DU BIEST BRINGST MICH UM. Klaus Rose

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DU BIEST BRINGST MICH UM - Klaus Rose

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      Ich stürmte ungeschickt die Stufen hinauf, wegen der Krücken, und in Karlas Reich eingetreten, schimpfte ich kolossal: „Du kannst den Unfug lesen, den der Schmierfink Reuter geschrieben hat. Für den ist es amtlich, dass ich zugeschlagen habe. Und schau, ein Foto von mir auf der Titelseite.“

      Danach gönnte ich mir eine Beruhigungsphase, dann rasselte ich den Text unter der Abbildung runter: „Das Bild zeigt Georg Blume, den Fraktionschef der Grünen im Rat“, las ich Karla vor.

      Schließlich ergänzte ich: „Blume ist gegen den CDU Ratsherren Günther Bauer handgreiflich geworden. Der Leidtragende war außerdem Manager des Fußballclubs Alemannia Aachen.“

      Und weitere Textzeilen verdaut, schimpfte ich auf den Verfasser: „Reuter hat nicht alle Tassen im Schrank. Wie sonst kann er mich verurteilen und an den Pranger stellen?“

      Wutentbrannt stapfte ich mit Karla die wenigen Stufen in meine Mansarde hinauf. Wir wohnten in übereinanderliegenden Wohnungen. Dort goss ich uns Kaffee ein. Den hatte ich bereits vor dem Gang zum Bäcker aufgesetzt.

      Beim Kaffeetrinken las ich den Zeitungsbericht auf der Kommunalseite zum Tathergang vor: Nach Auskunft zuverlässiger Quellen hat Herr Blume den Streit angezettelt, stand darin. Er hat seinen Standpunkt mit seiner Krücke schlagkräftig untermauert. Damit schadet er der Debatte um die Frauengleichstellung.

      Um Gotteswillen!“

      Karla klang, als würde sie gleich hyperventilieren. „Der Schreiberling hat vor, dich fertig zu machen, anders kann ich den Artikel nicht deuten“, meckerte sie, denn sie verstand die Welt nicht mehr.

      Dann ergänzte sie ihren Angriff auf die Presse: „Unter keinen Umständen darfst du den Mist unwidersprochen hinnehmen.“

      Ich hörte auf Karla, denn ich rief, in der von der Zeitungsnotiz herauf beschworenen Untergangsstimmung, bei Chefredakteur Reuter in seiner Lokalredaktion an. Und der meldete sich teilnahmslos: „Ja, hier Reuter. Was gibt’s, Herr Blume?“

      „Das wissen Sie genauso gut wie ich“, fluchte ich wie ein Scheunendrescher durch die Leitung. „Spucken Sie aus, warum Sie sich an den Spekulationen gegen mich beteiligen. Ich hatte ihre Neutralität erwartet, doch dank ihrer Mithilfe arten die Verleumdungen zur Hetzkampagne gegen mich aus.“

      Erst nachdem ich mich entladen hatte, wurde meine Tonlage vertretbarer. „Außerdem ist nichts von Ihrem Geschmiere wahr“, setzte ich meine Angriffe fort. „Es ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde, denn die Auseinandersetzung war harmlos. Noch dazu haben Sie das grimmigste Foto von mir aufgestöbert. Auf dem ähnele ich einem Meuchelmörder.“

      „Na, na, Herr Blume“, räusperte sich Reuter, um sich danach jovial zu geben: „Wenn’s so harmlos war, dann verstehe Ihre Aufregung nicht. Sie haben nichts zu befürchten, war’s so, wie Sie behaupten.“

      „Behaupten? Pah, das klingt geradezu abfällig aus Ihrem Mund“, motzte ich. Dann brüllte ich in die Sprechmuschel: „Es war so, Herr Reuter! Ach was, Sie können mich mal.“

      Ich beendete das Gespräch und donnerte das Gerät auf die Konsole. Durch Reuters Ignoranz war ich zurecht verbiestert, weshalb ich mich Karla mit vor Zorn gerötetem Gesicht zuwandte: „Den Schmierfinken zu beschimpfen ist zwecklos. Er ist nicht besser als andere Presseheinis. Wenigstens wurde die Gegendarstellung in vollem Wortlaut abgedruckt.“

      Da erst hatte mich mein, zwar mit einem Fragezeichen, aber dick umrandetes Machwerk versöhnlich gestimmt.

