Wem gehört die Zukunft?. Jaron Lanier

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Wem gehört die Zukunft? - Jaron Lanier

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Ihren sozialen Netzwerken aktualisiert.« Und schließlich: »Wollen Sie nicht Ihren letzten Penny im Kasino setzen, das gerade Ihre Herzoperation finanziert hat? Vielleicht gewinnen Sie eine hübsche Summe, die Sie dann für Wasser ausgeben können.«

      Kapitel 2 Eine einfache Idee

      Heraus mit der Idee!

      Wie will die Menschheit auf die Tatsache reagieren, dass wir einerseits rapide auf den Abgrund zusteuern, während wir andererseits die Möglichkeiten haben, die Welt maßgeblich zu verbessern?

      Mein Buch will zeigen, dass die Entscheidungen, die wir hinsichtlich der Architektur unserer digitalen Netzwerke treffen, die gegenlaufenden Wellen von Innovation und Elend entscheidend modifizieren können.

      Die digitale Technologie verändert die Art und Weise, wie Macht (oder ein Stellvertreter von Macht, also Geld oder politische Ämter) errungen, verloren, verteilt und verteidigt wird. In der vernetzten Finanzwelt haben Korruption und Wahn massiv zugenommen, und das Internet hat mehr Arbeitsplätze zerstört als geschaffen.

      Wir beginnen mit der einfachen Frage, wie man digitale Netzwerke gestalten sollte, damit sie weniger Schaden anrichten und uns stattdessen helfen, die großen Probleme unserer Zeit zu bewältigen. Als Ausgangspunkt für eine Antwort könnte man formulieren: »Hinter digitalen Informationen verbergen sich immer Menschen.«

      Ein Beispiel

      Im Grunde erscheint es wie Zauberei, dass man einen Satz zum Beispiel auf Spanisch in den Cloud-Dienst von Unternehmen wie Google oder Microsoft hochladen kann und eine, wenn auch nicht perfekte, so doch zumeist verständliche Übersetzung in irgendeiner gewünschten Zielsprache erhält. Als ob es eine polyglotte künstliche Intelligenz gäbe, die da oben in der großen Serverfarmen-Cloud residiert.

      Aber so funktionieren Cloud-Dienste nicht. Stattdessen wird eine Vielzahl von Übersetzungsbeispielen, die echte Menschen übersetzt haben, im ganzen Internet zusammengetragen. Diese werden mit dem Satz abgeglichen, den Sie zur Übersetzung losgeschickt haben. Fast immer stellt sich dabei heraus, dass sich in den zahlreichen früheren Übersetzungen realer Menschen ähnliche Passagen finden, daher ergibt eine Collage der früheren Übersetzungen ein brauchbares Ergebnis.

      Ein gigantischer statistischer Vorgang ist dank des Moore’schen Gesetzes praktisch kostenlos zu haben, doch im Grunde basiert die Übersetzung auf der früheren Arbeit realer Menschen.

      Leider sind die menschlichen Übersetzer anonym und tauchen in den Bilanzen der Internetdienste nicht auf. Durch den Vorgang der Übersetzung in der Cloud schrumpft die Wirtschaft, weil man so tut, als ob die Übersetzer, die die Beispiele lieferten, nicht existieren würden. Mit jeder sogenannten automatischen Übersetzung werden die Menschen, die die Daten lieferten, aus der Welt der bezahlten Arbeit und Beschäftigung gedrängt.

      Am Ende funktioniert selbst die Magie der automatischen Übersetzung genau wie Facebook nach der Methode, kostenlose Beiträge von Menschen zu bekommen, sie zu verdauen und als Köder für Werbekunden oder andere wieder hochzuwürgen, die hoffen, sie könnten aus der Nähe zu einem wichtigen Server Vorteile ziehen.

      In einer Welt der digitalen Würde wäre jeder einzelne Mensch der kommerzielle Eigentümer aller seiner Daten, die sich aus seiner Situation oder seinem Verhalten ermitteln lassen. (Wenn man Informationen nur als Maske betrachtet, hinter der sich echte Menschen verbergen, erkennt man, dass digitale Daten einen beständigen Wert haben und nicht nur einen gelegentlichen.) Wenn eine Person etwas sagt oder tut, das selbst in geringem Maße zu einer Datenbank beiträgt, die es beispielsweise einem Algorithmus für maschinelle Übersetzung oder für Marktprognosen erlaubt, eine Berechnung durchzuführen, dann würde diese Person eine Nanozahlung erhalten, und zwar proportional sowohl zum Ausmaß ihres Beitrags als auch zum daraus resultierenden Wert. Die Nanozahlungen würden sich summieren und die Grundlage bilden für einen neuen Gesellschaftsvertrag, bei dem die Menschen motiviert sind, substanzielle Beiträge zur Informationsökonomie zu leisten.

