Echt jetzt?!. Jana Wieduwilt

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Echt jetzt?! - Jana Wieduwilt

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es im Buche steht und entsprach allen, wirklich allen Klischees: sehr ernst, zurückgekämmte, schwarze Haare, Pferdeschwanz, strenge Stimme. Sie schritt in den Raum, einen kleinen Hörsaal, und sprach:

      „Liebe Studenten, wir gehen heute raus.“

      Dann knallte sie uns einen Stapel A3 Blöcke hin und sagte erneut:

      „So, bitte zeichnet jetzt eine Baum-Hausbeziehung.“

      Das taten wir dann auch, am Schloss Pillnitz. Das ist übrigens ein wunderschöner Ort, wenn ihr mal pilgern geht. Schaut euch das unbedingt an, wenn ihr in Dresden seid.

      Die Kriterien des Auftrages waren klar: „Ihr könnt euch einen beliebigen Platz aussuchen. Wichtig ist, dass Pflanzen dabei sein müssen und wenigstens ein Teil eines Hauses. Verteilt euch im Park.“ Ich dachte damals: „Meine Güte, zeichnen kann ich doch gar nicht so besonders gut.“

      Natürlich habe ich die Aufgabe so wie immer angenommen. Bin raus. Habe mich da hingesetzt. Ich habe mir einen schönen Platz gesucht und geguckt.

      Und habe das erste Mal in meinem Leben bewusst wahrgenommen, wie ein Baum aufgebaut ist. Das klingt jetzt komplett komisch, ich weiß. Jeder hat schon mal einen Baum gesehen. Aber weißt du wirklich, wie die Äste eines Kastanienbaumes verlaufen – im Gegensatz vielleicht zu denen einer Eiche?

      Das war der Moment, in dem ich, mit 23 Jahren das erste Mal bewusst sehen lernte. Sehen im Sinne von gut beobachten. Seither nehme ich die Linien von Pflanzen, Häusern, Plätzen und dem Raum und Menschen und ihr Miteinander anders war.

      Wenn du zeichnen müsstest, was du wahrnimmst, würdest du dann anders hinsehen? Augen meines Gegenübers? Traurig, müde, leuchtend, lächelnd? Haare? Hände: sicher oder nervös? Feingliedrig oder „Wurstfinger“? Das ist DU-Modus und das geht auch online.

      Und das hilft mir bei meinen täglichen Arbeiten, beim Marketing mit Menschen. Denn Marketing und Kommunikation hat was mit Menschen zu tun, mit Beobachtung. Du kannst SEHEN, ob Menschen echt sind, authentisch. In ihrer angestrengt einstudierten Rolle oder zu Hause in dem, was sie tun. Du kannst so ergründen, wie die Menschen auf die ein oder andere Tatsache reagieren. Und irgendwann kannst du vorwegnehmen, welche Kausalkette wann in Gang gesetzt wird.

      Durch das Simpelste, was es gibt: Genau beobachten. Und still sein. Beim Gegenüber sein.

      Manche nennen es messen. Ich nenne es erstmal beobachten und reinhören in die Sache und mal dem „Volk aufs Maul“ schauen. Wer zuhört, was die Kunden sagen, erfährt viel. Vor allem darüber, was sie wirklich lieben an deinem Produkt – und was sie noch kaufen würden, wenn es sowas denn gäbe. Und was ihr Nachbar kaufen würde.

      Das Zusammenbringen von Elementen habe ich in Pillnitz gelernt.

       Schau mal ganz genau hin. Und dann nutze die erworbene oder erinnerte Fähigkeit, um deinen Kunden zuzuhören.

      Mein Impuls heute für dich: Nimm doch bewusst wahr, was um dich ist.

      Was siehst du wirklich, wenn du aus dem Fenster blickst?

      Erkennst du die feine Textur des Strauches?

      Was siehst du, wenn du durch die Stadt gehst?

      Wie sieht das Gesicht deines Gegenübers aus?

      Sind seine Mundwinkel nach oben oder nach unten?

      Gibt es viele Lachfältchen?

