9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker страница 46
Die ausgesuchte Höflichkeit des Hazienderos vermochte Jiminez Spinola weder einzulullen noch aus dem Konzept zu bringen. „Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass Ihre Methoden verbrecherisch geworden sind, Señor Falange.“
„Aber, aber, mein Freund!“ Falange bewahrte seine Freundlichkeit. „Was ist denn heute mit Ihnen los? Waren wir nicht immer die besten Nachbarn und fast so etwas wie gute Freunde?“
„Wir waren nie Freunde, Señor Falange. Und Sie wissen das noch besser und länger als ich und mein Bruder. Ihre Halunken haben Silva erschossen. Einen alten Peon, der nie einer Fliege etwas zuleide getan hat. Einfach abgeknallt. Und meine besten Pferde. Sie wurden einfach so mit einem weittragenden Gewehr abgeschlachtet. Sie wollen mich fertigmachen!“
Falange schüttelte den Kopf. „Ich werde Ihnen erst mal etwas Kaltes zu trinken holen lassen.“
„Bleiben Sie hier!“, sagte Spinola, als der Mann sich abwenden wollte. „Was ich Ihnen mitzuteilen habe, dauert nicht lange. Und ich bin nicht verrückt und habe auch nicht unter der Sonnenhitze gelitten.“
Der Haziendero zuckte mit den Schultern und blieb stehen. „Wie Sie meinen. Ich wollte Ihnen nur etwas Gutes tun, Señor Spinola. Ich weiß doch, wie das ist, wenn man bei solcher Hitze weit reitet. Am hellen Mittag! Da passiert es schon mal ...“
„Genug!“, fuhr Jiminez Spinola ihn heftig an.
„Bitte, reden Sie!“ Falange bemühte sich plötzlich nicht mehr, die Kälte zu verbergen, die von ihm ausging. Aber fassen Sie sich kurz, wenn es geht.“
„Ich verlange, dass Sie sich dazu erklären.“
„Wozu, Spinola?“
„Zu dem Töten meiner Tiere. Zu der Ermordung des alten Silva und zu den Feuern, die auf den Weiden jäh aufflackern.“
„Aber ich bitte Sie.“ Falange lächelte wieder verbindlich. „Bei einer solchen Hitze passiert es eben, dass das Gras von selbst anbrennt.“
„Und es gehen von selbst Gewehre los, was?“
„Wenn jemand auf Sie und Ihre Leute schießt, dann wird das Gründe haben, das ist richtig. Aber was soll ich damit zu tun haben?“
„Es sind also nicht Ihre Leute?“
„Meine Leute?“ Falange schien zu wachsen, so sehr reckte sich seine Gestalt. „Ich verstehe nicht.“
„Ich will wissen, ob es Ihre Leute sind, die auf mich schießen, meine Leute ermorden und die Pferde töten?“
„Meine Leute? Sind Sie des Teufels? Meine. Leute tun anderen genauso wenig etwas, wie ihr Peon das tat. Aber richtig ist wohl auch, dass ein Rancho, wie der Ihre, zu klein ist, als dass er gegen Desperados wirkungsvoll verteidigt werden könnte. Er lädt direkt dazu ein, überfallen zu werden. Deshalb würde ich Ihnen noch einmal dringend raten, sich mein Angebot durch den Kopf gehen zu lassen, Señor Spinola. Ich biete Ihnen einen wirklich guten Preis!“ Jiminez merkte, wie die Wut in ihm überkochen wollte. Dieser Don Carlos machte sich zu allem Überfluss noch über ihn lustig. Aber trotz seiner ganz offensichtlichen Schuld an allem Unglück, war diese ihm kaum zu beweisen.
„Ich behalte Sie als Verwalter“, schlug Falange lächelnd vor. „Ihren Bruder auch. Ihr werdet beide gut bezahlt.“
Jiminez Spinola wich zurück zur noch offenen Tür.
„Langfristig gesehen haben Sie auch nicht die geringste Chance gegen mich“, fuhr Falange fort. „Sie haben der Armee Pferde verkaufen können, weil es gerade nur um einen kleinen Auftrag ging und Sie zufällig besseres Material anbieten konnten. Wie gesagt, zufällig. Und weil man nur wenige Tiere wollte. In der Regel nimmt die Armee hundert, zweihundert und noch mehr Pferde auf einen Schlag ab. Woher wollen Sie die dann nehmen, Spinola? Sie sind aus dem Geschäft schneller wieder draußen, als Sie sich vorstellen können. Die kleinen Unternehmen hatten gegen größere noch nie eine Chance und werden auch in der Zukunft keine haben. Deshalb nochmals mein Angebot: Verkaufen Sie an mich!“
„Den Satan werde ich!“, stieß Spinola hervor. Er wirbelte herum und hastete hinaus.
Der Peon war verschwunden. Doch Jiminez Spinolas Pferd stand noch im Hof. Spinola sprang die Treppe hinunter, nahm den Zügel auf und schwang sich in den Sattel.
Niemand hielt ihn auf. Er galoppierte über das Pflaster und durch das Tor.
16
„Halt!“, befahl Mario Ramirez, der Hüne. Er hob die Hand und zügelte zugleich sein Pferd.
Die beiden anderen Mexikaner hielten rechts und links von ihm die Tiere an.
Hufschlag hallte von Westen den Reitern entgegen. Sie hielten in der Schneise im Wald und schauten auf den Weg, auf dem noch nichts von dem Reiter zu sehen war.
Mario Ramirez griff nach seiner Sharps-Rifle und zog sie aus dem Scabbard. Er hatte die Folgen der Niederlage in der Kneipe von Rio Verde überwunden und war froh, dass sich etwas zu tun schien, was davon ablenken konnte.
„Ein einzelner Reiter“, sagte einer seiner Begleiter.
„Das höre ich selbst, du Idiot!“
Der Kerl zog den Kopf ein.
„Los, weg von der Straße!“, befahl Ramirez. Er lenkte sein Pferd nach links und ritt von der Piste in den Wald.
Die beiden anderen folgten ihm. Die Äste bogen sich von ihren Körpern geschoben und schlugen hinter ihnen peitschend zusammen. Sie saßen ab.
„Haltet die Gäule!“, befahl der Hüne. „Und achtet darauf, dass sie uns nicht verraten!“ Er ließ sein Pferd stehen und pirschte an den Saum des Waldes zurück. Bei den letzten Bäumen ging er in die Knie und wartete.
Es dauerte nur noch ein paar Minuten, dann war der Reiter nahe heran.
Ramirez schaute über die Schulter.
Seine Kumpane hielten den Pferden die Nüstern zu. Als er wieder zur Piste schaute, auf die das grelle Sonnenlicht fiel, erkannte er den Reiter.
Es war Jiminez Spinola. Doch der ritt so schnell, dass er bereits vorbei war, als Ramirez das Gewehr angeschlagen hatte. Nur noch der aufgewirbelte Staub stand vor der Mündung.
Der Hüne ließ das Gewehr sinken, richtete sich auf und ging zu den anderen zurück.
„Habe ich richtig gesehen, es war Spinola?“, fragte der eine.
„Ja.“
„Der hat es eilig, was? Will bestimmt zu seinem Rancho.“
„Er hat mich überrascht, verdammt!“
„Wenn man nach Süden reitet, kann man zwei Meilen abschneiden“, sagte