Hexenkolk - Wiege des Fluchs. Thomas H. Huber

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hexenkolk - Wiege des Fluchs - Thomas H. Huber страница 11

Hexenkolk - Wiege des Fluchs - Thomas H. Huber

Скачать книгу

Schriftsteller. Er verlangt nach dir“. Dann drehte sie sich um, ließ Jonathan stehen und stöckelte auf ihren hohen Absätzen in Tippelschritten davon, da ihr enges Kleid sie zu dieser Art der Fortbewegung zwang. Kurz darauf kam besagte Mandy in den Verkaufsraum und Jonathan wusste im ersten Moment, dass auch sie es nicht war. Sie war durchaus sein Typ, gemessen an der allgemeinen Bedeutung des Begriffs „Beuteschema“, aber weit entfernt von seiner Idealvorstellung. Früher hätte er sie vielleicht auf einen Drink oder ein nettes Abendessen eingeladen. Doch heute war das für ihn eine unmögliche Vorstellung. Schon im Abstand von fünf Metern wurde ihm klar, dass sie den Anforderungen seines Sensogramms nicht standhielt. Zugegeben, sie war tatsächlich 165 cm groß, ihre Haare und ihre Figur entsprachen schon irgendwie seiner Vorstellung, aber sie hatte weder grüne, noch bernsteinfarbene Augen, und als sie den Mund aufmachte, wusste er wie wichtig es war, auf seine Sinneswahrnehmungen zu achten.

      „Hallo, Sie suchen nach mir, Mr. Kramer?“ fragte sie sehr freundlich, jedoch mit einer impertinenten Piepsstimme, die Jonathan erschaudern ließ. Mit gekräuselter Stirn und einem Summen im Ohr, antwortete er: „Äh, wissen Sie, ich glaube, ich habe Sie verwechselt“. Er fühlte sich schlagartig elend. Wie konnte er nur so oberflächlich sein und Menschen im Allgemeinen, und Frauen im Besonderen, nach ihren äußeren Qualitäten einstufen.

      „Ah, verstehe“, antworte Mandy mit gesenktem Blick und erweckte mit ihrer Haltung bei ihm den Eindruck, als wäre sie zutiefst enttäuscht, auch wenn das vermutlich nur auf sein schlechtes Gewissen zurückzuführen war. „Verzeihen Sie mir“, sagte er unbeholfen, „tut mir wirklich leid. Ich dachte…“. Dann verstummte er und Mandy antwortete: „Ist schon okay. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“. Da er sich sicher war, seine Frau hinter diesem Schaufenster gesehen zu haben, überlegte er kurz und legte noch eine Frage nach: „Gibt es hier vielleicht noch eine Kollegin, die Ihnen ähnlichsieht?“

      Mandy legte nachdenklich einen Zeigefinger auf ihre Lippen, eine Geste, die in Jonathan freudige Erwartung aufsteigen ließ. Doch dann sagte sie äußerst frostig: „Nein, tut mir leid. Schönen Tag noch, Mr. Kramer“. Sie drehte sich um und Jonathan verließ niedergeschlagen das Dessous Geschäft. Er blickte kurz auf seine Armbanduhr und machte sich zu Fuß auf den Weg zum New York Plaza.

      Er war dort um 13: 30 Uhr mit einem Reporter der Times verabredet, der mit ihm ein Interview hinsichtlich seines neuen Romans machen wollte.

      Um 15: 00 Uhr stand dann ein ganz besonderes Event auf seiner Agenda, ein Vortrag von einem gewissen, Dr. William Sutherford, dem der Ruf eines hervorragenden Paar- und Beziehungstherapeuten vorauseilte. An diesem Tag wollte er die jüngsten Erkenntnisse aus seiner Praxis der Öffentlichkeit vorstellen. Die Überschrift seines Vortrags lautete „Das Adam und Eva Syndrom“, mit dem Untertitel „Warum wir auf der Suche nach unserem Seelenpartner sind“. Doch dieses vielversprechende Thema war nicht der alleinige Grund, warum Jonathan sich auf den Vortrag freute, sondern hinzukam, dass sein Freund Jack sich ihm anschließen wollte. „Was, Jack der Womanizer und eingefleischte Single will sich so etwas antun? Das glaub ich nicht! Ist wohl doch etwas Ernstes mit Rachel, oder etwa nicht?“ hörte er sich nun erneut sagen, während er sich seinen Weg durch den Fußgängerstrom bahnte.

      Als er eine gute Viertelstunde zu früh im Plaza eintraf, setzte er sich in einen der bequemen Ledersessel in der Champagner Bar und bestellte sich eine Tasse Kaffee und ein Glas stilles Wasser. So richtig konzentrieren konnte er sich allerdings nicht, da seine Gedanken nach wie vor um den Zwischenfall auf der 5th Avenue, und um die jüngste Enttäuschung im Lady‘s kreisten.

      Müde sah er sich in der betriebsamen Bar um, bis sein Blick direkt neben dem Tresen auf ein Plakat fiel, das auf Sutherfords Vortrag hinwies. In fetten Lettern stand darauf geschrieben: „Das Adam und Eva Syndrom“ ein Vortrag des berühmten Psychotherapeuten, Dr. William Sutherford. Mittwoch, den 21. August, um 15: 00 Uhr im Grand Ballroom des New York Plaza. Eintritt frei.

