Altern wird heilbar. Nina Ruge

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Altern wird heilbar - Nina Ruge

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die Wundheilung – sofort ein, wenn die ASC in den Wundbereich eingebracht werden.

      Auf einen weiteren hocheffizienten Einsatz von ASCs brachte mich ein amerikanischer Footballspieler, den ich 2014 auf einer Party in San Francisco kennenlernte. Als der sympathische Hühne fragte, was mich denn in die USA gelockt hätte, erzählte ich ihm von meinen Stammzellenstudien an der Stanford University. Er berichtete daraufhin sofort von der erfolgreichen Stammzellenbehandlung eines Knorpelschadens am Knie, die ihn vor dem Karriereende bewahrt hatte. Dabei hatte man ihm Fett am Bauch abgesaugt und die gewonnenen Zellen in sein Knie gespritzt, genau an die Stelle des Knorpelschadens. Die Sache sei perfekt gelungen, versicherte er mir.

      So begann ich, selbst eine neue Stammzellen-Therapie für Gelenksarthrose zu entwickeln. Vorab muss ich dazu noch erwähnen: Es gibt bis heute keine eindeutige Studienlage, die den Einsatz von regenerativen Therapien zur Behandlung von Knorpelschäden an Gelenken, eindeutig empfehlen würde. Allerdings: Arthrose, also der meist altersbedingte Abbau von Knorpel und gelenksflüssigkeitsbildenden Zellen, der zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen führt, bietet sich geradezu zwingend an für eine Stammzellentherapie mit ASC. Warum ist das so? Sehr häufig kommt die Rhizarthrose vor, eine Verschleißerscheinung am unteren Daumengelenk, das am nächsten zum Handgelenk sitzt. Der Verschleiß des Knorpels in diesem Gelenk führt zu starker Bewegungseinschränkung – der Daumen wird so instabil und kraftlos, dass der Patient es kaum noch schafft, ein Schraubglas aufzudrehen. Jede vierte Frau leidet nach den Wechseljahren daran – es ist also eine Volkskrankheit. Bislang wurde bei fortgeschrittenem »Arthrosedaumen« oft zur Trapezektomie (Entfernung eines Handwurzelknochens) geraten. Dies ist ein erheblicher Eingriff, der nur langsam, sprich: innerhalb von drei Monaten ausheilt und zu anderen Einschränkungen der Handbeweglichkeit führen kann.

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      Derzeit gibt es konservative und chirurgische Behandlungsmöglichkeiten der Rhizarthrose. Konservative Ansätze umfassen die Injektion von Hyaluronsäure oder Entzündungshemmern in das Gelenk. Diese Behandlungen können vorübergehend Schmerzen lindern und die Handfunktion verbessern, aber die langfristigen Ergebnisse sind nicht zufriedenstellend. Eine häufig durchgeführte OP ist die Entfernung des Trapezbeins, des Handwurzelknochens am Daumengrundgelenk. Dadurch werden das Gelenk und alle damit verbundenen Schmerzen effektiv beseitigt. Dies geht natürlich zulasten der Funktion des Daumens. Die chirurgischen Therapien haben eine Rehabilitationsdauer von etwa drei Monaten. Eine »Liparthroplastie«, also das Einbringen von Fettgewebe in das beschädigte Gelenk, kann eine gute Alternative darstellen.

      Inspiriert durch den Erfahrungsbericht meiner Bekanntschaft und weiteren Forschungsergebnissen auf diesem Gebiet begann ich gemeinsam mit Unfallchirurgen der Universität Linz, den Patienten abgesaugtes Fettgewebe in das betroffene Daumensattelgelenk zu injizieren. Zum einen kann das allein durch den »Schmier-Effekt« zu einer unmittelbaren Entlastung führen. Zum anderen können die adipogenen Stammzellen in dem injizierten Fettgewebe durch die eben genannte parakrine Ausschüttung von entzündungshemmenden Faktoren Schmerzen lindern. Ob sie dann später auch den Aufbau neuer Knorpelzellen bewirken, konnte allerdings bislang noch nicht nachgewiesen werden. Viele der Patienten berichten, dass die Schmerzen stark nachließen und die Hand wieder an Kraft und Beweglichkeit gewann. Diese Effekte halten auch langfristig an.

      Die Vorteile dieser stammzellengestützten Therapie (es wurde ja Fettgewebe und keine reinen Stammzellen injiziert) liegen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand: minimaler Eingriff, einfache Anwendung, kurze Erholungszeit von etwa einer Woche nach der Injektion – und vor allem eine vielversprechende langfristige Verbesserung. Solche Therapien bieten sich natürlich auch für andere Gelenksarthrosen an, wie die beeindruckende Heilungsgeschichte des Knies des Footballspielers ja auch schon zeigte. Die Behandlung von Schulter-, Knie- oder Hüftverschleiß wird bereits in vielen Zentren angeboten – wie gesagt, nicht jedoch in Deutschland. Die Empfehlung dabei lautet: Ausschließlich von Experten behandeln lassen und unautorisierte, selbst ernannte Kliniken unbedingt meiden. Stammzellentherapie ist eine junge Methode mit zum Teil großen Erfolgen – aber auch Tummelplatz für Scharlatane.

