Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck
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Читать онлайн книгу Die Prometheus Initiative - T. K. Koeck страница 11
Beiläufig erkannte ich, dass die Gruppe gar nicht so homogen war, wie ich anfangs gedacht hatte. Einige schienen wesentlich älter, wenn man sie näher betrachtete. Durch ihre Sportlichkeit und ihren wahrscheinlich gesunden Lebensstil sahen sie auf den ersten Blick sehr jung aus. Jetzt war es offensichtlich, dass einige mit Sicherheit schon um die dreißig Jahre alt waren.
„Aksel, halt seine Füße fest! Wir werden ihm jetzt ein kleines Andenken verpassen“, schnaubte der Zwerg,
dem das Blut den ganzen Körper herunter lief, während er sich die Nase hielt. „Und kann mir bitte jemand etwas für meine Nase geben? Ein Handtuch vielleicht?“ fauchte er wie wild, während er weiteres Blut spuckte.
„Du Muschi heißt Aksel? Wie ist dein Nachname? Haar?“ keifte Matthias nicht unweit von mir. Mutig, aber dämlich! Auch ihm rann das Blut herab, einen Cut hatte er über dem Auge, seine Lippe war aufgesprungen und auch aus der Nase kam Blut. Angesichts des dummen Spruches nahmen sie sich Matthias noch einmal vor. Mein innere Stimme schrie: „Was soll das? Ich verstand es immer noch nicht. Sind wir Staatsfeinde? Haben wir was mit deiner Freundin gemacht? Nein! Also was soll das hier?“ Wie zum Beweis und als Antwort auf meine Fragen rammte dieser Aksel, während er ihn mit beiden Händen festhielt, den Kopf auf Matthias sein Gesicht, so dass die Nase von Matthias erneut so knackte, als würde sie in tausend Stücke brechen.
Ein Mädchen brachte heulend ein Handtuch für den Knirps, der sich säuberte und das Handtuch vor die Nase hielt. Er schnaubte wie ein spanischer Stier. Mit irrem Blick keuchte er vor sich hin. Dann ging er ein paar Schritte, um einen ziemlich großen Stein zu holen, bestimmt zehn Kilo schwer und schlenderte damit lässig zur Gruppe zurück. Das Geheule der Mädchen stieg ins Unermessliche und auch wir fingen jetzt an, wie wild zu brüllen. Matthias seine anfängliche Lässigkeit war verschwunden! Er schrie sich die Seele aus dem Leib! Panik machte sich aller Orten breit, weil jetzt klar war, dass diese Jungs hier einen Sprung in der Schüssel hatten.
So hatten die überhaupt nicht ausgesehen. Ich dachte wir raufen kurz miteinander, ich fang eine, und dann ist gut. Früher lief das so. Aber das? Das war irre! Sie brachten ihn um!
„Bist du wahnsinnig, du Arschloch?“, schrie Matthias.
Ein Auge war vom Blut zu, das andere fixierte den Knirps, der sich wie der Beelzebub über ihn beugte. Sein Blut begann auf Matthias hinab zu tropfen und auch sein zweites Auge zu ertränken. „Ich werde dir zeigen, wie wahnsinnig ich bin…!“
Genau in diesem Moment traf den Knirps selbst ein Stein am Kopf.
Er war nicht sehr groß gewesen, aber kam sehr schnell geflogen!
Und wenn er bisher dachte, dass er geblutet hätte, würde er wohl jetzt sehen, was es heißt, eine echte Kopfwunde zu haben. Er kippte um, während bereits einen Daumen dicker Strahl tiefroten Blutes aus seinem Kopf schwappte. Es herrschte Fassungslosigkeit. Nur das Schreien ging weiter.
Ich konnte erst nichts sehen und mich auch nicht drehen. Woher kam der Stein? Was war los? Dann drehten sich alle verwundert in die Richtung um, aus der der Stein geflogen kam und auch ich erkannte zu meiner großen Verwunderung ein kleines, dunkelhaariges Mädchen auf ihrem Fahrrad, das vor uns auf einer Anhöhe stand.
Keiner hatte ihr Kommen bemerkt.
Sie selbst sah gar nicht verwundert oder verunsichert aus, sondern sehr böse. Wie eine Walküre thronte sich auf dem Hügel über uns.
Stand aufrecht, bereit zu kämpfen, mit loderndem Haar.
