Hexenkolk - Wiege des Fluchs. Thomas H. Huber
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Und dieser große Tag war nun gekommen.
Als er die Steigung zur Kirche am Stiftberg überwunden hatte, blieb er schnaufend stehen und blickte hinunter auf die Stadtmauer. „Herr Gott, ich danke dir“. Dann betrat er die Kirche, um nachzusehen, ob für die Hochzeit, die am Nachmittag stattfinden sollte, alles in Ordnung war. Außer ihm war niemand hier und seine aufgeregten Schritte hallten laut durch das Gewölbe. Am Altar bekreuzigte er sich und kniete nieder. Während er im stillen Gebet seinem Schöpfer dankte, spürte er, wie ein kühler Luftzug seine Soutane umspülte. „Ungewöhnlich für diese Jahreszeit“, dachte er, zumal es gerade an diesem Sommertag außergewöhnlich heiß war. Als er seine Augen wieder öffnete bemerkte er von hinten einen Schatten über sich kommen, der nahezu den ganzen Altar überdeckte. Langsam stand er auf und drehte sich um. Sein Blick fiel auf einen baumgroßen Mönch mit bernsteinfarbenen Augen. Er fühlte sich im Vergleich zu diesem Hünen wie ein Zwerg. „Was wollt Ihr? Was kann ich für Euch tun?“ fragte er unsicher. Der Mönch sah auf ihn hinab und erwiderte mit sehr tiefer Stimme, die dem Brummen eines Bären gleichkam: „Ich habe ein Geschenk für dich“. „Was…was für ein Geschenk?“ stammelte der Priester verwirrt. „Ich schenke dir ewiges Leben“. „Ewiges Leben? Wer bist du?“ Wieder erfüllte die gewaltige Stimme des Mönchs den Raum: „Ich bin Noah, der Oberste Wächter des Universums, und ich will deinen Körper. Ich werde dich unsterblich machen, doch dein Leib soll mir dienen, jetzt, und bis in alle Ewigkeit“.
Dann wurden Konstantins Knie weich, aber er war dennoch weit entfernt von einer Ohnmacht. Der heutige Tag sollte der glücklichste seines Lebens werden, da durfte er sich keine Schwäche erlauben. Er starrte den fremden Riesen ungläubig an, brachte jedoch kein Wort mehr über die Lippen. Der Mönch packte ihn unter den Achseln und zog ihn zu sich hinauf, bis ihre Augen auf einer Höhe waren. „Hab keine Angst, Menschlein, es geht ganz schnell“.
Plötzlich kroch eine Art Nebel aus dem Mund des Mönchs, und umwaberte Konstantins Gesicht. Es war ein kühler, trockener Nebel, geradeso wie der Luftzug vor wenigen Minuten. Er spürte, wie die wabernde Masse über seine Lippen trat und die Kehle hinunterglitt. Währenddessen erschienen Bilder vor seinem geistigen Auge, schreckliche Bilder, voller Blut und Verderben. Frauen, Männer und Kinder, die missbraucht und gequält wurden. Er sah Menschen grauenvoll sterben und er sah, dass er es war, der diese Taten begangen hatte. „Neeeiin, das war ich nicht. So etwas könnte ich niemals tun“, schrie er voller Furcht und Abneigung. Aber als der Nebel vollkommen in ihm verschwunden war, wusste er, dass es die Erinnerungen des Mönchs waren, der nun seinen Körper und seine Seele in Besitz genommen hatte. Als er einen letzten Blick nach außen richtete, konnte er erkennen, dass der Riese in der Kutte zu seinen Füßen lag. Dann senkte sich eine abgrundtiefe Dunkelheit auf seinen Geist hernieder.
NEW YORK, JONATHAN KRAMER
Dr. WILLIAM SUTHERFORD TEIL 1
21. AUGUST 2019
Es war ein Dessous Geschäft. Kein namhaftes, wie Victoria's Secret oder Bravissimo, nein, es war ein sehr unscheinbarer Laden mit dem Namen „Lady´s“. Unsicher trat er über die Türschwelle und erschrak fürchterlich, als dabei eine schrille Glocke aufheulte. Offenbar wurde diese über einen Bewegungsmelder aktiviert und kündigte mit einem wahnsinnigen Lärm neue Kundschaft an.
