Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck
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„Vielleicht sollte ich dich begleiten. Alleine findest Du doch nie hier raus. Mal im Ernst, wo soll’s denn hingehen?“ Er starrte mir einfach weiter in die Augen und sagte in normalem Deutsch: „Ich besuche Freunde in Schönberg, wir sind da in einer kleinen Pension untergebracht und werden dort einige Tage verbringen. Soll mein Sommerurlaub sein.“ Dabei kniete er sich nach vorne und schmiss ein paar Stullen. Ich ganz lässig: „Mhmm, Schönberg ist hübsch, habt ihr gut ausgesucht, ist aber sogar noch fast weiter weg als Kiel.“ Ich pustete gekonnt den letzten Rauch aus der Lunge, tötete die Zigarette und fügte ganz cool dazu: „Bis Schönberg verläufst Du Dich doch noch drei Mal. Wir nehmen die Fähre, dann später nochmal das Boot. Ich begleite dich dorthin, ist eh nicht so richtig aufregend hier … und du siehst nicht so aus, als wärst Du schon mal auf einem Boot gewesen.“
Er schaute kurz und rief: „Du bringst mich hier raus? Besser hätte ich es nicht erwischen können! Ich freu mich, dann lass uns hier verschwinden, Inge!“ Ich dachte nur: „Ist ja irre, was für ein Typ! Keine Fragen, kein Gelaber … und er nimmt mich einfach mit.“
Kapitel 3
Am gleichen Tag / Ostseebad Schönberg, Nähe Schleier Fjord
Erinnerungen von Uwe Dee
Ich saß am Meer und blickte in die Ferne. Ich weiß noch, dass ich permanent grinste weil so viel Glück auf meinem Gesicht lag, denn ich war ein junger Abiturient aus Westdeutschland mit einer unbescholtenen Jugend. Einen Tag zuvor, gleich am Freitagabend, war ich angekommen und fühlte mich hier sofort wieder wohl. Ich war schon oft mit meinen Eltern in Schönberg gewesen. Mit dem Auto lag es nur drei bis vier Stunden von Bremerhaven entfernt, sodass ich bereits ein paar traumhafte Sommer an diesem Ort hatte erleben dürfen. Nun schlenderte ich gemeinsam mit meinen Klassenkameraden Michael und Matthias die Strandpromenade entlang. Das Café und Restaurant mit dem roten Ziegeldach lag bereits hinter uns und vor uns öffnete sich eine endlos lange Gerade am Meer, ein System aus Deichen, Stegen - Wellenbrechern, Wiesen und Wegen. Unser Ziel lag einige Kilometer süd-östlich, ein Seenbereich, in dem sonst wenige Gäste waren.
Erst gingen wir an den großen Nationalfahnen, Tischgruppen und Stühlen vorbei, die vor den akkurat gemähten Wiesen lagen, dann liefen wir bis zum Ende des Schöneberger Strandes. Das Plaudern der Leute an der Promenade und das Klimpern der Teller und Tassen nahmen allmählich ab und machten der Stille des Meeres und dem Zirpen der Grashüpfer Platz. Nach einiger Zeit lockerte sich auch das Gelände und schien nicht mehr so streng angelegt. Vor uns lag eine Mischung aus weitläufigen Stranddünen, kleinen Seen und winzigen grasbedeckten Hügeln. Es gab ein paar Bäume und Sträucher, die natürlichen Schatten boten. Diese Stelle war schon immer mein liebster Platz gewesen; Und nun war ich genau hier mit meinen Kameraden auf Abiturreise. Als wir einen guten Platz gefunden hatten, breiteten wir unsere Strandtücher aus, legten die Kleidung ab und ließen es uns nicht nehmen, unter lautem Getöse in die schäumenden Wellen der Ostsee zu springen, die an diesem Tag nicht die Größten waren. Nur die Hitze war groß, es hatte gefühlte vierzig Grad, also ließen wir uns Zeit. Nach allerlei Spaß und Schwimmerei kamen wir wieder heraus, um unsere Brötchen zu essen, dazu tranken wir eine Sinalco. Es war ein herrlicher Tag, heiß wie nie und es gab keinen Ort, an dem ich lieber gewesen wäre.
Später, am frühen Nachmittag, gesellte sich eine größere Gruppe Jugendlicher in unmittelbarer Nähe zu uns. Es waren Jungs und Mädchen, ungefähr in unserem Alter. Alle waren gut trainiert und sehr hübsch anzusehen, die Jungs waren vielleicht zu pomadig, aber es gab eine Menge an Essen und Getränken, sie hatten ein schickes Peggy Kofferradio, das unentwegt swingte, und permanent tollten sie im Wasser herum oder spielten etwas. Zunächst studierten sich beide Gruppen, dann beließ man es bei gelegentlichen Blicken zur anderen Seite. Eigentlich war an dem Dutzend Jungs und Mädels nichts auszusetzen, sie fielen eigentlich nur durch ihren »Peggy Reichtum« auf.
Und die Pomade.
