Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck

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Die Prometheus Initiative - T. K. Koeck

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oder was weiß ich was … das spricht doch für sich!“ Hitler haspelte und verlor offenbar den Faden. Vor der Tür hörte man Lärm, Männer, Waffen. Hitler fuhr fort: „… ganz im Gegenteil, man sagt mir, bei Ihrer Gefolgschaft läuft alles über eins zusammen. Von Moral und Ehre hat Euresgleichen doch keine Ahnung mehr. Ihr Mitläufer seit dem Herdentrieb unterworfen. Und wenn dann ein etwas größerer Bock wie Sie, Herr Gehlen, das Haupt hebt, haltet Ihr ihn sofort für eine Leitfigur. Ihr seid Witzfiguren und es ist nie zu spät, die Welt von Euch Theoretikern zu befreien!“ Der Tumult vor der Tür war jetzt nicht mehr zu überhören, es waren offenbar eine Menge Menschen.

      Gehlen ließ sich einem Moment Zeit, aber nur aus rhetorischen Gründen, dann legte er los: „Ach, Herr Hitler … ja, wir sind über das belebende Pervitin weit hinaus, und ja, dass eine Gruppe von Schafen einem geilen, dummen Bock folgt, das hatten wir bereits. Meine Freunde und ich, wir haben eine Wirkstoffkombination gefunden, die noch das 21. Jahrhundert bestimmen wird. Wir haben sie an tausenden SS-Angehörigen und zehntausenden russischen Gefangenen getestet, bis sie ausgereift war. Es ist eine überragende Kombination aus Hydroxybutansäure, Lysergsäure-Diäthylamid und Pseudoephedrin, dabei gibt es praktisch keine Beeinträchtigung für die Gesundheit, wenn man sich sonst zusammenreißt. Und die Steigerung der kognitiven Fähigkeiten überragt alles, was es bisher gab. Mal abgesehen davon, dass man sich hervorragend fühlt, in jeder Hinsicht!“

      Er referierte dabei ganz selbstbewusst und von sich selbst überzeugt.

      „Das ist Ihrem Cocktail aus Amphetaminen, Morphemen und klassischem Meth um Jahrzehnte voraus, Mal davon abgesehen, dass Sie davon nichts mehr haben und Ihre neun Gramm Opium und sieben Gramm Heroin, die Sie noch verzweifelt unter Ihrer Bettmatratze verstecken, gemeinsam mit Ihren peinlichen Schmuddel-Bildern, wohl keine Woche mehr reichen werden!“, prophezeite Gehlen ohne Regung, danach schwieg er.

      Ich erstarrte und schwitzte am ganzen Körper. Erneut fragte ich mich, ob ich wirklich hierhergehörte oder ob überhaupt noch jemand wusste, dass ich anwesend war. Eine unheimliche Stille lag in der Luft. Die Atmosphäre war zum Zerschneiden und vibrierte förmlich. Hitler sah Gehlen eindringlich und fuchsteufelswild an. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand er auf und prustete: „Egal, genug, aus, vorbei! Sie sind jetzt dran, Schluss mit der Sonderbehandlung! Ich werde persönlich dabei sein, wenn man die Erde von Ihrer Pestilenz befreit. Und wenn es verdammt noch mal mein letzter Befehl sein sollte, er gilt Ihrem Tod, Gehlen, man muss die Welt vor Ihnen beschützen! Sie sind ein teuflisches Geschwür!“ Er war schon fast an der Tür, um Gehlen und damit wohl alle, die bei ihm waren, die ihn liebten oder die für ihn gedient hatten, sofort liquidieren zu lassen, da war es Gehlen, der erneut ruhig und gelassen eingriff:

      „So, mein lieber Herr Hitler, Sie machen sich jetzt bitte nicht unglücklich! Denken Sie, ich komme ohne Absicherung zu Ihnen? Denken Sie wirklich, dass ich so dumm bin? Bevor Sie sich selbst unsägliches Leid antun bitte ich Sie, in aller Form, sich zuvor diese Akte anzusehen.

      Weil ich jetzt keine Zeit und keine Lust mehr auf Ihre Faxen habe! Weil wir alle Idioten wie Sie so leid sind! Bitte glauben Sie mir, mein Tod, oder der Tod irgendeiner anderen Person, wird an dieser Akte und ihren Konsequenzen nichts ändern. Ihre einzige Chance ist es, sich diese Akte anzusehen, unseren Entlassungsbefehl zu unterschreiben und uns gehen zu lassen. Sonst kann ich nichts mehr für Sie tun!“ diagnostizierte er und hielt Hitler die Akte hin. Dabei wirkte er wie ein besorgter Chefarzt beim Verkünden einer schweren Krankheit.

      Ich bekam nun endgültig keine Luft mehr, ich konnte nicht glauben, was passierte. Wie er mit ihm sprach! Ich war so damit beschäftigt, mich nicht zu bewegen, nicht aufzufallen, die Situation keinesfalls zu beeinflussen oder zu unterbrechen, dass ich der Leichenstarre nahe war. Hitler stand wie angewurzelt an der geöffneten Türe, draußen sah man mehrere schwerbewaffnete Lanzer, die nun verdutzt hereinblickten.

