Hitlers "Mein Kampf". Antoine Vitkine
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Je näher Hitler der Macht kommt, desto mehr Aufmerksamkeit schenken seine Gegner und das politische Personal der Weimarer Republik seinen Schriften. Aber wie soll man dieses seltsame Buch interpretieren, das nicht den Mustern des politischen Denkens und der üblichen politischen Praxis entspricht? Anders gesagt, wie soll man dieses radikal neuartige, außerordentliche Machwerk einschätzen – weder ein Programm im eigentlichen Sinn noch eine richtige Biographie, romantisch und zugleich politisch? Und wie kann ein Buch, dessen Inhalt für jeden rational Denkenden an Wahnvorstellungen grenzt, schon gefährlich sein? Verdient dieses allzu verrückte, allzu vulgäre, von einer fast lächerlichen Leidenschaft erfüllte Buch überhaupt mehr als Desinteresse? Dass sie mit allen möglichen Ansichten und politischen Ausrichtungen vertraut sind, hat die Eliten der Weimarer Republik nicht hellsichtiger werden lassen; die alten Denkgewohnheiten haben sie eher blind gemacht. Wie Plöckinger zusammenfassend konstatiert: »Das war eine Frage, die man auch immer wieder gestellt hat, sehr unterschiedliche Interpretationen zum Teil. Würde er das wirklich wahrmachen, was er schreibt, oder ist das nur das Buch eines Propagandisten der Zwanzigerjahre, und die Politik würde dann ganz anders ausschauen.
Dort hat man durchaus gelegentlich sich auch etwas lustig gemacht darüber, dass, was er sich vorstellt, ist nicht machbar, das sind Hirngespinste, die in der realen Politik nicht umsetzbar waren, bis hin zu durchaus warnenden Stimmen: eine Partei und ein Parteiführer, die in der Praxis so radikal vorgehen, wären durchaus auch in der Lage, hier sehr radikale Maßnahmen zu setzen.«[38]
Der Historiker Karl Lange hat seinerzeit eine Umfrage unter Hitlergegnern durchgeführt: Vor Januar 1933 erklären 11 von 120 befragten Personen, sie hätten Mein Kampf vollständig gelesen, 16 teilweise. Nach 1933 werden es 61 sein, die das Buch ganz oder teilweise gelesen haben. Doch selbst wenn sie es gelesen haben, schlussfolgert Lange, so haben sie es im Allgemeinen nicht geglaubt. Dabei hatten sie doch 1933 die Reklame in der Nazi-Presse gesehen, die es sinngemäß so auf den Punkt brachte: Nur wer Mein Kampf gelesen hat, kennt Hitler und seine Bewegung. Dieses Buch legt den Grundstein und definiert die Ziele des Nationalsozialismus. Man hätte davon ausgehen müssen, dass auch die Nazi-Propaganda die Wahrheit sagen könnte.
Hitlers Befürchtung, zu viel gesagt zu haben, hat sich als nichtig erwiesen. In gewisser Weise hat die Strahlkraft der in Mein Kampf enthaltenen Behauptungen seine Zeitgenossen eher verblendet als erleuchtet. Schlimmer noch, die »Zurschaustellung« von Mein Kampf, zu Tausenden bei Nazi-Treffen verteilt, hat seine Tragweite bagatellisiert. Man muss sich vor nachträglichen Urteilen hüten, die den historischen Umständen nicht gerecht werden, und darf die Komplexität jener Zeiten nicht unterschätzen, die eine korrekte Interpretation von Mein Kampf so ungeheuer schwierig macht. Aber im Grunde kann man nicht anders als erschüttert sein über die Parallelen zwischen diesem Buch und Hitlers Schicksal: Beider Geschichte lässt sich zusammenfassen als eine ungeheure und permanente Unterschätzung.
Viel später, im Jahre 1942, als Hitler sein Land unter der Knute hält und nur noch ganz wenige Menschen es wagen, sich ihm zu widersetzen, verbreiten ein paar mutige junge Leute, die Studenten der Weißen Rose in München, ein Flugblatt, das mit folgenden Worten auf Mein Kampf eingeht: »ein Buch, das in dem übelsten Deutsch geschrieben worden ist, das ich je gelesen habe, dennoch ist es von dem Volke der Dichter und Denker zur Bibel erhoben worden«. In diesem Flugblatt zeichnen die Geschwister Scholl und ihre Kameraden den Aufschwung des Nationalsozialismus nach: »Wenn sich nun am Anfang dieses Krebsgeschwür des deutschen Volkes noch nicht allzu sehr bemerkbar gemacht hatte, so nur deshalb, weil noch gute Kräfte genug am Werk waren, es zurückzuhalten.
Wie es aber größer und größer wurde und schließlich mittels einer letzten gemeinen Korruption zur Macht kam, das Geschwür gleichsam aufbrach und den ganzen Körper besudelte, versteckte sich die Mehrzahl der früheren Gegner, flüchtete die deutsche Intelligenz in ein Kellerloch, um dort […] allmählich zu ersticken.«
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