9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker страница 48
Sie verständigten sich über das Weitere durch einen Blick. Da sie beide das Gleiche dachten, bedurfte es sonst keiner Worte. Sie hoben Jiminez Spinola auf, trugen ihn zu seinem Pferd und setzten ihn in den Sattel.
Carringo hielt den Mann fest, bis der Freund im Sattel saß und diese Aufgabe übernehmen konnte. Dann stieg er selbst auf. Mit Spinola zwischen sich ritten sie langsam zur Furt des Rio Verde zurück und durch das Wasser zur anderen Seite.
„Hoffentlich bilden wir uns nicht nur ein, richtig zu sein.“ Chaco wurde unsicher über die Richtung.
„Aber er ist nach Süden geritten. Das war an den Spuren zu erkennen. Wir müssen richtig sein!“
Sie folgten der Piste, bis sie Hufspuren sahen, die nach Westen abzweigten.
Chaco stieg ab und untersuchte die Eindrücke. „Sie sind mehrere Tage alt“, erklärte er, als er wieder in den Sattel stieg.
„Dann könnten sie von seinen Pferden stammen.“
Sie bogen von der Piste ab und folgten den Hufspuren nun direkt in das Hügelland. Hier und da standen horstartige Fichtengehölze. Wachsam hielten die Freunde nach versteckten Gegnern Ausschau, ohne jedoch etwas Verdächtiges zu sehen.
Jiminez Spinola dämmerte noch immer mehr bewusstlos als wach dahin und stöhnte im Schmerz manchmal leise.
„Wenn es noch lange dauert, müssen wir ihn verbinden“, sagte Carringo, als sie einmal anhielten und sich umschauten. „Sonst verblutet er uns noch.“
Chaco lenkte sein Pferd ganz dicht an das Tier des Verletzten heran, richtete den Oberkörper des stöhnenden Mannes auf und blickte auf dessen Hemd. „Es geht im Moment. Wir dürfen nur nicht schneller werden.“
Sie blieben zwischen den Hügeln, folgten dabei den Pferdespuren und hofften, so den Rancho zu finden.
19
Das Abendrot verglühte im Westen über den Bergen, als Mario Ramirez auf seinem von Schaum und Staub bedeckten Pferd die Hazienda erreichte.
Die Hufe des erschöpften Pferdes polterten über das Pflaster.
„Ramirez!“, rief im Innenhof jemand.
Der Hüne sprengte hinein und sprang vom Pferd, bevor es ausgelaufen war.
Don Carlos tauchte oben an der Tür auf und stemmte die Hände in die Hüften.
An den Mauern des Hofes und vor dem Mannschaftshaus standen ein paar Männer.
Don Carlos starrte ihn an. „Herein mit dir!“, sagte er scharf, wandte sich abrupt um und verschwand durch die Tür.
Ramirez stieg die breite Freitreppe hinauf und folgte Falange in die Halle mit dem großen Tisch und den kunstvoll geschnitzten Stühlen, die hohe Lehnen hatten, als müssten sie noch die Köpfe der Sitzenden mit stützen. Die Wände der Halle waren rau geputzt. Ein paar Gemälde hingen in schweren Goldrahmen an den Wänden. Sie stellten Krieg und Tod dar, und eines war ein Selbstbildnis von Don Carlos, das ihn in der Uniform eines hohen Offiziers der mexikanischen Armee zeigte. Ramirez hatte keine Ahnung, ob Don Carlos jemals im Leben auch wirklich Offizier gewesen war.
„Was fällt dir ein?“, fauchte Falange ihn an, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Was meinen Sie, Señor Falange?“
„Señor?“, schrie Falange. „Ich bin für dich immer noch Don Carlos, verstanden!“
„Verstanden, Don Carlos“, erwiderte der Hüne gleichmütig.
Falange atmete tief durch, ging zum Fenster, schaute hinaus und wandte sich mit einem Ruck um. „Es war vereinbart, dass wir über meine Leute Kontakt miteinander halten. Oder hast du schon wieder vergessen, dass ich dich hier nicht sehen will?“
Ramirez blieb ruhig. „Sie haben das nie so deutlich gesagt, Don Carlos.“
Falange trat wieder näher und blickte forschend in das von Carringos Schlägen gezeichnete Gesicht des Hünen. „Richtig. Mir wurde von den beiden Reitern berichtet, dass dich ein Gringo fürchterlich verprügelt haben soll. Wieso denn das, Ramirez? Hast du mir nicht tausendmal versichert, mit den Fäusten, mit dem Messer und dem Gewehr der Größte in ganz Mexiko tu sein?“
Mario Ramirez presste die Lippen aufeinander. Diese Niederlage fraß so sehr an ihn, dass er sich daran am liebsten nie mehr im ganzen Leben erinnert hätte.
Falange lachte, wandte sich um und ging um den langen Tisch und die Stühle herum. „Du bist ein Angeber, Ramirez. Ein Aufschneider! Nichts weiter als ein Windmacher!“ Der Hüne antwortete nicht. Falange trat wieder auf ihn zu, blieb zwei Schritte entfernt stehen und wippte böse grinsend auf den Zehen. „Wie kann man sich nur in der Kneipe von Rio Verde verprügeln lassen? Es gibt weit und breit nur diese eine Kneipe. Alle reiten irgendwann einmal dorthin und werden von der Sache erfahren! Du hast dich unsterblich blamiert. Sage doch selbst, was ich noch mit einem wie dir soll?“
Der Hüne schwieg.
Falange drehte die zweite Runde um Tisch und Stühle, schaute zum Fenster hinaus und erneut Ramirez an. „Nun sag schon endlich etwas dazu!“
„Spinola ist tot“, sagte Ramirez. Falange wurde wie von einem Schlag getroffen. Er taumelte förmlich zurück. „Was?“
Der Hüne wiederholte sich nicht. „Wieso denn? Wann denn?“
„Haben die beiden denn nicht gesagt, dass ich ihm den Weg abschneiden wollte?“
„Nein.“
„Dann müssen sie befürchtet haben, ich würde ihn nicht einholen. Aber das war ein Irrtum.“
„Rede!“
„Wir waren unterwegs hierher, als wir ihn sahen. Er folgte der Piste. Ich schnitt ihm den Weg ab und schoss ihn aus dem Sattel.“
„Wo?“
„Nicht weit vom Rio Verde entfernt.“
Falanges Miene hatte sich sichtlich aufgehellt.
„Aus und vorbei“, sagte Ramirez und begann von einem Ohr zum anderen zu grinsen.
Falange lachte aufgekratzt. „Das ist wirklich endlich mal eine gute Nachricht. Aber ...“ Er wurde wieder ernst.
„Was noch?“
„Da ist noch sein Bruder – Adolpho Spinola. Und jene sagenhafte Herde schwarzer Mustangs, die irgendwo in den Bergen versteckt sein soll.“
„Ja, ich weiß.“ Ramirez schaute zum Fenster hinaus und sah in der Ferne die in der Dämmerung versinkenden Berge, hinter denen es noch golden in den Himmel flammte. „Aber diese Berge sind weit und zerklüftet. Es gibt Hunderte oder gar Tausende von Tälern. Man kann zufällig das richtige finden oder sein Leben lang vergebens herumreiten.“
„Kann