       1.9 LIEBE ALS ANTWORT DES MARKETINGS UND WARUM DER BLICK ÜBER DEN TELLERRAND HILFT

      So geht beeindrucken. Ich komme an, da gibt es ein Schwätzchen, persönliche Tipps fürs Abendessen, eine genaue Beschreibung des Weges dahin und auf dem Zimmer eine Karte mit den besten Touren durch Landshut. Ich fühlte mich gleich wie bei Freunden. Ja, richtig. Du bist mit mir im Hotelzimmer im Freischütz in Landshut. Ein Hotel. Es gibt ein bequemes Bett, einen Balkon und ein paar nette Sessel. Dazu interessante Kunstwerke an den Wänden und alte Möbel. Ja.

      Doch hat mich die authentische und natürliche Art, wie hier mit den Gästen umgegangen wird, schwer beeindruckt. Wie gelingt es, in einem Hotel, eine authentische und geborgene Atmosphäre zu schaffen?

      Hier in Landshut im Freischütz war es eine Notsituation. Sehr schnell musste das Hotel übernommen und weitergeführt werden. Mit einem Team, das anfangs nicht vom Fach war.

      Das „nicht vom Fach“ ist durch viel Liebe zum Detail und vor allem zum Gast, mehr als wettgemacht. Das gesamte Team hat sich in den DU-Modus begeben und sich in die Schuhe des Kunden gestellt. Was braucht jemand, der erschöpft von einer Reise ankommt? Genau: Eine freundliche Begrüßung, wie bei Freunden. Einen Tipp, wo es was Leckeres zum Abendessen gibt. Ein gemütliches Zimmer, das nicht allzu sehr nach Hotelzimmer aussieht. Einfache Dinge – und selbstverständlich. Eigentlich. Hier in Landshut habe ich ein Hotel gefunden – das all diese Dinge so umgesetzt hat, wie ich es immer erzähle. Mit Liebe und zu 100 % aus Sicht des Gastes.

      Wie drückt sich deine Liebe zu dem, was du im Business tust, aus?

       1.10 WARUM DU DIE NATUR GROSSARTIG NUTZEN KANNST, UM DEIN MARKETING AUFZUBAUEN.

      Du weißt ja, ich gehe super mega gern pilgern. Immer wenn mein Kopf verstopft ist, weil da zu viel an Informationen, Anforderungen und Brainstormings reingeflossen ist und ich merke, wie mein Denken zäh und kreisförmig wird, erinnere ich mich an das wunderbare Gefühl von Klarheit, Draufsicht, ja geradezu von Weisheit, das ich beim Pilgern habe.

      Vor allem aber auch daran, wenn ich mit meinen Kunden loslaufe, und dann oft höre: „Bei uns ist nichts los. Es ist nicht schön.“ Wir gehen. Manchmal sag ich was, manchmal nicht. Und dann passiert etwas Wunderbares.

      Wenn ich draußen bin, auf dem Weg bin, dann werden meine verstopften Gehirnwindungen wieder sauber, klar und durchlässig. Je weiter weg ich vom Ort des Geschehens bin, also in dem Fall von meinem Schreibtisch und Computer, umso schneller, smarter und leichter fließen meine Gedanken.

      So ähnlich funktioniert das auch im Marketing. Ob ich jetzt mit meinen Kunden offline oder online pilgere: Ein Perspektivwechsel, ein kurzes Abstandnehmen wirkt manchmal Wunder.

      Wir sind teilweise so involviert in unsere Aufgaben und Projekte, dass wir eine einfache Lösung gar nicht sehen können. Wie auch, wenn unser Schreibtisch voller Alltagsaufgaben, Regeln und Normen liegt, sodass wir gar nicht frei denken können?

      Ich schaue mir einen Baum oder ein Haus an. Bestaune die Tür, die Fenster, die rhythmische Anordnung von Säulen oder Balken. Die Textur. Ich frage mich dann, was dieses Haus schon so alles erlebt hat. Wer hat da gewohnt? Wie viele Kinderfüße sind die Treppen auf und ab gesprungen? Wie missmutig sind Klempner durch das Haus geschlichen?

      So ein Hausleben ist lang. Oft länger als ein Menschenleben. Wenn ich dann weiterschaue, dann relativiert sich wieder alles. Mein Verknotungskopf-Dingsi wird auf einmal logisch, klar.

       Erstes Learning:

      Keine Herausforderung ist so groß, dass du sie nicht irgendwie lösen kannst. Keine Situation so festgefahren, dass du den Wagen nicht wieder flott bekommst oder die Entscheidung, ihn liegen zu lassen, treffen kannst.

       Relativiere deine Gedanken.

      Was

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