Was allerdings Matthias irgendwann keine Ruhe ließ, war ein blondes, herzergreifendes Mädchen, das sich bei der Gruppe befand. Nachdem er sie entdeckt hatte, konnte er seine Augen nicht mehr von ihr lassen. Sie war zierlich, trug einen schönen Badeanzug, der ihre makellosen Beine hervorragend zum Vorschein brachte; genau wie ihren runden Busen, der einen intensiven Abdruck unter dem Badeanzug hinterließ. Ihre Augen hatte er noch gar nicht gesehen, da sie eine Sonnenbrille trug. Was er aber sehen konnte war, dass sie offensichtlich keine Begleitung hatte, und dass sie wunderschön aussah. Hin und wieder sprach sie mit einer ihrer Freundinnen und lächelte, dann war Matthias für einige Sekunden wir paralysiert. Als sie ihn wiederum entdeckte und ihr Blick, das merkte er trotz Sonnenbrille sofort, an ihm hängen blieb, war es ganz um ihn geschehen. Es war ein Kinkerlitzchen, aber auch ein Spiel, bei dem es Matthias flau im Magen wurde, weil er so glücklich war. Beide taten so, als sähen sie nicht herüber, nur um jedes Mal kurz inne zu halten, wenn sich ihre Blicke zufällig trafen. Natürlich hatten wir das längst bemerkt und sahen Matthias so lange an, bis er mal wieder den Blick und seine Aufmerksamkeit auf seine Freunde lenkte. Wir lachten ihn herzhaft aus, weil wir schon eine gefühlte Ewigkeit auf seine Geistesgegenwart gewartet hatten. Matthias lief rot an und auch der jungen Dame schien nicht entgangen zu sein, dass man sich über sie amüsierte. Sie senkte ihren Kopf und verbarg sich hinter zwei vor ihr sitzenden Burschen.
„Na, du alter Schwerenöter?“ Michael beruhigte sich gar nicht mehr und klopfte Matthias heftig auf die Schulter. „Ruhe jetzt, ist ja gut, ich hab’s kapiert ihr Idioten“ zischte dieser, und: „Sie ist bezaubernd. Ich habe sowas noch nie gesehen. Zumindest denkt das mein Herz. Ich möchte sie kennenlernen. Was meint ihr?“ Kurze Pause, wir legten die Köpfe quer und zeigten einfach nur auf die große Gruppe, dann schüttelten wir den Kopf. „Spinnst Du?“ stöhnte ich. „Sehen die so aus, als lassen sie ihre Prinzessin mit uns nach Hause gehen? Ich hatte heute eigentlich etwas Besseres vor, als mich mit einer Sportgruppe der Pfandfinder oder irgendeinem Ruderverein zu prügeln. Die Jungs haben auch schon genervt zu uns gesehen, bloß, weil wir da sind.“ Matthias sah kleinlaut und verwirrt in die Richtung seiner Herzensdame, dann nickte er und ließ ab. Normalerweise ließ er sich nicht so leicht aufhalten, wenn er etwas wollte.
Es verging eine weitere Stunde, dann machte sich zur Begeisterung von Matthias der größte Teil der Jungs zu irgendetwas auf den Weg und die Mädchen bewegten sich in Richtung Wasser. Man konnte direkt sehen, wie es anfing, in ihm zu brodeln. Mir schwante sofort nichts Gutes. Mein Freund war bereit zu kämpfen: In der neuen Bundeswehr, für sein Land und für die wahre Liebe seines Lebens! Noch ehe wir etwas sagen konnten stand er auf, um sich erneut bis auf die Badehose zu entkleiden. „Bist du dir wirklich sicher, was du da tust? Dieses Techtelmechtel kann böse ausgehen!“ meinte Michael. „Ich bin vorsichtig, sülze nur etwas rum, falls die Gang zurückkommt, verdrücke ich mich schnell.“, erwiderte Matthias. „Und was ist mit den zwei Burschen, die verblieben sind? Die werden schweigen?“, setzte Michael nach. Matthias überlegte, zuckte dann aber nur mit den Schultern und lief ruhigen Schrittes los. Er ging just in dem Moment zur Wasserlinie, als sie alleine in Richtung Strand schwamm. Konnte auch kein Zufall sein. Zwanzig Meter im Wasser trafen sie sich und fingen an, miteinander zu reden.
Beide lachten und sahen sehr fröhlich aus.
Nicht so wie wir.
Ehrlich gesagt wollte ich sofort einpacken und mich auf alle Eventualitäten vorbereiten. Diese Sportler Jungs behagten mir überhaupt gar nicht. Zu abgeklärt. Zu trainiert. Und genau passend in diesem Moment kam die ganze Gruppe Jungs wieder um die Ecke. Sie blieben überrascht stehen, als sie Matthias und ihre Begleitung im Wasser sahen; Dann redeten sie kurz miteinander, bevor sie schnellen Schrittes, tobenden Gesichtern und ersten Brüllern auf die beiden frisch Verliebten zuliefen.
Scheiße! Was jetzt kam war wirklich Scheiße!