5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019. A. F. Morland

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5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019 - A. F. Morland

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mir leid“, sagte Torben leicht pikiert. „Ich dachte, du würdest dich über meinen Vorschlag freuen. Wenn ich gewusst hätte, dass er so schlecht ankommt …“

      „ Er kommt überhaupt nicht schlecht an“, fiel sie ihm aufgewühlt ins Wort. Bruno, ich hasse dich!, dachte sie. „Es es geht mir nur ein bisschen zu schnell.“ Sie drückte Torbens feingliedrige Hände und dachte: Verflucht, Bruno, in was für eine Situation hast du mich gebracht?

      „Bitte sei nicht beleidigt, Liebling“, flehte sie. Ihr Geist suchte nach einer plausiblen Erklärung für ihr sonderbares Verhalten. Sollte sie Torben hier und jetzt die Wahrheit sagen? Sie entschied sich dagegen, nahm Zuflucht bei einer Notlüge. „Ich – ich wollte dich überraschen, doch nun muss ich es dir wohl sagen: Ich habe die Handwerker im Haus.“

      „Wozu?“, fragte er erstaunt.

      „Na ja, ich lasse mein Heim familiengerecht ausstatten. Ich wollte dich damit überraschen, aber daraus wird nun leider nichts …“

      Mit dieser Unwahrheit hatte sie einen kleinen Aufschub erwirkt, aber aufgeschoben war nicht aufgehoben. Sie musste Torben so bald wie möglich von Bruno Pfaff, ihrem Stiefbruder, dem Schandfleck der Familie, erzählen.

      16

      Eine Stunde später begegnete Dr. Torben Lorentz dem Grünwalder Arzt auf der Frauenstation. Sven Kayser hatte eine Patientin mit grippeähnlichen Symptomen nach einem Zeckenstich zur Beobachtung in die Seeberg-Klinik eingewiesen.

      „Zecken“, sagte Dr. Lorentz mit gerümpfter Nase. „Ich kann diese Viecher nicht ausstehen.“ Er schüttelte sich. „Diese Mini-Vampire lauern verborgen in Unterholz und Gebüsch, um dann bei arglos vorbeispazierenden Opfern zum Angriff zu blasen.“

      Sven nickte. „Sie nutzen für ihre Attacken ein ausgeklügeltes Ortungssystem, erkennen, an Halmen hängend, frühzeitig Wärme, chemische Reize und Erschütterungen – und hat die Zecke es erst mal geschafft, auf ihren neuen Wirt zu gelangen, krallt sie sich an Kleidung oder Haaren fest und bahnt sich zügig den Weg auf eine geeignete Hautpartie.“

      „Und nach all der Mühe hat das Biest natürlich einen unstillbaren Durst“, fuhr Torben fort. „Gerade mal vier Millimetergroß sind sie, nachdem sie sich aber am Lebenssaft des Gastgebers tüchtig gelabt haben, können sie bis zur Größe einer Weintraube anschwellen.“

      Der junge Chirurg presste die Kiefer zusammen. „Das Fatale an der Geschichte ist, dass die Zecke bei dieser unfreiwilligen Blutspende nicht nur nimmt, sondern auch gibt. Viele Zecken sind mit Krankheitserregern infiziert, die beim Stich in die Blutbahn des Wirts gelangen können und gefährliche Infektionskrankheiten verursachen.“

      „Wie zum Beispiel die Lyme-Borreliose“, pflichtete Dr. Kayser seinem Kollegen bei. „Nach Schätzungen treten allein in Deutschland bis zu achtzigtausend Fälle im Jahr auf – mit einer noch höheren Dunkelziffer. Deshalb rate ich meinen Patienten, sich nach jedem Waldspaziergang gründlich nach Zecken abzusuchen und den Winzling möglichst nah an der Hautoberfläche mit einer Zecken-Pinzette abzudrehen.“

      „Wenn diese Biester erst mal in der Haut stecken, kommen die Leute auf die verrücktesten Ideen“, sagte Torben Lorentz. „Sie beschmieren sie mit einem Kleber, beträufeln sie mit Öl, betupfen sie mit Nagellack, ohne zu wissen , dass die Zecke im Todeskampf erst recht Krankheitserreger freisetzt.“ Er zog die Augenbrauen zusammen und brummte: „Sprechen wir über etwas Erfreulicheres, okay?“

      Dr. Kayser nickte und fragte: „Wie geht es dem werdenden Vater denn so?“

      Torben lächelte. „Der ist ohne Beschwerden.“

      „Die Seebergs haben sich wieder telefonisch bei mir gemeldet“, berichtete Sven Kayser.