      Man konnte erkennen, dass Hitler grübelte.

      Er überlegte, ob er wirklich gerade einen eminent wichtigen Fehler beging, oder ob Gehlen ihn schlichtweg überlistete. Offensichtlich war er dann aber der Überzeugung, dass es wohl besser sei, der Akte wenigstens einen Blick zu gönnen. Er warf die Tür wieder zu, ich hatte Angst, er erwischt die Soldaten draußen. Langsam ging er auf Gehlen zu und entriss ihm die Akte. Ich atmete tief ein. Er öffnete sie, ohne hineinzusehen, sah weiter nur Gehlen an. Schließlich raunte er: „Mal sehen, was Sie Spinner da haben!“.

      Und dann blickte er hinein, sehr lange sogar.

      Und wenn er zuvor zerfurcht aussah,

      dann schien er jetzt vollkommen in sich zusammenzufallen. Hitler erstarrte, er fror regelrecht ein, als würde jede Lebensenergie aus ihm entweichen. Seine Lippen und Hände zitterten, er sah aus, als wolle er weinen! Dann ließ er die Akte fallen. Ich sah, dass drei großformatige Fotos und ein Schreiben herausfielen. Die Gesichter einer hübschen Frau, eines blonden Buben und eines ebenso blonden Mädels, wahrscheinlich Zwillinge, beide etwa vier, fünf Jahre alt, lächelten mich an. Zunächst verstand ich es nicht. Dann plötzlich wurde mir klar, wen ich vor mir sah. Und Sie werden es auch wissen.

      Der Führer fiel zurück in den Stuhl.

      Er sagte nichts, er sank einfach zusammen. Es war Gehlen, der aufstand und alles wieder zusammensammelte. Er legte die Fotografien in die Akte zurück, das Schreiben für die Entlassung seiner selbst und dem Großteil seines Stabes jedoch oben auf. Er machte einen Schritt auf Hitler zu, legte den Stapel auf den Tisch und holte langsam seinen Füllfederhalter aus der Jacke. Er drehte diesen auf, legte ihn neben den Stapel und flüsterte trocken:

      „Die Fotos, Herr Hitler, können Sie behalten. Aber bitte nicht den Füllfederhalter, der ist mir ans Herz gewachsen.“ Hitler beachtete ihn nicht, starrte den Hund auf seinem Schreibtisch an, dann blickte er hilfesuchend zu Friedrich dem Großen, bevor er seine leeren Augen wieder auf den vor ihm liegenden Auflösungs- und Entlassungsbefehl richtete.

      Gehlen führte weiter aus: „Mein Nachfolger wird Wessel, er wartet bereits draußen. Er wird alle Ihre Befehle ausführen, wie belanglos sie auch sein mögen und er wird den Rest der Fremde Heere Ost repräsentieren. Wir beide, wir werden uns nie wiedersehen, das verspreche ich. Wenn ich Sie jetzt um die Unterzeichnung bitten darf? Und keine Angst wegen Ihres kleinen Geheimnisses, von denen ich übrigens viele kenne. Informationen verleihen Macht, wieso also sollte ich sie einfach so weitererzählen? Sie müssen sich keine Sorgen machen, das Ehrenwort gebe ich Ihnen als deutscher Soldat, der im Feld gedient hat.“

      Hitler reagierte nicht auf das Gesagte, er bewegte sich kaum, als er unterschrieb. Dann legte er den Füllfederhalter wieder hin und faltete seine Hände in den Schoß. Gehlen nahm den Entlassungsbefehl und steckte diesen in die Innentasche seiner Uniform. Während er den Füllfederhalter sorgfältig und langsam wieder zudrehte, sah er zu mir herüber und deutete an, dass wir jetzt doch lieber schnell gehen sollten. Ich stellte mich rasch hinter ihn. Er selbst blickte nochmals zu Hitler und rief: „Ich wünsche Ihnen alles Gute, Herr Hitler“ als hoffte er auf gute Genesung.

      Dann öffnete er die Tür. Waffenstarrende Soldaten musterten uns, man wartete auf den Abtransport zum Standgericht. Als Gehlen öffnete, standen die Lanzer und Stabsangehörigen mit gezogenen Pistolen absolut perplex vor der Tür. Ein Wunder, das sie nicht noch das Ohr an der Tür hatten oder sich versehentlich ein Schuss löste. Alle blickten fragend zu Hitler. Dieser hob nach einem kurzen Moment den Kopf und keuchte:

      „Alles in Ordnung meine Herren, Herr Gehlen kann jetzt gehen.“ Die Verwirrung stand jedem ins Gesicht geschrieben, keiner wusste, was er tun oder denken sollte.

      In dieser grotesken Situation drückte sich plötzlich Goebbels durch die Gruppe und schrie:

      „Können wir das Schwein jetzt erschießen? Ich will es selbst machen!“ Er schaute seinen großen Führer an, die

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