Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck

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Die Prometheus Initiative - T. K. Koeck

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zur Hand. Plötzlich war das kleine verliebte Mädchen verschwunden, vor mir stand unverhofft eine brutale Bestie. Sie kniff ihre Augen zusammen und in den Schlitzen blitzten hellblaue Feuer, absolut kalt und emotionslos. Ihr Mund war zu einem leichten Schmunzeln verzogen, das einfach nur Angst machte. Und bevor ich irgendetwas sagen oder tun konnte, holte Inge erneut aus, um den Kerl, der den Strand heraufkam, ebenfalls mit einem aufmerksamen Geschenk zu beglücken .

      Zu seinem Pech hatte sich dieser auch kurz umgesehen, vermutlich, um nach Verstärkung zu rufen. Krack!

      Der Stein schlug auf seinem Hinterkopf auf. Das Knacken konnte nichts Gutes bedeuten. Auch er fiel einfach um. Erschrocken drehte ich mich wieder zu Inge, die aber bereits den dritten Stein warf.

      Dieser verfehlte sein Ziel, Gott sei Dank.

      „Bis du verrückt?“ schrie ich sie an und schlug ihr den vierten Stein aus der Hand. Wie hatte sie den so schnell in die Hand bekommen? Sie sah mich ungläubig an, wie ein Kind, dem man das Spielzeug weggenommen hatte. Tiefe Wut keimte in ihren Augen auf. Willkür und Hass! Wo war das Mädchen geblieben, das mich geküsst hatte? Sie war etwas anhänglich und sehr zahm gewesen, aber eben auch lieb und fröhlich. Nichts war davon mehr da.

      Sie sah aus wie die dunkle Kopie ihrer selbst. „Das ist also dein Problem. Du trägst etwas in dir, eine Bestie, etwas Dunkles!“ Ich hatte schon so böse Vorahnungen, was sie anging. Ich hielt sie mit beiden Armen fest, während Rudi und Harald sich um uns scharrten.

      „Was ist passiert?“, rief Rudi entsetzt. „Scheiße! Hab‘ den Jungs mal gezeigt, wie man das bei uns so macht. Miese Schweine … gehen einfach auf die Kleinen da los! Sowas macht man nicht!“ murmelte sie stoisch, während sie mit den Augen jeden am Strand abwechselnd fixierte. Ich war weiterhin fassungslos und überrascht. Ihre Ziele waren ja nobel, aber verdammt nochmal, man schmeißt doch nicht einfach mit Steinen um sich! „Hey ihr!“ rief ich der Gruppe am Strand zu „Wir gehen jetzt alle wieder getrennte Wege. Es muss nicht noch mehr geschehen an diesem Nachmittag. Ihr habt die Jungs zugerichtet, meine Begleiterin hier hat euch eine verpasst. Lasst es gut sein! Mit uns wollt ihr euch nicht anlegen.“ Ich machte eine Pause und fügte dann hinzu: „Denn wir haben hier oben noch mehr Steine!“.

      Natürlich flachste ich. Wie zum Beweis hob ich aber einen ziemlich dicken Stein auf, meine Kumpels ebenfalls. „Steine werfen könnt ihr, … ihr Pisser!“ schrie der Zwerg vom Strand her, wohl der Anführer der Gruppe. Jemand hatte ihn verarztet und sein freier Oberkörper war blutverschmiert. „Hey, ihr Schweine, wir werden euch fertigmachen!“ brüllte er weiter und meinte es fürchterlich ernst. Wir stellten uns auf mehr ein, aber es war seine Gruppe, die sich etwas ungläubig zu ihm umdrehte.

      Sie waren wohl nicht ganz seiner Meinung.

      Einer der Älteren, der einen der Jungs am Boden in Schach hielt, kommentierte sehr leise: „Hans-Peter, lass es gut sein! Du weißt doch sowieso, was Christas Vater hiervon halten würde, oder? Und du hattest deinen Spaß, also lass uns verschwinden, sofort! Ich sage dir eindringlich: Das hier ist nicht gerne gesehen. Wir wollen nicht auffallen!“ Er sah diesen Knirps, der offensichtlich auch noch Hans-Peter hieß, dabei sehr eindringlich an.

      Es hörte sich eigentlich wie ein Befehl an.

      Dieser Hans-Peter stand da, ein Handtuch an seinem Kopf, mit getrocknetem und frischem Blut an seinem Körper. Er atmete schwer, rang nach Luft und seine Augen loderten. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie es ganz sicher zu Ende gebracht. Aber sie rappelten sich auf, nahmen langsam ihre Sachen, während sie sich immer wieder umdrehten und vergewisserten, was Inge tat. So schnell es begonnen hatte, so schnell war es vorbei. Sie waren bereits einige Schritte gegangen, als Inge schrie: „Und merkt euch das, ihr Arschlöcher, so eine Scheiße könnt ihr da machen, wo ihr herkommt, aber nicht mit uns, also verpisst euch, ihr Wichser!“. Ich drehte mich erneut ungläubig zu ihr und fuhr sie an: „Halt jetzt verdammt noch mal den Mund! Inge!? Ruhe jetzt!“

