5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу 5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019 - A. F. Morland страница 13
Rosy zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. „Ich bin ja schon still“, sagte sie kleinlaut.
Bruno ließ sie los und wandte sich an seine Schwester. „Drei, vier Tage, Nicola, dann bist du uns wieder los“ , versprach er – und erreichte einmal mehr, was er wollte.
14
Mit Nicolas Einwilligung waren Ärger und Komplikationen vorprogrammiert, denn Bruno Pfaff bezog mit seiner Freundin nicht nur das Gästezimmer – er übernahm das ganze Haus. Schließlich war es auch sein Elternhaus, wie er des öfteren betonte, und deshalb sah er nicht ein, warum er sich ausschließlich im Gästezimmer aufhalten sollte, wenn seine Stiefschwester ohnedies nicht daheim war.
Während Nicola in der Seeberg-Klinik Dienst hatte, breiteten sich er und seine Freundin in allen Räumen aus.
Rosy spielte Nicolas CDs. Bruno trank Nicolas Wein, lümmelte vor dem Fernsehapparat herum und machte den Videorecorder durch unsachgemäße Bedienung kaputt. Da das Gerät die Kassette nicht auswarf, holte er fluchend – eine Flasche Rotwein intus – ein Fleischmesser aus der Küche. Damit gelang es ihm zwar, die Kassette aus dem Recorder zu hebeln, doch hinterher reagierte das Gerät auf keinen Befehl mehr. Wütend warf er die Fernbedienung in die Ecke.
„Japanischer Schrott!“, schimpfte er. „Oder koreanischer! Oder taiwanesischer!“
Rosy Kupfer behängte sich mit Nicolas Schmuck, benutzte während deren Abwesenheit verschwenderisch die exquisiten Kosmetika und Parfüms, und zog auch ohne Wissen und Erlaubnis der Ärztin ihre teuren Kleider an.
Bruno sagte: „In den Klamotten meiner Schwester siehst du besser aus, Baby. Sie sind viel eleganter als die Sachen, die du sonst immer trägst.“
Rosy schmollte. „Bisher hattest du an meinem Outfit nichts auszusetzen.“
Er lachte schnarrend. „Weil du mir nackt ohnedies am besten gefällst.“ Er saß auf der Couch. Sie stand vor ihm. Er griff breit grinsend unter das Chiffonkleid, das sie aus Nicolas Schrank geholt hatte.
Sie trat rasch zurück und schlug ihm auf die Finger. „Pfoten weg!“
„He, was soll das?“, begehrte er auf. „Du hast sie wohl nicht alle. Du denkst wohl, wenn du mal was Teureres anhast, musst du gleich auf feine Dame machen, wie? Komm her!“
Rosy schüttelte trotzig den Kopf. „Du hast keinen Respekt vor mir.“
Bruno kniff die Augen zusammen. „Sag mal, was soll das? Wieso sollte ich denn auf einmal Respekt vor dir haben?“
„Ich bin in deinen Augen bloß ein billiges Flittchen.“
„Ja. Vielleicht. Aber wieso stört dich das auf einmal?“
„Es hat mich immer schon gestört.“ Rosys Augen füllten sich mit Tränen.
„Das ist mir noch nie auf gefallen.“
„Weil du ein grober, herzloser Klotz bist. Ein gefühlloser, egoistischer Mistkerl. Du bist nicht besser als alle anderen Männer, denkst immer nur an dich.“
„Verdammt noch mal, was ist denn plötzlich in dich gefahren?“, brauste Bruno auf. „Was soll auf einmal dieser idiotische Aufstand.“ Er winkte sie zu sich. „Komm her!“
„Nein!“ Sie blieb mit tränenfeuchten Augen stehen.
„Ich sage es nur noch einmal“, knurrte er gefährlich. „Komm her!“
„Du kannst mich mal!“
„Zieh dieses Kleid aus, das tut offensichtlich deinem ohnedies kaum vorhandenen Verstand nicht gut!“, befahl er, und als sie nicht sofort gehorchte, verlor er die Beherrschung. Er sprang auf, versetzte ihr eine kräftige Ohrfeige und brüllte: „Du hast gefälligst zu tun, was ich sage!“ Seine Hand griff in den Ausschnitt des Chiffonkleides – und mit einem wilden Ruck riss er es auf.
Erst hinterher begriff er, was er getan hatte, und er schnarrte: „Geh und lass das Kleid verschwinden! Ich habe keine Lust, meiner Schwester zu erklären, wieso ihr teures Kleid hin ist. Und gibt Nicolas Schmuck zurück. Ich möchte nicht, dass du ihn trägst, wenn sie nach Hause kommt.“
15
Dr. Torben Lorentz trat aus dem Operationssaal und tat einen tiefen Atemzug. Er hatte eine Kürettage hinter sich. Die Ausschabung der Gebärmutter war mit unerwarteten Komplikationen verbunden gewesen: Die Patientin hatte sehr viel Blut verloren, aber sie hatte rechtzeitig vorgesorgt und schon vor einem halben Jahr Eigenblut in der Seeberg-Klinik deponiert. Das hatte man ihr heute zugeführt, und der junge Chirurg war zuversichtlich, dass sie sich von dem Eingriff rasch erholen würde.
„Müde?“, sprach ihn plötzlich Dr. Nicola Sperling an.
Er nahm sie jetzt erst wahr. „Oh.“ Er lächelte erfreut. „Hallo.“
„Magst du eine Tasse Kaffee?“, fragte Nicola.
Er tippte mit dem Finger auf ihre Nasenspitze. „Schwangere Frauen sollen keine Suchtmittel konsumieren.“
„Ich nehme selbstverständlich koffeinfreien Kaffee“, erwiderte Nicola.
Sie gingen ins Casino. Dass Nicola ungeliebte Gäste in ihrem Haus hatte, wusste Torben noch nicht. Sie fand nie den richtigen Zeitpunkt, es ihm zu sagen.
Während sie den Kaffee tranken, fragte Torben: „Wie fühlst du dich?“
„Ganz gut“, antwortete Nicola.
„Und wie geht es unserem Baby?“
„Vermutlich auch nicht schlecht.“ Nicola lächelte. „Es macht sich jedenfalls auf keine wie immer geartete Weise bemerkbar.“
Torben griff über den Tisch nach ihren Händen. „Liebling, ich wollte schon seit längerem mit dir reden, aber man kommt ja vor lauter Arbeit zu nichts …“
„Was hast du auf dem Herzen?“, fragte sie.
„Naja …“ Er wiegte den Kopf. „Also … Ich wohne allein … Du wohnst allein … Wir führen zwei getrennte Haushalte … Ich meine, das ist irgendwie unsinnig, wo wir doch die Absicht haben, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Wäre es nicht angenehmer für uns beide, wenn ich meine Wohnung aufgeben und zu dir ziehen würde?“
Sie erschrak. „Wann?“
„Von mir aus gleich heute.“
Sie hatte urplötzlich ein flaues Gefühl im Magen. „Gleich heute?“, fragte sie krächzend.
Er musterte sie befremdet. „Wäre dir das etwa nicht recht?“
„Doch, doch“, beeilte sie sich zu versichern. „Schon.“ O Gott, sie war so entsetzlich durcheinander. „Natürlich. Es ist nur …“