      Der Ausfall der Reparatursysteme

      »Hilf mir, es selbst zu tun.«

      MARIA MONTESSORI

      Wir wissen nun, dass auch unsere Stammzellen altern und dass bestimmte Untergruppen von ihnen im Alter sogar komplett verschwinden. Damit kommen wir zu des Pudels Kern, zu der Frage der Stammzellenexistenz schlechthin: Was passiert nun genau in den Zellen unserer so kompetenten internen Ersatzteil- und Reparaturmannschaft, dass sie zu schwächeln beginnt und gravierende Ausfälle zeigt?

      Spätestens jetzt ist der nächste Kniefall fällig – vor der genialischen Intelligenz der Regenerationskraft unseres Körpers. Denn wir beschäftigen uns nun mit den Reparaturmechanismen unserer Reparateure, und die sind fantastisch. Wenn sie fehlerfrei funktionieren. Es geht um die körpereigene Erbgut-Polizei, das DNA-Reparatursystem, das Veränderungen, Mutationen aufspüren, analysieren und die DNA wieder instandsetzen kann. Für Stammzellen sind Mutationen der DNA ja viel schlimmer als für normale Körperzellen. Schließlich sind Stammzellen dafür ausgelegt, uns ein Leben lang mit Ersatzzellen zu versorgen, während die anderen unipotenten Körperzellen irgendwann den programmierten Zelltod sterben (wenn alles glattgeht zumindest, siehe dazu das nächste Kapitel).

      Stammzellen müssen also ihr Erbmaterial über viele Generationen sicher und exakt identisch weitergeben, sonst drohen Organen, der Immunabwehr, all unseren Körperfunktionen elementare Gefahren. Das heißt natürlich: Die Stammzellen-DNA muss bei der Zellteilung absolut fehlerfrei kopiert werden (symmetrisch in zwei neue Stammzellen oder zwei Ersatzzellen oder asymmetrisch in je eine Stammzelle und eine Ersatzzelle – Sie erinnern sich!).

      Der Desoxyribonukleinsäure-Strang DNA ist chemisch recht stabil und hat sich vermutlich deshalb auch in der Evolution als Träger des Gencodes durchgesetzt. Doch die Herausforderung seiner Duplizierung bei der Zellteilung ist gigantisch. Beim Menschen müssen 3,3 Milliarden Basenpaare verdoppelt werden – pro Zelle! Und siehe da: Es geht immer etwas schief. Durchschnittlich zwei von einer Million Basenpaaren werden falsch eingebaut im Duplikat. Um es noch dramatischer zu machen: Jede unserer Zellen erleidet rund 100.000 DNA-Schäden, und das jeden Tag! Diese hohe Zahl entsteht nicht nur durch Fehler bei der Zellteilung, sondern auch durch andere endogene Faktoren wie Angriffe durch Sauerstoffradikale (oxidativen Stress haben wir schon kennengelernt, siehe ab >) und durch exogene Faktoren wie UV-Strahlung, chemische Gifte oder Viren.

      »Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch« – FRIEDRICH HÖLDERLIN hat das Prinzip Hochleistung der DNA-Reparatursysteme vorausgeahnt. Denn ihre Vielzahl und Komplexität ist frappierend. Doch für eine lebenslange Perfektion der Stammzellen reichen sie leider nicht aus. Denn offenbar ist die Zahl der Defekte, die im Laufe unseres Lebens in unseren Stammzellen auftreten, so enorm groß, dass es doch mit den Jahren zu so vielen fehlerhaften DNA-Sequenzen kommt, also zu Mutationen, die sich akkumulieren und auch die so hochpotenten Stammzellen letztlich umbringen – oder, noch schlimmer, sie zu Tumorzellen entarten lassen.

      Stammzellen sind nun einmal unsere Lebensbegleiter von der Eizelle an. Sämtliche unserer aktuell aktiven Stammzellen stammen durch Duplikation von ihr ab. Und wenn sich ihr Erbgut durch Mutationen verändert, heißt das nichts Gutes. Nämlich: Einbahnstraße, Funktionsausfälle des Alters. Schuld ist offenbar die schnöde Statistik. Je älter wir werden, desto häufiger hat sich eine Stammzelle geteilt und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die großartigen DNA-Reparatursysteme nicht aller der Millionen Schäden Herr werden konnten.

      Doch auch hier wächst das Rettende: Wir können unsere DNA-Reparatursysteme unterstützen! Heute wissen wir so viel über ihre filigrane Arbeitsweise, dass es tatsächlich

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