      Keiner der Davonziehenden blickte bei Inges Worten zurück. Keine Reaktion. Mit geschlagenem und gesenktem Kopf stampften sie durch den Sand. Ich bemerkte aber, wie dieser Hans seine Hände zu Fäusten ballte und ein anderer ihm verständnisvoll den Arm auf die Schulter legte. Auch wenn der Typ ein Arschloch war, die Arschlöcher untereinander verstanden sich offensichtlich sehr gut. Jeweils zwei halfen den Verletzten, während andere dafür mehr Gepäck schulterten. Es waren komische Kerle, wie aus einem Film, wie Agenten oder eine militärische Einheit. Die Art, wie sie miteinander redeten, wie sie sich mit Blicken verständigen konnten, war furchteinflößend. Wir sollten uns besser schnell vom Acker machen, das hätte ganz anders laufen können. Eins musste man Inge jedoch lassen: Ihre resolute Aktion hatte den Jungs da unten eine Menge Schmerzen, Schweiß und Sorgen erspart.

      Gleicher Tag - Uwe Dee´s Erinnerungen

      Sie rückten ab, in Formation. Nichtsdestotrotz schrie die Kleine auf dem Fahrrad ihnen noch ein paar nette Worte hinterher. Man konnte jetzt schon ganz objektiv vom Umgang mit ihr abraten. Ich ließ die Situation Revue passieren, während ich mich erstmals erhob und mir den Sand aus Ohren, Mund, Nase und anderen Öffnungen entfernte. Es war unglaublich schnell gegangen. Zack! Und es war schon wieder vorbei … Jeder von uns plante eine Karriere bei Arbeitgebern, die uns das Kämpfen wohl noch beibringen würden. Jetzt konnte von einem Kampf keine Rede sein. Man hatte uns fertiggemacht und beinahe hätte es extrem böse Folgen gegeben. Ich schaute Michael und Matthias an und ihre Blicke sagten das Gleiche: Wut, Erschöpfung, Angst, Zweifel und neues Misstrauen,… und Ärger darüber, dass ein Tag im Juli so enden konnte!

      Langsam sammelten wir unsere sieben Sachen und fünf Sinne wieder ein. Wir reinigten unsere Blessuren und stecken uns Fäden von Taschentüchern in die Nasen. Das Waschen im Meerwasser brannte höllisch. Als wir uns also gesammelt hatten, gingen wir den Strand hinauf, um unsere Retter kennenzulernen.

      „Ich glaube, wir geben dem Mädchen ein Eis aus, was meint ihr?“, rief ich in die Runde und prompt hatten wir ein erstes Schmunzeln auf den Lippen. „Ja, ich glaube, das hat sie sich verdient, immerhin hat sie meinen Arsch gerettet“, fügte Matthias hinzu.

      „Nee, sie hat nicht deinen Allerwertesten, sondern deine Fresse gerettet“, konterte Michael. Wir lachten und taten so, als wäre nichts gewesen, denn die eintretenden Schmerzen an Kopf und Gliedern waren weitaus besser als alles, was sonst passiert wäre. Das Gesicht von Matthias sah nicht gut aus, aber die Nase war wohl nur angeknackst. Und jeder, der eine Situation wie diese einmal erlebt hatte, der weiß, wie befreit man ist, wenn man sie einigermaßen gut durchgestanden hat, denn nach dem nachlassenden Adrenalin folgen reichlich Endorphine.

      „Also dann, auf geht’s Jungs, nach jedem Kampf wird gefeiert, auch und erst recht dann, wenn man ihn verloren hat. Ich geb‘ Euch eine Sinalco aus!“ Jetzt lachten wir wirklich.

      Gleicher Tag - Erinnerungen von Inge Viett

      Als die Gruppe der Sportler außer Sichtweite war, fing ich an, mich zu entspannen. Ich ließ vom Strand ab und richtete den Blick auf meinen schönen Ralf. Er sah etwas komisch aus. Es war eine Mischung aus Ungläubigkeit, Faszination und Abscheu, keinesfalls aber Zuneigung oder gar Liebe. So kam prompt zu meiner Traurigkeit eine tiefe Enttäuschung hinzu, denn es war klar, dass er sobald nicht mehr verliebt schauen würde. Männer. Weicheier! Nicht zu gebrauchen! „Was?“, fragte ich also Ralf, „noch nie eine Frau gesehen, die kämpfen kann? Hätten wir zuschauen sollen? Uns wegdrehen? So tun, als wäre nichts geschehen? So bin ich nicht! Natürlich kannst du das nicht wissen und ehrlich gesagt, so genau weiß ich das auch erst seit fünf Minuten. Ich habe mich auf den restlichen Tag mit euch gefreut; Ich fühle mich sehr wohl in deiner Nähe und hoffe, dass du weißt, dass ich mehr bin als eine Steine Werferin bin!“.

      Eine Träne lief verlassen meine Wange hinunter und ran über meine bebenden

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