Sogleich kam eine Verkäuferin mit breitem Lächeln auf ihn zu. Sie war die Art Frau, vor der Jonathan sich insgeheim fürchtete. „Ein Vamp“, durchzuckte es ihn. Sie hatte nahezu hüftlanges, schwarzes Haar, welches im Neonlicht bläulich schimmerte. Sie trug ein sehr enganliegendes, karminrotes Kleid, das bis knapp über ihre Knie reichte und schwarze, wildlederne High-Heels. Ihr Lippenstift, im gleichen Rot wie ihr Kleid, ließ ihren Mund riesig aussehen, und wurde auf diese Weise zu einem optischen Highlight, das perfekt zu ihren Brüsten passte, die üppig aus dem Dekolleté quollen. Jonathan hielt einen gebührenden Sicherheitsabstand, lächelte aber freundlich zurück. „Was kann ich für Sie tun?“ fragte sie noch immer strahlend. Jonathan fragte sich, ob ihr Lächeln das Ergebnis einer Schönheitsoperation war, sozusagen eine in Stein gemeißelte Permanent-Mimik, da sich ihre Gesichtszüge niemals zu verändern schienen. Jonathan hätte Gabrielle, ihr Name stand auf einem goldenen Namensschild, das unterhalb ihres gewaltigen Ausschnitts baumelte, nicht unbedingt als echte Schönheit bezeichnen können, aber hässlich fand er sie auch nicht. So entschloss er sich, sie unter charismatisch, interessant und einzigartig einzustufen, aber unter keinen Umständen sah sie der Frau ähnlich, die er zwei Tage zuvor im Schaufenster gesehen hatte. Verlegen trat er von einem Bein aufs andere, bevor er räuspernd hervorbrachte: „Hören Sie, äh, Gabrielle, ich…. Ich, äh…“ Gabrielle musterte ihn grinsend und fiel ihm in sein Stammeln: „Hören Sie…, wie ist Ihr Name?“ „Jo…Jon…Jonathan, ich heiße Jonathan!“ Dann schwieg sie und zog angestrengt ihre Augenbrauen zusammen. „Oh, sie kann ihre Gesichtsmuskulatur ja doch steuern“, dachte Jonathan, als Gabrielle ihn mit ungläubigem Blick fragte: „Sie sind Jonathan Kramer, der Schriftsteller, stimmt´s?“ Jonathan, der leidenschaftlich gerne schrieb, von der dazugehörenden Publicity aber nichts wissen wollte, antwortete nur knapp: „Ja, das stimmt!“. „Oh mein Gott“, jaulte Gabrielle, „Jonathan Kramer, der berühmte Autor, ist in meinem Laden. Ich fühle mich geehrt“. Sie erweckte den Eindruck, als wollte sie jeden Moment die Tür aufreißen und die Neuigkeit hinaus auf die 5th Avenue brüllen. „Ist ja gut“, beschwichtigte Jonathan, sichtbar peinlich berührt von der überschwänglichen Reaktion der Ladenbesitzerin. „Ich habe Ihren Roman förmlich verschlungen. Der ist ja so was von spannend. Ganz besonders hat mir die Szene gefallen, in der man den Pfaffen festnimmt und es sich herausstellt, dass er tatsächlich der Mörder dieser Kinder war. Herrlich! Dürfen sich Ihre Leser schon auf ein neues Buch von Ihnen freuen?“ Ohne seine Reaktion abzuwarten, redete sie weiter: „Ach, schön, Jonathan, ich darf sie doch Jonathan nennen, nicht?“ Auch jetzt gab sie ihm keine Chance, ihre Frage zu beantworten „Hören Sie, Jonathan, hier kommen täglich Männer rein, die ihrer Frau etwas Schönes kaufen wollen. Seien Sie also ganz entspannt. Ich berate Sie gerne. Wer ist denn die Glückliche?“ Jonathan, dem nun fast der Geduldskragen platzte, starrte auf ihre roten Lippen und rang nach freundlichen Worten: „Ja, äh, Gabrielle, eigentlich möchte ich nichts kaufen, sondern…“ Nun wich Gabrielle, sichtbar irritiert, einen Schritt zurück, bevor sich wieder ihr bizarres Lächeln auf ihrem glatten Gesicht ausbreitete: „Nein, wie dumm von mir, Sie sind auf der Suche nach neuem Stoff für Ihr nächstes Buch, richtig? Oh mein Gott, dieser Tag wird der aufregendste in meinem Leben“. Wieder versuchte Jonathan Ruhe zu bewahren und erwiderte sachlich: „Nein, Gabrielle, das ist es auch nicht“. „Ach, und warum sind Sie dann hier?“ antwortete sie jetzt sichtbar brüskiert, während sie ihren berühmten, aber durchweg unschlüssigen Besucher, von Kopf bis Fuß musterte. Auf Jonathans Stirn bildeten sich ein paar kleine, glänzende Schweißperlen und seine Kehle trocknete aus wie die Serengeti im Hochsommer. Instinktiv nahm er den un-ausgeglichenen Wasserhaushalt seines Körpers wahr, schluckte daraufhin ein paar Mal angestrengt, und sagte schließlich mit zögerlicher Stimme: „Ich suche meine, äh, ich suche eine Frau“. Da begann Gabrielle donnernd zu lachen: „Da sind Sie bei uns aber falsch, mein Lieber. Wir ziehen Frauen an, nicht aus“. Jonathan versuchte über das kehlige Lachen der Verkäuferin hinwegzugehen und fasste nach: „Haben Sie vielleicht eine Kollegin? Sie ist etwa 165 cm groß, braunes, schulterlanges Haar, schlank, und damit meine ich nicht dürr“. Gabrielle