      Während ich noch mehrere Sekunden am altertümlichen Schrank mit dem Telefonapparat lehnte, klingelte das abermals und eine vertraute Stimme begrüßte mich. Es war meine von mir getrennt lebende Frau.

      „Hey, Georg“, sagte sie.

      Und ich grüßte ebenfalls: „Hey, Andrea.“

      Danach fragte sie mich, und das ängstlich: „Wie konnte das passieren? Weshalb stehst du wegen einer Schlägerei in der Zeitung? Mir wurde mulmig, als ich das mit dem Handgemenge gelesen hatte. Hast du tatsächlich zugeschlagen?“

      „Ach was“, wiegelte ich ab. „Die Auseinandersetzung war harmlos und unnötig, aber wegen der Frauen nehme ich sie auf meine Kappe.“

      „Muss das sein?“

      „So ist es“, bekräftigte ich meinen Standpunkt. „Zudem nützt es nichts, wenn ich den Vorwurf abstreite. Gerade du solltest aus gemeinsamer Zeit wissen, wie gemein sich die Presse im Verdrehen von Tatsachen gebärdet.“

      Mit dieser Erklärung vermittelte ich die Zuversicht, mit der ich sie bat: „Ich habe eine Bitte. Erzähle nichts den Kindern. Meine knifflige Situation erkläre ich ihnen besser selbst.“

      Das war’s dann auch. Mehr hatten wir uns nicht zu sagen. Tendenziös für Getrenntlebende. Aber der Anruf war Balsam auf meine Wunden, hatte sie mich wenigstens in den schwärzesten Stunden meines Politikerlebens nicht ganz vergessen.

      Dennoch stimmte mich der Anruf nachdenklich. Ich grübelte, erneut von Fluchtgedanken erfasst, dann eröffnete ich Karla einen erlösenden Vorschlag.

      „Ich muss schleunigst raus aus dem Irrenhaus“, wurde ich deutlich. „Wir verduften und verbringen das Wochenende am Meer.“

      „Am Meer?“

      Karla zog erstaunt ihre Schultern hoch und machte große Augen.

      „Ja, an Hollands Küste“, betonte ich unmissverständlich. „Aus den Augen, aus dem Sinn. Nur in den Dünen mit ihrer Abgeschiedenheit finden wir viel Ruhe und Abstand. Nach Arbeitsschluss düsen wir zur Halbinsel Walcheren hinauf.“

      Nun strahlte Karla, ähnlich einem reich beschenkten Kind.

      „Deine Idee ist phänomenal“, freute sie sich. „Aber du lässt die Grünen im Stich.“

      „So mit Wut vollgestopft, wie ich jetzt bin, kann ich keine Hilfe sein“, wiegelte ich ab.

      „Trotzdem werden sie sauer sein. Doch was soll’s. Wir fahren einfach.“

      Karla hatte den Kurztrip zur abgemachten Sache erklärt, so hatte ich ihr beim Gehen zugerufen: „Wer weiß, was mich am Arbeitsplatz erwartet? Vielleicht stempeln mich sogar meine Kollegen zu einem heimtückischen Schläger ab?“

      Das war Gott sei Dank nicht so, obwohl der spektakuläre Pressebericht für Zündstoff unter ihnen gesorgt hatte. Die Kollegen behandelten mich unvoreingenommen, dadurch wurde es ein ansprechender Arbeitstag.

      Direkt nach Feierabend machte ich mich auf den Weg zu den Kindern. Damit erfuhren auch sie den wahren Sachverhalt der mir vorgeworfenen Tat, ehe sie durch falsche Quellen versaut werden konnten.

      „Stellt euch vor, euer Vater soll ein Schläger sein“, beklagte ich mich bei ihnen und betrieb Aufklärung über die zum Sachlage.

      Und eben diese endete mit dem Stoßseufzer: „Ist das nicht absurd?“

      Vorher hatte ich Julian und Anna den Schund aus der Zeitung vorgelesen, dabei hatten sie vor Unverständnis ihre Köpfe geschüttelt.

      Daher verwunderte es mich wenig, dass mich mein Sohn beruhigte: „Ach, Alter“, stöhnte er, als er mich

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