      „Wo sind sie zur Zeit?“, wollte Torben Lorentz wissen.

      „In San Francisco.“

      „Und wie gefällt es ihnen da?“

      „Sehr gut. Die Stadt ist ja auch wunderschön.“ Sven wies kurz mit dem Daumen über die Schulter. „Ich wollte mich vorhin mit Nicola unterhalten, aber sie hatte leider überhaupt keine Zeit.“

      Torben Lorentz’ Blick verdunkelte sich.

      „Ist irgend etwas nicht in Ordnung?“, fragte Sven Kayser sofort.

      „Ich weiß es nicht.“ Dr. Lorentz zuckte mit den Schultern. „Es wird wohl nichts zu bedeuten haben.“

      „Hat Nicola ein gesundheitliches Problem?“, erkundigte sich Dr. Kayser besorgt.

      Torben schüttelte den Kopf. „Es geht ihr gut. Sie fühlt sich körperlich wohl. Aber … Sie hat sich in den letzten Tagen verändert.“

      „Wie – verändert?“

      „Sie ist nicht mehr so fröhlich und unbeschwert wie zuvor“, sagte Torben. „Manchmal kommt sie mir so vor, als würde sie eine unsichtbare Last mit sich herumtragen, aber sie spricht mit mir nicht darüber, und sie ist seit Kurzem ziemlich verschlossen.“

      „Ich denke, daran ist die Schwangerschaft schuld“, meinte Sven Kayser. „Du bist Arzt. Du weißt das. Wenn eine Frau Mutter wird, geht es in ihr eine Zeitlang drunter und drüber. Nicht jede verkraftet diese umfassenden Umstellungen gleich gut, aber ich bin zuversichtlich, dass Nicola dieses Tief in einigen Wochen überwunden hat, und dann wird sie auch wieder gut gelaunt und heiter sein.“

      17

      „Wieso ist der Videorecorder kaputt?“, fragte Dr. Nicola Sperling ihren Stiefbruder ärgerlich.

      Bruno machte eine vage Handbewegung. „Du kriegst einen neuen.“

      „Was hast du damit gemacht?“

      „Nichts. Einen Film habe ich mir angesehen, und hinterher wollte das dämliche Ding die Kassette nicht mehr herausrücken. Also habe ich mich ein wenig damit herumgespielt – und auf einmal ging überhaupt nichts mehr. Aber die Kassette habe ich herausgekriegt.“

      Bruno saß vor dem Fernseher und schaute eine Sportsendung. Seine Beine lagen auf dem Couchtisch. Popcorn und Bier befanden sich in Reichweite. Selbstverständlich lagen auch Popcornkrümel auf dem Teppich.

      „Seit ihr hier seid, ist mein Haus nicht wiederzuerkennen“, beschwerte sich Nicola.

      Bruno griente. „Wir sind keine Pedanten.“

      „Aber ich hab’s gerne ordentlich“, gab Nicola gereizt zurück.

      Bruno machte mit der Hand eine beschwichtigende Geste. „Rosy ist zwar keine Putze, aber ich sag’s ihr. Sie wird dein schmuckes Heim morgen in Ordnung bringen. Zufrieden?“

      Für ihn war die Angelegenheit damit erledigt, aber nicht für Nicola. Es ärgerte sie, dass er sie ignorierte, dass sie für ihn Luft war, dass er sich nur noch für das blöde Fußballspiel interessierte.

      „Drei, vier Tage hast du gesagt“, kam es grimmig über Nicola Sperlings Lippen.

      „Wie?“

      „Drei,

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