Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck

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Die Prometheus Initiative - T. K. Koeck

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sah aus, als würde sie sich für das, was kommen konnte, sammeln; Als machte sie sich zum Kampf bereit, trotz Handschellen. Da waren kein Weinen, kein Stöhnen und kein irres Geschwätz. In der Polizeistation nahm man unsere Personalien und Aussagen auf. Sie fragten, wie lange wir Inge kennen, ob wir wüssten, wer die anderen in der Gruppe waren, wer die Steine warf, wer Anstifter und wer Provokateur war und ob wir in linken Studentenbewegungen seien. Es waren immer unterschiedliche Personen im Revier unterwegs, mal in edlen maßgeschneiderten Anzügen, dann wieder in Militäruniformen. Mir kam das gleich komisch vor und ich konnte nur hoffen, dass meine liebe Portierin auch tat, was sie angedeutet hatte. Gegen 02: 00 Uhr morgens ließ man uns dann in Ruhe in den Zellen liegen. Durch den Gang fragten wir uns gegenseitig, ob es allen gut ginge. Wir redeten darüber, was jeder gesagt hatte. Witziger Weise hatten wir alle tatsächlich ein und dasselbe erzählt. Niemand hatte Inge geschont, sie sich selbst auch nicht. Die „West-Jungs“ hatten nach ihren Aussagen auch ihre tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht und dass sie unter Umständen Inge sogar ihr Leben verdankten. Keiner konnte dann schlafen, jeder erzählte weiter, wir redeten uns praktisch den Dreck von der Seele. Nur eine Person nicht: Inge, die schlief bereits.

      Kapitel 8

      12. Juli 1959 / Schönberger Strand,

      Aus dem Reisetagebuch von Giangiacomo Feltrinelli

      „Handle – und das Schicksal selbst beugt sich!“

      (Ralph Waldo Emerson, amerikanischer Philosoph)

      Es war gegen vier Uhr früh, als mich der Nachtportier mit heftigen Schlägen gegen die Hotelzimmertür weckte. Meine Verlobte, die neben mir lag, schien es nicht zu stören. Sie drehte sich bloß zwei Mal, während sie sich lediglich mit: „… so eine Scheiße!“ beschwerte und fragte, was schon wieder los sei. Deutsch war wirklich eine ausdrucksvolle Sprache. „Scheiißee“ murmelte ich vor mich hin. Das Pochen an der Tür war aber auch wirklich penetrant und nervig. So schnell ich konnte, zog ich meine Pantoffeln an und warf mir den Morgenmantel über, während ich hektisch wurde und rief: „Va bene! Vengono, subito! Non e vero questo!“ Irgendwie wollte ich natürlich die gleiche Empörung ausdrücken, wie sie meine zukünftige Gattin schon so sensibel formuliert hatte.

      Ich öffnete die Tür und blickte einem pickeligen Pagen in die Augen. Ich hob fragend den Kopf und er meldete: „Ein wichtiges Telefonat für Herrn Feltrinelli, ein Herr Shlomo Lewin möchte Sie sprechen!“ Ich fragte mich sofort, was mein Freund Shlomo, einer der führenden Köpfe der jüdischen Gemeinde in Deutschland, um diese Uhrzeit von mir wollte.

      Klar war nur, dass es wichtig sein musste. Ohne mich umzuziehen folgte ich dem Burschen in die Hotellobby, wo es einen Fernsprecher gab. Ich hob den Hörer des Gerätes ab und entwirrte das klobige Kabel. Dann hörte ich den Portier in der Leitung: „Ich leite das Gespräch jetzt weiter.“ Es klickte, als er den Stift in die Telefonleitung steckte, um die Verbindung herzustellen.

      Nachdem es ein wenig geknirscht und rumort hatte, hörte ich Shlomos Stimme auf der anderen Seite: „Hallo? Hallo? Ich sagte Herrn Feltrinelli. … Hallo? Sind Sie noch dran?“ Mein alter jüdischer Freund klang nervös. Ich sagte: „Guten Abend Shlomo, Belissimo, von dir zu hören, Hallo? Hörst du mich?“ Er bejahte, seine Stimme klang sofort beruhigter, anschließend seufzte er tief und begann zu sprechen: „Giangiacomo, mein guter Freund, großartig, dass ich dich ausgerechnet da, wo du bist, erreiche. Welch göttliche Fügung! Ich brauche dringend deine Hilfe, hörst du?“

      Ich wunderte mich nur kurz, warum er wusste, wo ich war, dann bestätigte ich, dass es mich sehr freuen würde, wenn ich ihm helfen könnte. Shlomo führte weiter aus: „Mich hat gerade ein guter Freund aus Berlin angerufen, der sehr besorgt ist. Einer seiner Sprösslinge, dem man eine hervorragende Zukunft voraussagt, ist heute Nacht in deiner Nähe verhaftet worden. Seine Freunde und eine äußerst interessante Gruppe aus dem Westen sind mit dabei.

