Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Prometheus Initiative - T. K. Koeck страница 16
Nach ersten irritierten Blicken war es das Oberhaupt persönlich, der Leiter seiner eigenen kleinen Organisation Gehlen und ehemaliger Führer der Fremde Heere Ost im zweiten Weltkrieg, der das Wort übernahm. Ich war geschockt! Einer der graziösesten Nazi-Figuren stand leibhaftig vor mir! Er war ja nicht nur von allem verschont geblieben, er stand für die Amerikaner auch wertgleich neben den Raketen des Herrn von Braun. Forsch fragte mich Reinhard von Gehlen, was wir hier wollten.
Ich blieb gelassen, nahm langsam meine Hornbrille ab, putzte sie, setzte sie wieder auf, strich mir über den Schnauzer und sagte ruhig: „Ich grüße Sie! Wir sind die beiden Rechtsanwälte der Herren Devaux und Jäger. Wir sind hier, um die sofortige Entlassung zu fordern! Wir erwarten umgehend detaillierte Informationen über die Anklage und die rechtliche Grundlage, auf welcher sie unsere Mandanten hier rechtswidrig festhalten! Wer hat diese irrwitzige Verhaftung vorgenommen und aus welchem Grund?“
Reinhard von Gehlen bemerkte uns jetzt richtig, sah uns kurz an, setzte seinen Hut ab, strich sich langsam über die Haare und entgegnete: „Wir haben heute eine Gruppe von kommunistischen Spionen gefasst, die gemeinsam mit Sympathisanten aus dem Westen umstürzlerische Pläne ausheckten. Vaterländische Truppen, die hier mit dem Technischen Dienst trainieren, wurden attackiert und zum Teil schwer verletzt. Später hat sich die Gruppe dann voller Freude und ausgelassen im Hotel bei Alkohol und Sex vergnügt. Mal abgesehen von der Tragweite dieser Begebenheit, bin ich persönlich angewidert von dieser Abtrünnigkeit, Verschlagenheit und Perversion, der wir uns hier stellen müssen. Die Verhaftung ist absolut rechtskonform.“
Der Groschen war gefallen und der Ruf, der Gehlen vorauseilte, war nicht übertrieben. Ich hatte erstmals in Gesprächen mit der ersten Hauptverwaltung des KGB in Moskau von Gehlens Geschichte gehört. Man hatte sich gebrüstet, auch den Informationskrieg 1942 - 1945 gegen die Nazis gewonnen zu haben. Das war geradewegs eine Schlacht des Kommissariats für Feindaufklärung auf russischer Seite, gegen das Fremde Heere Ost der Nazis, sozusagen gegen Gehlen persönlich. Man verriet mir, dass Gehlen, dass er aus dem Fremde Heere Ost, das er übernommen hatte, eines der modernsten und zuverlässigsten militärischen Feindaufklärungssysteme der Welt gemacht hatte und dass er ohne mit der Wimper zu zucken Hitler den Rücken zugekehrt hatte. Wenn man die Amerikaner nach den wichtigsten Deutschen fragte, die man nach dem Krieg in die USA mitgenommen hatte, wurde nach Otto Hahn und Herrn von Braun als dritter Name Reinhard von Gehlen genannt.
Sie lernten von ihm, er lernte von ihnen. Jetzt war er in diesem Land der CIA-Statthalter, nicht mehr, aber in erster Linie auch nicht weniger.
Es würde wohl etwas ruppig werden, also setzte ich notgedrungen einen drauf: „Es ist mir natürlich schleierhaft und entschuldigen Sie mein schlechtes Deutsch, ich bin schließlich Italiener, wie es möglich ist, dass sich offensichtlich der führende Kopf der nationalen Spionageabwehr, dazu leitende Beamte seiner Operationsstelle und mindestens zwei Bundesbeamte der Regierung hier aufhalten? Was wollen Sie damit erreichen, Herr von Gehlen?“
Reinhard von Gehlen war zunächst einmal verdutzt, das konnte man deutlich erkennen. Nicht nur weil ich seinen Namen kannte. Mein Polizeichef gab, wie befürchtet, kein einziges Wort von sich, obendrein stand er einen Schritt hinter mir. Ich würde das hier alleine durchstehen müssen, denn auch sein Verwandter war noch nicht aufgetaucht.
Es sah also nicht gut aus.
Als sich bei Gehlen die Verwunderung gelegt hatte, glühten seine Augen vor Boshaftigkeit und Verärgerung. Er machte nochmals einen Schritt auf mich zu, dann zischte er wie eine Schlange: „Wer, in drei Gottes Namen, sind Sie? Und wie kommt ein Typ wie Sie, aus Italien, in diese Polizeistation? Sie wollen ein Anwalt sein? So sehen Sie nicht aus! Sie sind vermutlich einer dieser Kommunisten, die unser Land unterwandern! Gehören Sie nicht in Wahrheit zu der Verschwörer-Gruppe, die wir heute hier dingfest gemacht haben? Ich denke, es gibt hier einen dringenden Verdacht auf Unterstützung von Spionage und Terrorismus und wir werden hier im Interesse der nationalen Sicherheit eine sehr detaillierte Untersuchung starten,… und Sie hierzu intensiv befragen! Ich verhafte Sie hiermit wegen des begründeten Verdachts auf Unterstützung terroristischer Handlungen!“ Dann hielt er kurz inne, deutete auf uns und schrie noch lauter: „Meine Herren, verhaften Sie diese beiden!“
Potzblitz!
