5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. John F. Beck

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5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck

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mit vor der Brust gekreuzten Armen in eine Mauernische gedrückt. Es starrte die fremden Männer an, die erst vor zwei Stunden gekommen waren. Die vier wilden Kerle mit den brutalen Gesichtszügen waren mit den besten Waffen ausgerüstet, die zu haben waren.

      Eine davon war auf Luis Ottero gerichtet, ein Onkel des Mädchens und der Besitzer der Bodega. Auch in seinen Augen nistete das nackte Entsetzen, doch tapfer war der Mann trotzdem.

      »Mit mir macht ihr das nicht!«, stieß er keuchend hervor. »Juana bleibt. Sie ist mein Mündel, und ich sorge für sie.«

      »Ab sofort sorgen wir für sie, Hombre«, sagte der Mann mit der Waffe in einem Ton, als würde er sich über das Wetter unterhalten. »Unterschreib endlich den Vertrag.«

      Doch Luis Ottero war nicht in Not, Juana war die Tochter seiner verstorbenen Schwester. Am Totenbett hatte er versprochen, für Juana wie für das eigene Kind zu sorgen.

      Juana war fünfzehn und für ihr Alter gut entwickelt. Eine Kindfrau. Von den Bordellen in New Orleans wurden gerade solche Mädchen gesucht. Luis Ottero hatte davon gehört. Er wusste auch um das künftige Schicksal Juanas, falls er den Kontrakt unterschrieb.

      Das vorgedruckte Papier lag auf dem Tresen.

      »Wir haben dir ‘nen guten Preis gemacht«, fuhr der Wortführer der Fremden fort. »Juana ist hübsch. Du bekommst zehn Goldpesos. Wir kümmern uns dann schon um sie.«

      »Ich will aber nicht, dass ihr euch um sie kümmert!«

      Luis Ottero heulte fast. »Juana bleibt bei mir«, wiederholt er fest. Seine Hände zitterten, als er es sagte.

      Der Mann mit der Waffe in der Faust grinste infam.

      »Wir sind keine Bettler«, sagte der Mann dann. »Wir sind Geschäftsleute. Obwohl es die Regeln eigentlich gar nicht erlauben, werde ich das Angebot um zwei Goldpesos erhöhen. Das sind vierzig Dollar, Mann. Einen besseren Schnitt hast du noch nie gemacht.«

      »Ihr bekommt sie nicht!«, ächzte Luis Ottero. »Niemals werde ich diesen Kontrakt unterschreiben!«

      »Wirklich nicht?«, fragte der Mann mit dem hin und her pendelnden Revolverlauf. »Hombre, dir ist klar, dass du den letzten Fehler deines Lebens machst?«

      »Ich weiß, was ich will. Juana bekommt ihr nicht in eure schmutzigen Finger. Und wenn ich …«

      »Und wenn du …«, meinte der Frager lässig und spannte den Hahn seines Revolvers.

      Der Anführer der Mädchenhändler nannte sich Sarto Singal. Der Name passte zu ihm. Er war so geheimnisvoll wie die Zusammensetzung seines Blutes. Den größten Teil seiner Vorfahren hatten sicherlich Europäer ausgemacht, doch da war die breite, negroide Nase, melanesisch schräg gestellte, tückische, jedoch wasserhelle Augen mit dunklen Rändern und Lider, wie sie bei Indern typisch sind.

      Sarto Singal war ein gnadenloser Revolverheld, der über Leichen ging, das einmal gesteckte Ziel zu erreichen.

      Und das schien er auch jetzt zu haben. Es war etwa eins-sechzig groß, kauerte immer noch in der Mauernische und hieß Juana.

      Das Hindernis auf seinem Weg zum Ziel hieß Luis Ottero.

      »Sprich nur weiter«, ermunterte Sarto Singal den Wirt höhnisch.

