9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker страница 39
In Rio Verde standen ein paar Männer und Frauen unter den Vordächern vor ihren Häusern im Schatten. Jiminez Spinola vermochte keinen zu erkennen, weil der Gegensatz zwischen dem grellen Licht und dem Schatten zu drastisch war. Er ritt bis zur Cantina, stieg dort ab und schaute sich um. Da jedoch kein Stallmann sich näherte, führte er das Tier neben die Cantina, wo er etwas Schatten von der Hauswand fand, lockerte ihm den Sattelgurt und ließ es aus einem noch gefüllten Holzfass saufen.
Jiminez Spinola betrat die knarrenden Verandabretter, die sich unter seinen staubigen Stiefeln bogen, ging zur Basttür und in die Cantina.
Im Hintergrund auf der Treppe saß eine glutäugige Mexikanerin im dünnen Flitterkleid, die gelangweilt gähnte und den Fächer in der linken Hand mehrmals bewegte.
Schlurfenden Schrittes trat der mexikanische Keeper aus der Küche. Er trocknete seine Hände an der Schürze ab und sagte: „Ach, Sie sind das, Spinola.“
„Hatten Sie einen anderen erwartet?“ Spinola ging zum Tresen. „Tequila, Señor Georgio.“
Der ungefähr fünfzig Jahre alte Keeper, ein fetter Kerl, so rund wie eine Tonne, watschelte hinter den langen Tresen.
„Für mich auch?“ Das Mädchen stand von der Treppe auf und näherte sich mit wiegenden Hüften und wach gewordenen, lächelnden Mandelaugen.
„Warum nicht? Überhaupt für alle Leute, die ein bisschen Zeit haben, Georgio.“
„Für alle, die Zeit haben?“, fragte der Wirt.
Der Mann zuckte mit den Schultern und wollte sich abwenden.
„He, Georgio, nicht so eilig!“, rief die Barschöne. „Erst einen Whisky für mich!“
„Whisky?“, fragte Spinola. „Wer hat denn etwas von Whisky gesagt?“
„Ich“, erwiderte das Mädchen schroff. Die Glutaugen funkelten ihn an. „Oder bist du für einen Whisky zu geizig? Dann ...“
„Nein, nein“, sagte Spinola hastig.
Georgio langte eine Flasche unter dem Tresen hervor. Sie war dickbauchig, englisch beschriftet und von giftgrüner Farbe. Er schenkte dem Mädchen einen Schluck in ein Glas. Aber die Barschöne entriss ihm die Flasche und schenkte das Glas richtig voll.
„Hat er gesagt, du solltest so geizig sein, Georgio?“, fauchte sie den Keeper an. Hart stellte sie die Flasche ab.
Georgios Miene drückte Ergebenheit aus. Entschuldigend blickte er Jiminez Spinola an, ging zum Fenster und beugte sich hinaus. „He, Männer! Jiminez Spinola gibt Whisky aus! Guten Whisky aus Kentucky, der euch von den Beinen wirft, wenn ihr nicht höllisch auf passt mit diesem Teufelsgesöff!“
„Also dann auf dein Wohl!“ Das Mädchen stieß mit Spinola an. „Und auf dass deine Kinder lange Hälse kriegen!“ Sie trank einen Schluck, drehte sich mit dem großen Glas in der Hand um, ging zur Treppe im Halbdunkel zurück und setzte sich dort nieder.
Spinola hatte keine Zeit, seine Gedanken an sie zu verschwenden. Es ging um die Lebensfähigkeit seines Ranchos und darum, ob alle Arbeit mit den Pferden einen Sinn gehabt hatte.
Es dauerte auch nicht lange, dann tauchten die Männer des kleinen Nestes einer nach dem anderen auf.
„Lasst euch ordentlich was einschenken, Männer“, sagte das Mädchen. „Das Zeug ist gut. Und unheimlich billig heute!“ Es erhob sich und stieg mit dem noch halbvollen Glas die Treppen weiter hinauf.
Vom oberen Absatz schaute das mexikanische Barmädchen zurück und sagte: „Sollte einer von euch noch zwei Pesos übrig haben, ich bin in meiner Bude. Einmalig günstige Gelegenheit heute. Eure Weiber können nicht sehen, wo ihr seid!“
Die Mexikaner versammelten sich um Jiminez Spinola.
Der Keeper rückte eine Batterie Gläser zurecht und begann aus der giftgrünen Flasche einzuschenken.
Ein Mann zupfte Spinola am Ärmel. „Um was geht es denn?“
„Warte die Zeit ab, du wirst es gleich hören.“
„Aber ich würde doch gern mal ...“ Der Mann blickte in das Dunkel im Hintergrund.
„Warte die Zeit ab oder lauf zu ihr.“ Der Keeper schenkte immer noch ein.
Unentschlossen und leise vor sich hin fluchend blickte der Mexikaner neben Spinola ins Dunkel, bis er sich einen Ruck gab, zur Treppe ging und sie hinaufstolperte.
Ein paar lachten.
„Still, ihr Narren!“, rief der Mann unterdrückt. „Meine Alte darf nichts merken!“
„So, da ist der Whisky“, sagte der dicke Keeper und schob mit seinen Wurstfingern die Gläser auseinander.
„He, lass mich rein, Goldschatz“, sagte der Mann oben auf der Galerie, wo er im Halbdunkel nicht zu sehen war.
„Hast du zwei Pesos?“, fragte die raue Stimme des Mädchens.
„Ja, habe ich.“
Eine Tür klappte.
„Also auf euer Wohl!“ Jiminez Spinola hob sein Glas an und grinste die Männer an.
Sie tranken gemeinsam und stellten die leeren Gläser auf den Tresen.
„Geben Sie noch einen aus, Spinola?“, fragte ein etwas älterer, gebeugter Mann in schäbiger Leinenkleidung. Hosenträger spannten sich über sein Hemd.
„Warum so eilig?“
„Wenn Sie nur noch einen für die ausgeben, die mit Ihnen zum Rancho reiten, dann bin ich nicht unter den Glücklichen. Deshalb frage ich.“
Spinola schaute die Männer der Reihe nach an.
„Wir wissen bereits, dass Silva tot ist“, erklärte der fette Keeper, der sich nun selbst einen Whisky einschenkte und ihn hastig hinunterkippte.
„Ach so.“
„Ja.“
„Und woher?“
„Wir wissen es eben.“ Der Wirt verkorkte die Whiskyflasche und stellte sie unter den Tresen.
„Ich suche Leute!“, stieß Spinola hervor. „Na und? Ich habe einen Rancho und beste Pferde. Und jeder weiß das!“
„Nicht mit uns!“ Einer der Männer winkte den anderen zu.
Gemeinsam verließen sie die Cantina.
Der Wirt schenkte Jiminez Spinola das Glas erneut mit Tequila voll. „Nichts zu holen in Rio Verde, Spinola. Sie hätten sich nie mit Don Carlos Falange anlegen dürfen. Der ist für Sie ein paar Nummern zu groß.“
„Ich habe mich nicht mit ihn angelegt, ich züchte lediglich bessere Pferde