Ich konnte meine Gedanken immer noch nicht sortieren. Es war zu bizarr, was für eine Szenerie! Wieder hatte jemand den Film angehalten. Das Entsetzen stand inzwischen auch in den Gesichtern unserer Angreifer. Was, in drei Gottes Namen, war hier los? Das hier ist doch Deutschland, oder? Eines der Mädchen der Gruppe half einer anderen, sich erneut um den blutenden Knirps zu kümmern, während der eine Typ in unglaublicher Geschwindigkeit auf das schwarzhaarige Mädchen zu raste, sie anschrie und mit allerlei Schimpfwörtern bewarf. Das Mädchen zeigte immer noch keine Angst, keine Regung … dann konnte ich auch erkennen, woran das möglicherweise lag: In diesem Moment erschienen hinter ihr drei weitere männliche Begleiter.
Gleicher Tag - Erinnerungen von Inge Viett
Ich konnte das Meer schon sehen, es trennte uns nur noch einige Hügel vom Strand. Umso mehr stieg ich in die Pedale und nahm Fahrt auf. Meine Männer brüllten hinterher und lachten, weil ich versuchte sie abzuhängen. Ich ließ mich nicht beirren, trat in die Pedale, mein Kleid wehte im Wind und entblößte immer wieder meine jungen, glatten Beine. Die Haare wurden von einer Seite zur anderen geworfen und ich selbst lachte vor Freude. So ein schöner Tag, lasst uns doch gleich noch ein Bier aufmachen!
Doch mit Bier aufmachen war nichts. Wie angewurzelt blieb ich auf der letzten Anhöhe vor dem Strand stehen, ganz ruhig, aber mein Lachen war verschwunden. Meine Augen fokussierten das Gebiet unter mir, taxierten das Umfeld und die handelnden Personen. Erst hatte ich gedacht, es wären einfach nur verschiedene Gruppen Jugendlicher am Strandabschnitt. Dann aber bemerkte ich, dass etwas im Gange war.
Es war eine große Gruppe Jungs, die sich offensichtlich von der kleineren Gruppe bedroht fühlte. Auf jeden Fall hatte der Kerl im Wasser gerade eine gefangen und auch am Strand ging jetzt eine Keilerei los.
Niemand hatte mich bemerkt, ich stand einfach ganz seelenruhig da. Der Wind wehte immer noch durch mein Haar, warf es abwechselnd nach links und rechts. Doch dazwischen stachen zwei graublaue Augen heraus, die jetzt keine Fröhlichkeit mehr kannten. So was Gemeines! So ein schöner Tag und jetzt sowas! Zu meiner Verwunderung ging das Gemetzel erst richtig los. Der Anführer war nun dabei, einen großen Stein zu holen, um den am Boden liegenden Jungen ernsthaft zu verletzen. Fiese Arschlöcher! Neun gegen drei und auch noch älter gegen jünger.
Ich beschloss ernsthaft einzugreifen.
Die Meute da unten sollte nicht glauben, dass es keine Menschen mit Moral gab, Menschen mit Wertvorstellungen. Ich war kein »Alles-ist-mir-einerlei-Häschen«. Nachdem ich einen Stein aufhoben und ihn zwei Mal in der Hand hin und her bewegte hatte, war es soweit: Der kleine blonde Zwerg am Strand unter mir hob seinerseits den großen Stein an, um diesen auf den anderen Jungen herab prasseln zu lassen!
„Na dann, mein Lieber, hier kommt deine Lektion!“ dachte ich und warf meinen Stein dem Kerl genau an den Kopf. Mit meiner Schwester hatte ich im Wald oft tagelang um die Wette geworfen. Ich konnte das.
Der Typ fiel um wie eine Schießbudenfigur. Das Blut spritzte aus seinem Gesicht und während er in den Sand stürzte, blickte er noch geschockt in meine Augen. Das Geschrei am Strand nahm rasant krassere Züge an, einer der Jungs rannte unter lautem Getöse und Geschreie auf mich zu. Ich lächelte. „Na warte, du kommst mir auch gerade recht.“
Gleicher Tag - Erinnerungen Ralf-Peter Devaux
Meine Freunde und ich unterhielten uns locker, während wir Inge hinterherradelten. Sie war weiter vorne zum Stehen gekommen, hatte das Fahrrad zwischen die Beine genommen und starrte auf den Strand. Sie wirkte plötzlich wie eingefroren und rührte sich keinen Millimeter mehr. Im nächsten Moment nahm sie einen Stein und warf ihn an den Strand. Verdutzt hörte ich viele Stimmen, allerlei Geschrei und aufgeregtes Weinen, das sich seinen Weg durch den Wind und die Brandung schlug.
Was zum Teufel ging da vor?
Ich wusste, dass ich mit der Kleinen noch böse Überraschungen erleben würde. Also trat ich in die Eisen, beschleunigte, meine Freunde hatten auch etwas gehört und sputeten sich ebenfalls. Als ich neben Inge Halt machte, erkannte