      „Warum er das wohl kostenlos anbietet?“ murmelte Jonathan überrascht, „ist er so reich, dass er das Geld nicht braucht? Oder ist er so schlecht, dass er es sich nicht traut, etwas dafür zu nehmen?“ Er entschied, dass mit Sicherheit die erste Option die richtige war, denn schließlich war der Therapeut sehr berühmt. Dann erinnerte er sich wieder an sein bevorstehendes Interview und sah auf seine Armbanduhr: „Der Reporter wird gleich da sein“. Und gerade als er das dachte, klingelte sein Smartphone, es war Steve Jameson, der Kolumnist der New York Times. „Hören Sie, Jonathan, es tut mir furchtbar leid, aber ich muss unseren Termin absagen. Ich habe einen Trauerfall in der Familie“. „Oh, das ist ja furchtbar. Mein herzliches Beileid“. „Danke, Jonathan. Ich melde mich, sobald wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, einverstanden?“ „Natürlich“, antwortete Jonathan betroffen, freute sich aber im Stillen, dass er dadurch ganz sicher pünktlich zum Vortrag des Therapeuten kommen würde. „Dr. Sutherford“, murmelte er, „noch nie etwas von ihm gehört“. Wenige Minuten später stand er in einer Schlange von mehr als fünfzig Menschen, die sich bereits vor dem Ball-Room gebildet hatte. Und schnell rückten neue Besucher nach, sodass die Lobby schon bald aus allen Nähten zu platzen drohte. „Ein unglaublicher Andrang?! Und das an einem Mittwoch. Wann Jack wohl hier sein wird?“, murmelte Jonathan leise, jedoch nicht leise genug um nicht gehört zu werden, denn der Mann hinter ihm fühlte sich sofort angesprochen und antwortete in konspirativem Unterton: „Also, ich dachte mir das schon. Wenn Sutherford, der Magier unter den Therapeuten, die Menschen zu sich ruft, kommen alle, selbst an einem heiligen Feiertag“. „Ach, dann kennen Sie ihn wohl. Ich habe noch nie etwas von ihm gehört“, sagte Jonathan schulterzuckend. „Was, Sie kennen ihn nicht?“ antwortete der Mann entsetzt, wobei sein abfälliger Blick schweigend hinzufügte: „Crétin!!!“ Nachdem er Jonathan sekundenlang argwöhnisch von Kopf bis Fuß gemustert hatte, sprach er allein schon deshalb weiter, weil er sich zwingend dazu verpflichtet fühlte, seinen unwissenden Gesprächspartner aufzuklären. „Also, hören Sie, Sutherford ist einfach der Beste auf seinem Gebiet. Er hat ein derart tiefes Wissen und er kennt selbst die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele. Manche behaupten, er wäre nicht von dieser Welt, andere sagen sogar, er wäre unsterblich“, er schmunzelte und zwinkerte verschwörerisch, „aber das ist natürlich absoluter Blödsinn“.

      Alle Besucher tuschelten aufgeregt, und Jonathan war davon überzeugt, dass er offenbar der einzige war, der diesen Sutherford nicht kannte. Zwei Gäste vor ihm redeten nun so laut, dass alle anderen Gäste sie auch wirklich hören konnten. „Warst du schon einmal in seiner Praxis? Er ist in jeglicher Hinsicht großartig“. „Natürlich, ich bin regelmäßig dort und jedes Mal fühle ich mich nach unserem Gespräch leicht und frei wie ein Vogel“. „Er ist aber auch wirklich eine imposante Erscheinung“.

      Dann ging plötzlich ein Ruck durch die Warteschlange und die Gäste schoben sich durch eine große Flügeltür, hinein in den Saal. Jonathan hatte Glück, es war freie Platzwahl und in der zweiten Reihe waren nach dem ersten Ansturm noch einige Plätze frei, so dass er sich leicht zwei Stühle ergattern konnte, von denen aus er einen hervorragenden Blick auf das Rednerpult hatte. Um den Stuhl zu seiner linken für Jack zu reservieren, stellte er seine braune Ledertasche als Platzhalter darauf ab. Im Saal herrschten ein lautes Gemurmel und Getuschel, und immer wieder vernahm man ein lautes Quietschen, hervorgerufen durch das Verschieben freier Stühle, bis plötzlich das Licht ausging und alles in absoluter Finsternis verschwand. Erst als ein greller Scheinwerfer die Bühne mit gleißendem Licht überflutete, und ein Mann in dunklem Anzug neben das Rednerpult trat, fing das aufgeregte Gemurmel wieder an. Jonathan nutzte die Gelegenheit, um seine Ledertasche vom Stuhl zu nehmen, den er für seinen Freund reserviert hatte, denn er wusste, dass Jack nicht mehr kommen würde. „War mir klar, dass du kneifst, du alter Weiberheld“, lächelte er und stellte die Tasche zwischen seine Füße. Jonathan wusste nicht, ob die Leute wegen des bevorstehenden Vortrags aufgeregt waren, oder weil auch ihnen die Diskrepanz zwischen der Höhe des Rednerpults und der Größe des Mannes aufgefallen war. Das Pult reichte ihm nämlich nur knapp unter das Kinn. Wie ein Zwerg stand er nun da und rieb aufgeregt die Handflächen aneinander. „Wozu ein derart hohes Pult?“ schoss es Jonathan immer

Скачать книгу