Mit 10 Weinproben zum Kenner. Beat Koelliker

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Mit 10  Weinproben zum Kenner - Beat Koelliker

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      Frische und Frucht: die Weißweinfamilie

      Von weißen Weinen erwarten wir in erster Linie Frische. Sie wachsen in eher kühlen Gegenden, im Norden der Alten und im Süden der Neuen Welt. Dort können die Beeren lange an der Sonne reifen, sodass sie Frucht und Aroma ausbilden, ohne die frische Säure zu verlieren. Meist sind diese Weine jung am besten.

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      Wärme und Samt: die Rotweinfamilie

      Rotweine sind Kinder des Südens. Sie brauchen viel Sonne und Wärme, damit ihre Trauben richtig reif werden. In den blauschwarzen Häuten entwickeln sie dabei ihre vielschichtigen Aromen und das Tannin, das sie später bei der Reifung im Fass und in der Flasche am Leben erhält. Zur frischen Frucht gesellen sich in dieser Ruhezeit weitere sogenannte tertiäre Aromen, die an Leder, Pilze und Wald erinnern. Der ideale Rotwein verbindet in sich Wärme, Samt und Kraft, vielschichtige Duft- und Geschmacksnoten und charaktervolle Tiefe.

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      Spritzigkeit und Eleganz: die Schaumweinfamilie

      Erfreuen uns Weißweine mit ihrer Frische und Frucht, so setzen Weine der Schaumweinfamilie noch eins drauf: Sie steigern den frisch-fruchtigen Charakter mithilfe der Perlen. Durch sie explodiert die Frische gewissermaßen im Mund. Grundlage sind hervorragendes Traubengut und eine aufwendige Kellertechnik. Stimmt das alles, entsteht ein Luxusprodukt, in dem sich die Geschenke der Natur mit der Eleganz und Leichtigkeit der Kunst glücklich verbinden.

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      Süße und Fülle: die Dessertweinfamilie

      Reife Trauben sind süß und voller Aromen, in den Dessertweinen sind diese Schätze in höchster Intensität konzentriert. Im Lauf der Jahrhunderte haben die Winzer für die Herstellung von süßen Weinen verschiedene Verfahren entdeckt. Mit keinem anderen erreicht man aber eine solche Vielfalt an Geschmacksnoten wie mit der Edelfäule.

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      Die vier Weißweinstile

      Aus Hunderten verschiedener Rebsorten wird Weißwein gekeltert. Viele sind autochthon, also einheimisch, andere wandern rund um den Erdball und suchen neue Nischen. Jede hat sich an ihre Umgebung mit ihrem Klima und ihren Traditionen angepasst. Die Welt der Weißweine ist im Verlauf der Zeit so unübersehbar groß geworden, dass es selbst Experten schwerfällt, die Übersicht zu behalten. In dieser Verkostung versuchen wir etwas Ordnung und Orientierung zu schaffen.

      Frische und Frucht: leichte Weißweine

      Die leichten Weißweine stellen in der Regel keine großen Ansprüche, weder an sich selbst noch an den Weingenießer. Sie sind einfach, leicht und bekömmlich. Man muss sie trinken, solange sie jung, frisch und spritzig sind. Sie sind anpassungsfähig und deshalb auch die idealen Alltagsweine, als Aperitif oder als Begleiter einer einfachen Mahlzeit. Das Spektrum ist jedoch recht breit, es reicht von einfachen Karaffenweinen bis zu Weinen mit deutlich mehr Ausdruck und Charakter. In diesem Fall tendieren sie schon zu den mittelschweren Weißweinen.

      Körper und Persönlichkeit: mittelschwere Weißweine

      Sie sind etwas ernsthafter in ihrem Charakter. Auch bei ihnen heißt das Markenzeichen Frische, die aber von einer ausdrucksvolleren Frucht und einem kräftigeren Körper getragen wird. Sie sind komplexer als ihre leichten Verwandten und verdienen deshalb auch mehr Aufmerksamkeit. In ihnen kommt die Herkunft meist deutlich zum Ausdruck. Jede Region hat ihren eigenen etwas anspruchsvolleren Weißwein. Ausgeschenkt wird er zum Essen, aber auch zu besonderen Gelegenheiten.