      Diese Idee nimmt den Kapitalismus deutlich ernster als die bisherigen Ansätze. Bei einer Marktwirtschaft sollte es nicht nur um »Unternehmen« gehen, sondern um alle, die Wert schaffen.

      Ich könnte mein Argument auch auf den Bereich »Tauschen« und »Sharing« anwenden. Wenn man Cloud-Computing dazu nutzen würde, das Tauschen effizienter, umfassender und gerechter zu machen, käme man zu einem ganz ähnlichen Entwurf, wie ich ihn für das Beispiel der Nutzung personenbezogener Daten vorschlage. Üblicherweise wird die digitale Welt sehr einseitig und unter dem Aspekt »neu gegen alt« dargestellt. So ist etwa Crowdsourcing »neu«, während Gehälter und Renten »alt« sind. Ich schlage vor, dass wir dieses »Neue« zu Ende führen, also den eingeschlagenen Weg zu Ende gehen, anstatt auf halber Strecke stehen zu bleiben. Es gibt keinen Grund, davor zurückzuschrecken.

      Große Worte, ich weiß …

      Ist das nun ein »Bescheidener Vorschlag« im Sinne Swifts, oder präsentiere ich hier einen ernstzunehmenden, realistischen Plan? Im Grunde ist es ein bisschen von beidem. Ich hoffe, damit das Denken über digitale Informationen und den menschlichen Fortschritt neu anzuregen. Wir brauchen frischen Wind, müssen unseren Horizont erweitern.

      Vielleicht wird der hier beschriebene Ansatz für eine humanistische Informationsökonomie nach einigen weiteren Verfeinerungen tatsächlich in der realen Welt umgesetzt. Oder vielleicht findet eine Reihe neuer, besserer Ideen, die mit diesem Buch nichts zu tun haben und hier auch nicht zur Sprache kamen, leichter Gehör, weil sich die starren Konventionen durch meine Gedankenexperimente ein wenig gelockert haben.

      Falls Ihnen das alles zu vollmundig klingt, müssen Sie wissen, dass diese Ausführungen in dem Kontext, in dem ich sonst auftrete, sich geradezu bescheiden ausnehmen. Im Silicon Valley behauptet jeder Jungunternehmer mit einem Startup in der Garage, er habe das Ziel, die menschliche Kultur global und nachhaltig zu verändern, und zwar innerhalb der nächsten Jahre. Über Geld mache man sich noch keine Gedanken, denn ein großes Vermögen anzuhäufen sei erst einmal nebensächlich und ergebe sich ohnehin von selbst. Und diese cleveren kleinen Angeber haben regelmäßig Erfolg. Das ist einfach die Silicon-Valley-Version von »normal«.

      Unsere Ideale und Träume finden immer wieder Mittel und Wege, um sich in der realen Welt zu verwirklichen. Wenn die hier präsentierten Ideen auch nur in Teilen funktionieren, bin ich schon zufrieden. Von fundamentalistischen »Entweder ganz oder gar nicht«-Ansätzen halte ich nichts. Ich bin davon überzeugt, dass meine Ideen ganz konkret zu verstehen helfen, wie die digitale Technologie unsere Wirtschaft und Politik verändert. Ich weiß auch, dass, selbst wenn sich meine Ideen als so gut erweisen, wie ich es mir erhoffe, sie auf keinen Fall perfekt sind. Aber wer glaubt, dass sich die Dinge ohnehin nicht ändern lassen, dem würde ich empfehlen, beim Weiterlesen eine Sonnenbrille aufsetzen.

      Erstes Zwischenspiel: Antike Vorhersagen der technologischen Singularität

      Aristoteles ist beunruhigt

      Aristoteles äußerte sich ganz konkret über die Rolle des Menschen in einer hypothetisch hochtechnisierten Welt:

      Wenn jedes Werkzeug auf Befehl oder diesem zuvorkommend seine Leistung vollzöge, wie von den Bildsäulen des Dädalus die Sage geht oder von den Dreifüßen des Hephästos, die nach des Dichters Wort »aus eigenem Trieb sich in die Götterversammlung begeben«, wenn so die Webschiffe von selbst webten und die Zitherschlägel spielten, ohne dass eine Hand sie führt, dann hätten weder der Meister ein Bedürfnis nach Gesellen noch die Herren nach Sklaven.[1]

      Bereits

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