Einen Moment lang wurde mir bewusst, dass er nicht mal nach meinem Namen gefragt hatte! Es verwunderte mich, auch wenn ich nicht glaubte, dass er mich kannte. Bei seiner frenetischen Besessenheit für die Sowjetunion war der Kommunismus in Italien sicher ein zu kleiner Spielplatz für ihn, auch für sein Ego. Es war egal, wir waren lediglich Störenfriede, Schaben, die zum unpassendsten Zeitpunkt unter seiner Küchenzeile hervorgekrochen gekommen waren und genauso ging er mit uns um: Er trampelte einfach auf uns drauf! Ich war aber nicht gewillt, so einfach aufzugeben! Obwohl seine Schergen schon sehr nah an mir dran waren, erhob ich laut meine Stimme:
„Was jetzt, Sie möchten also einen internationalen Zwischenfall provozieren? Wenn gewisse Leute erfahren, dass ich inhaftiert wurde, können Sie nur noch nach Timbuktu gehen, vielleicht zu Klaus Barbie oder anderen. Nach meiner Verhaftung wird es keine Stunde dauern, ehe sich nicht mindestens vier diplomatische Vertretungen, der Heilige Stuhl in Rom und Ihr Vorgesetzter bei der CIA in Langley melden, damit Sie mich gehen lassen!
Ihr Ruf wird ruiniert sein, Herr von Gehlen!“
Jetzt war er ernsthaft interessiert, aber auch stocksauer, weil ich begann, ihn vor seiner gesamten Gefolgschaft zu blamieren. In der Sekunde, in welcher ich ihm mit dem Heiligen Stuhl gedroht hatte, erzürnte er spürbar. Aber wieso? Er wollte mir jetzt nicht mehr in die Augen sehen und drehte sich verkrampft weg. Erneut brüllte er, sah mich dabei aber nicht direkt an: „Wer verdammt noch eins sind Sie? Wie heißen Sie? Wer hat Sie geschickt? Raus mit der Sprache, oder wir bringen Sie zum Reden, … das verspreche ich Ihnen!“ Er sah einen seiner Lakaien an und befahl ihm ohne Regung, mich mit seiner Waffe in Schach zu halten. Dann fuhr er fort: „Reden Sie! Sofort! Sie Itaker Schnösel, oder ich lasse Sie beide umgehend erschießen!“
Inzwischen war ich mit meinem Latein am Ende.
Ein sturer Hund, den meine Androhungen kalt ließen. Es ärgerte mich kurz, dass ich meine Beretta in Italien gelassen hatte, denn ich hatte noch vor kurzem in einem militärischen Trainingslager der CSSR trainiert. Ach! Humbug! Die Beretta war gleichgültig, er konnte das nicht tun!
Mein Polizeichef stand übrigens immer noch lautlos hinter mir. Er war zur Salzsäule erstarrt, denn er regte sich keine Sekunde. Mit der Pistole vor Augen begann ich zu schwitzen. Ich dachte mir, wie komisch die Welt doch ist. Gerade eben hatte ich mich noch etwas über meine Verlobte aufgeregt, eine Stunde später sehnte ich mich nach nichts mehr, als in meinem kleinen, aber feinen norddeutschen Hotel neben ihr im Bett zu liegen und meine Hand sanft über ihren schönen und reizvollen Körper streifen zu lassen. Alles lief doch darauf hinaus, dass man nachts besser nicht ans Telefon ging.
Gehlen fuhr fort: „Die im Hinterzimmer anwesenden Hans-Peter Urbach und Christa Wessel können bezeugen, dass die Inhaftierten sie grundlos attackiert und schwer verletzt haben. Also, mein Lieber, letzte Chance, bevor Sie die Radieschen von unten wachsen sehen. Machen Sie das Maul auf! Ihren Namen! Ich zähle jetzt bis Zehn, dann sagen Sie mir, wer Sie sind und wer Sie geschickt hat oder dieser Mann hier wird Sie auf der Stelle erschießen!“
Ich schwitzte deutlich und suchte krampfhaft nach einer Lösung.
Doch es war genau dieser Moment, in dem der örtliche Polizeiwachtmeister, der Kommissar dieser Polizeistation, welcher der Verwandte meines Begleiters war, das erste Mal im Raum erschien. Er bewegte sich ganz langsam, schob sich in Zeitlupe in den Raum und schwitzte