      Struktur und Subtilität: schwere Weißweine

      Dieser Stil hat in den letzten Jahrzehnten eine steile Karriere gemacht. Von Kalifornien aus hat er die Welt mit einem Star erobert, dem Chardonnay. Warm, weich und mundfüllend sind die Weine dieser Stilrichtung. Ihre Gemeinsamkeit ist der vollmundige Geschmack reifer exotischer Früchte, gepaart mit einer erfrischenden, weichen Säure und der warmen Süße des Alkohols. Einige Winzer setzen einen zusätzlichen Akzent und bauen die Weine im Eichenfass aus. Das Resultat sind ausgesprochen komplexe Weißweine.

      Duftigkeit und Fülle: aromatische und liebliche Weißweine

      Ihr faszinierendes Aroma verdanken diese Weine vor allem der primären Frucht der Trauben. Je nach Sorte ist es immer so charakteristisch und unverwechselbar, dass man die Weine eher als eine Gruppe von Solisten denn als eine Familie betrachten kann. Unabhängig davon, ob sie trocken oder lieblich sind, sind die Weine dieser Familie so aromatisch und blumig, dass sie immer leicht süß wirken.

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      Weinprobe 1 Leichte fruchtige Weißweine

      Die Weine dieser Familie sind liebenswürdig und anmutig wie bunte Blumen auf der Wiese. Ihre Natürlichkeit ist frisch und unverfälscht. Sie wollen nicht mehr scheinen, als sie sind. Blenden und Angeben ist also nicht ihre Sache, weshalb man ihre Schönheit leicht übersehen kann.

      Die meisten leichten Weißen stammen aus den kühleren Regionen Europas. Hier bleiben sie schlank und frisch und entwickeln ihre delikaten Düfte nach Blüten und Früchten. Weiter im Süden findet man den Weinstil seltener, da die Weine in der Wärme körperreicher und üppiger geraten.

      Leichte Weißweine erfrischen uns mit einer lebendigen und rassigen Säure. Sie sind süffig und unkompliziert. Trotzdem ist ihre Vielfalt groß: Fast immer handelt es sich um lokal beheimatete Weine, die in jeder Region wieder ein wenig anders schmecken.

      Ihre Qualität hat in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten gewaltige Fortschritte gemacht. Vor allem Weine dieses Stils profitieren enorm von den modernen Methoden der Weinbereitung im Edelstahltank mit kontrollierter Temperatur bei der Gärung. Auf diese Weise gekeltert können sie blitzblank, sauber und frisch sein, eben wie Wiesenblumen im Morgentau.

      Der eigentliche Zauber dieser Weine liegt in ihrer Jugend, schon nach zwei bis drei Jahren verblüht ihre Frische. Man sollte sie deshalb auch nicht länger lagern.

      Die leichten fruchtigen weißen Weine drängen sich nicht vor. Sie nehmen es noch nicht einmal besonders übel, wenn man ihnen zwischendurch für kurze Zeit die Aufmerksamkeit entzieht. Daher sind sie ausgezeichnete Begleiter beim Gespräch zu Hause oder in der Gaststätte, wo wir sie gern als Karaffenweine genießen.

      Gut gekühlt schmecken sie herrlich erfrischend und durstlöschend, im Sommer auf der Terrasse oder im Garten ebenso wie bei einem sommerlichen Picknick am Waldrand. Bei einem Essen ist ihr bester Platz eher vor oder zu Beginn der Mahlzeit. Als Aperitif eignen sie sich mit ihrer frischen Säure, ihrer Duftigkeit und anmutigen Art wunderbar. Für einen gewichtigeren Hauptgang sind sie dagegen etwas zu leicht.

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