-Peter« vor Hirschberg übernommen. Es ging darum, endlich, nach all den Jahrzehnten, den Doppelagenten Hans-Peter Urbach zum Schweigen zu bringen. Er war im Besitz von brisantem Material und auf dem Weg in die DDR zu Hoffmann. Während ich ging dachte ich: „Diese Ausrüstung ist echt schwer. War sie das früher auch schon? Mit 49 Jahren sollte ich mir das offensichtlich sparen…“
Aber es galt, einen der am meist gesuchten Provokateure Deutschlands zu suchen, Urbach, und den Terroristenführer Karl-Heinz Hoffmann auszuschalten, welchem er zu dieser Zeit diente. Der Alt-Nazi Hoffmann wiederum hatte im Sommer die Freiheit aus der Haftanstalt erlangt und war mit allem, was von seinen privaten Kampfverbänden und alten Kumpels noch da war, über die Grenze in die DDR gezogen.
Wir hatten keine Ahnung weshalb und kannten auch seine Pläne nicht. Klar war aber, dass er die unsichere Lage in der DDR für eine umfassende Operation ausnutzen wollte. Es war ein Terroranschlag!
Schon seit vielen Jahren war Hoffmann als der führende Kopf der deutschen Rechtsextremen bekannt, mit einer eigenen Privatarmee in Deutschland. Jetzt war er mit allem, was fahren konnte, seinen Panzern, Truppentransportern und mit über 200 Mann, in die DDR eingedrungen. Ein Umstand, der sehr verwunderte, war die DDR doch seit einiger Zeit komplett abgeriegelt; Mal abgesehen davon, dass er sicher nicht über einen normalen Grenzübergang gefahren war. Es war also wahrlich verzwickt, denn wir wussten absolut nicht, was vor sich ging.
Der Plan war daher, egal was es kosten würde, die Weiterfahrt und damit auch die Verfolgung von Urbach zu ermöglichen. Urbach musste uns zu Hoffmann führen. Ob er in der aktuellen Lage die Grenze passieren könnte, war ungewiss. Auf jeden Fall mussten wir ihn ausfindig machen und erfahren was los ist. „Herr Kommandeur, das Kanzleramt für Sie mit einer vertraulichen Nachricht, oberste Prioritätsstufe. Das Funkgerät ist hier drüben. Bitte kommen Sie!“ Der junge GSG9-Beamte führte uns um den Wagen herum zum Funkgerät. Auf der anderen Seite stieß Weygold ebenfalls dazu. Das Quartett rettet Deutschland! Wieder einmal. Dieser Tage werden wir uns übertreffen müssen. Und keiner wird es je erfahren.
„Dee am Apparat, Verständigung gut?“.
Das Funkgerät knackte unaufhörlich, aber man verstand Jürgen Bischoff auf der anderen Seite. Bischoff war ein ehemaliger GSG9-Kollege, der inzwischen das Referat »Führung und Einsatz der Verbände und Einheiten des BGS« im Innenministerium leitete. Aufgrund der aktuellen Lage war er mit anderen Führungsmitgliedern der verschiedensten Institutionen in der Koordinierungsstelle des Bundeskanzleramtes, die unter der Leitung von Wolfgang Schäuble stand. Jürgen sprach ruhig und gelassen:
„Hallo Uwe, wir haben jetzt Informationen von den Russen. Alle russischen Anlagen in der DDR sollen angeblich wieder geschützt sein und werden abermals von eigenen Truppen bewacht. Mittlerweile scheint jeder russische Soldat irgendwo auf den Beinen zu sein. Laut unseren Informationen hat das Oberkommando alle Kräfte in Alarmbereitschaft versetzt und kurzfristig sämtliche Atomwaffen auf dem Gebiet der DDR vom sowjetischen Verteidigungsnetz genommen. Dieses Entgegenkommen gilt wohl für die kommenden zwanzig Stunden,“ es knackte erneut im Lautsprecher, „aus Gründen der nationalen Sicherheit ist aber eine längere Abschaltung nicht möglich. Wir sollten bis dahin unsere Dinge geregelt haben. Die Information kommt informell vom Außenministerium!“. „Das klingt ja mal soweit gar nicht so schlecht …“, unterbrach ich, „… gibt es Neuigkeiten zu Hoffmann und seinen Truppenkontingenten? Wissen wir jetzt mehr? Was hat er vor?“
„Wie wir jetzt wissen, hatten Hoffmanns Teams Bernau