      Luis Otteros Schultern wurden steif. Gehetzt huschte sein Blick zwischen dem Wortführer der Mädchenhändler und seiner Nichte hin und her.

      Rauchige Schleier tanzten auf einmal vor seinen Augen. Nur undeutlich nahm er die abgesägte Schrotflinte wahr, die in Haken unter dem Tresen hing. Die beiden Läufe waren zwar nur mit Hühnerschrot geladen, doch der würde auf diese Entfernung seine Wirkung tun.

      Gnadenlose wasserhelle Augen sprangen ihn an. In ihnen war nicht die geringste Regung zu lesen. Kühl wie Glasmurmeln starrten sie.

      Dann handelte Luis Ottero.

      Gerade hatte Singal den Revolver etwas gesenkt, und die Schrotflinte war nicht gesichert.

      Ich muss es wenigstens versuchen, schoss es Luis Ottero noch durch den Kopf. Das war sein letzter Gedanke.

      Er erlosch im grellen Mündungsblitz einer Feuerblume, die aufblühte, rasend schnell größer wurde und sein Leben zerstörte.

      2

      Eine blass-blaue Wolke Pulverdampf kräuselte zur niedrigen Decke, als Luis Ottero zusammenbrach und das Mädchen zu kreischen begann. Es hatte die schrille, hohe Klagestimme vieler Mexikanerinnen.

      Sarto Singal machte auf dem Absatz kehrt und holte zum Schlag aus. Er traf das Mädchen an der Schläfe.

      Der Schrei riss ab.

      Juana glitt die Wand herab und blieb auf dem Lehmboden liegen.

      Singal kümmerte sich nicht um sie. Er halfterte das Schießeisen, als hätte er es eben nur mal kurz überprüft.

      Einer seiner Männer behielt die Straße im Auge. Sie lag nach wie vor ausgestorben. Dabei musste der Schuss gehört worden sein. Singal griente geringschätzig und spuckte aus.

      »Feiges Pack«, murmelte er. In anderen Dörfern in ähnlichen Situationen war es ihm bisher nicht anders ergangen. Geprügelte Hunde verkrochen sich gewöhnlich. Die Einwohner von Sueco waren Bestandteil eines geprügelten und geknechteten Volkes.

      Der Revolverheld spuckte ein zweites Mal aus, griff dann zu einer Flasche Tequila, setzte sie an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck, bevor er über den Tresen flankte, um nach dem Toten zu sehen.

      Mit ausgebreiteten Armen lag er da. Ein faustgroßer, hellroter Fleck breitete sich auf seiner Brust aus; andere Verletzungen hatte er nicht.

      Sarto Singal war mit sich zufrieden.

      Seine Männer standen in abwartendem Schweigen. Sie schauten zu, wie der Boss nach dem Kontrakt griff und sich neben dem Toten niederbeugte.

      Der Revolverheld praktizierte einen Bleistiftstummel zwischen die schlaffen Finger.

      Luis Ottero hatte Lesen und Schreiben gelernt. Singal hatte es bemerkt, als der Wirt zuvor den Text ohne fremde Hilfe entzifferte. Nun führte Singal die Hand des Toten.

      »Alles muss seine Ordnung haben«, meinte er, nachdem er wieder aufgestanden war und den Kontrakt zusammenfaltete, um ihn dann bedächtig neben anderen Papieren in einer Ledermappe zu verstauen. »Ihr wart Zeugen, Compadres«, wandte er sich an die drei Begleiter. »Wir waren bereits handelseinig, als dieser krumme Hund plötzlich mehr Geld als vereinbart verlangte. Er griff zum Gewehr, und ich musste mich wehren.«

      »Alles klar, Boss.«

      Sie nickten ernsthaft.

      Dann setzte Singal auch noch die »Kaufsumme« ein.

      Zwei Goldpesos.

      Die beiden Münzen warf er achtlos neben den Leichnam.

      »Wir übernachten hier in Sueco«,

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