      Ich selbst kann mir noch keinen Reim daraus machen, wie diese Gruppe entstanden ist, aber du weißt ja, Gottes Wege sind unergründlich. Schalom. In jedem Fall, mein Freund, brauche ich deine Hilfe, um die Gruppe aus der Haft herauszubekommen. Es sollte dabei keine Schwierigkeiten geben, du wirst dich zuvor mit dem Polizeichef von Kiel und des Kreises Eckernförde treffen, er wird dich begleiten“.

      Ich fragte ihn, warum ich dann überhaupt mitgehen sollte. Er seufzte, murmelte etwas von Schmock und dann erklärte er es: „Der Polizeichef kommt nicht in Uniform, er wird offiziell nicht dort sein, aber der Polizeihauptkommissar dieser kleinen Polizeistation und er sind miteinander verwandt. Dass er dort sein wird, reicht aus, aber reden musst du. So wie wir alle nicht dort gewesen sein werden, so Gott will, wird er es auch nicht. Also musst du reden, mein Freund. Erzähl ihnen etwas von Freiheit, von Kindern, davon, dass es keine Beweise gibt, aber sag ihnen nicht, dass sie einige Sprösslinge mehrerer Eliten unseres Landes in eine Polizeistation gebracht haben; Auch nicht, dass hier etwas Internationales entstehen könnte oder dass morgen vielleicht der Ort von der Presse belagert wird!“

      Weil es so unglaublich klang fragte ich belustigt: „Ist das denn so, Shlomo, oder flachst du jetzt wieder mit mir, du alter jüdischer Fuchs!“ Das verneinte er strikt und bekräftigte sehr verbindlich: „Giangiacomo, du musst los, wirklich, jetzt gleich. Sei geschickt und redlich!“ Er gab mir noch einige Details, dann verabschiedeten wir uns.

      Im Hotelzimmer angekommen dachte ich nur noch daran, wie ich mich am schnellsten ins Auto und dann an den Treffpunkt verfrachtete, aber noch mehr, wie schnell ich mich am besten so anziehen konnte, dass ich nicht aussah, als sei ich gerade aufgestanden. Ich lief also wie ein Wilder durch das Zimmer, als meine Inge erwachte. Sie war empört über den Lärm und fragte mich, was das Getue soll. Mir fiel wahrlich nichts ein, womit ich sie anlügen konnte, also flüsterte ich: „Einer meiner jüdischen Freunde, Shlomo Lewin, braucht dringend Hilfe. Ich muss eine Gruppe von sieben Jugendlichen aus einer Polizeistation herausboxen, dabei hilft mir der Polizeichef von Schleswig-Holstein.“ Sie schaute mich an, starrte auf den Wecker, murmelte emotionslos: „Sei zum Frühstück wieder da, mein Schatz!“ Augenblicklich sank sie dabei wieder zurück ins Bett. Ich wusste nicht, ob ich in diesem Moment belustig oder eher verärgert sein sollte. Doch schnell wandte ich mich gedanklich wieder meiner Mission zu. Ich zog mich an und nahm mir fünf Minuten vor dem Spiegel, um nicht unsympathisch zu wirken. Sobald es meine Eitelkeit zuließ, stürmte ich hinaus.

      Wie verabredet traf ich den Polizeichef.

      Ich fragte ihn nach seinem Namen, aber er nickte nur kurz und gab keinen Laut von sich. Dabei sah er sich panisch um, obwohl unser einsamer Treffpunkt mitten in der nordischen Ebene lag. Wir fuhren schweigend in Richtung Polizeistation, ein versuchter Gesprächsbeginn blieb ohne Erfolg. Ich sehnte mich plötzlich nach einem starken Kaffee und einer gründlichen Dusche. Am Horizont erhellte sich der Himmel, über dem Platt wurde es türkis-rötlich und die ersten Vögel zwitscherten. Einen Moment nahm ich den wunderbaren Geruch der frischen Natur wahr, vereinbart mit dem Salz des Meeres in der Luft, genau wie in meiner Heimat, um diese morgendliche Uhrzeit. Natürlich fehlte den Deutschen der Eukalyptus, der Lavendel und Rosmarin.

      Gegen fünf Uhr morgens erreichten wir die Polizeistation. Ich parkte den Wagen, sah dem Polizeichef nochmal in die Augen, der sich nur abwendete und auf die Eingangstür deutete. Mit schweren Schritten und aufrechter Haltung gingen wir hinein.

      Ich hatte erwartet, dass hier noch eine, vielleicht zwei Nachtwachen sein würden und natürlich der Hauptkommissar, der Verwandte meiner stummen, mysteriösen Begleitung. Aber dem war nicht so. Man sah Männer in Uniform, in Anzügen und in militärischer Camouflage. In der Mitte stand jemand, den ich kannte, aber noch nie persönlich getroffen hatte. Er überragte alle anderen, war offensichtlich unberührbar und wenn er sprach, war jeder ruhig. Just in diesem Moment gab er gerade die Anweisung, seine Operationsstelle über den neuesten Stand zu informieren.

      Mir

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