Bolan und der Dixieland-Konvoi: Ein Mack Bolan Thriller #27. Don Pendleton
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"Shorty war nicht hart genug – für diese Art Verhör, meine ich. Er hätte ihnen von der ersten Ohrfeige an alles gesagt, was sie wissen wollten."
"Das hätte keine Rolle gespielt", sagte Bolan halblaut.
"Es hätte keine Rolle gespielt?"
Bolan schüttelte langsam den Kopf. "Die Idee dabei ist, den Verstand durch Angst, Schock, Qual und Terror – absolute körperliche Erniedrigung – völlig zu brechen. Sie nehmen einen Menschen total auseinander, Stück für Stück. Sie wissen, dass sie einen soweit haben, wenn das Opfer anfängt, längst vergessene Kindheitssünden zu beichten – Selbstbefriedigung, geheime Fantasien, gestohlene Kekse, böse Wünsche. Sie brechen den Geist, Cowboy – bis das Opfer alles herausschreit, was in ihm abgespeichert ist".
Reynolds machte noch einen Abstecher zur Toilette. Ein paar Minuten später kam er zurück und sagte zu Bolan: "Okay, mach weiter."
"Bist du sicher, dass du das willst?"
"Ja. Ich merke, dass meine Wut gerade die Überhand gewinnt. Red weiter."
Bolan fuhr sachlich fort. "Der Körper gibt bereits lange vor dem Geist auf. Das autonome Nervensystem bricht normalerweise zuerst zusammen. Also die Kontrollfunktionen. Speichel, Nieren, Gedärme. Das verstärkt das Gefühl der Erniedrigung – und für die Sauerei gibt’s dann zur Strafe noch mehr Schmerzen. Und der Kerl gibt bereits alles zu, was ihm einfällt. Er versucht, es ihnen recht zu machen, er versucht, sie dazu zu bringen, mit dem aufzuhören, was sie tun. Der Folterknecht wird zum Gott, und die Folter ist das Jüngste Gericht. Aber je mehr der arme Kerl redet und schreit und fleht, desto mehr wird ihm angetan. Es gibt keinen Ausweg, verstehst du, absolut keine Erleichterung – außer zu sterben. Und diese Typen wissen, was sie tun. Sie wissen, wann sie drücken und wann sie für einen Moment nachlassen müssen, wann sie schneiden und wann sie verpflastern müssen, und sie spielen mit dem armen Kerl um jeden Atemzug, den er noch in sich hat. So läuft ein klassisches Weihnachtsgans-Verhör, Cowboy."
Reynolds stöhnte: "Warum wollen die den ganzen Scheiß hören?
"Sie denken, sie müssen erst alles rauskriegen, bevor sie wissen, ob sie überhaupt was rausgekriegt haben. Als würde man eine Packung Müsli ausschütten, um an die paar Rosinen zu kommen. Man kann die Schachtel nicht einfach nach ihnen durchwühlen. Man muss alles ausschütten."
"Das ist unmenschlich", murmelte Reynolds.
"Natürlich ist es unmenschlich. Wann hab ich was von Menschen gesagt?"
"Du empfindest das wirklich so, oder?"
"So empfinde ich das", bestätigte Bolan.
"Wie vielen Typen wie Shorty bist du schon begegnet?"
"Zu vielen. Und Shorty hatte noch Glück. Er war höchstens ein paar Stunden in ihrer Gewalt. Manchmal geht das tagelang so weiter."
"Wie ist das möglich?"
"Ich sag's dir doch, ein paar von diesen Jungs werden echte Experten, absolute Künstler, wenn's darum geht, den Körper am Leben zu halten und zu quälen. Eben hab ich nur darüber gesprochen, wie sie Weihnachtsgänse verhören. Wenn sie bestrafen wollen – dann, zum Teufel ..." Bolans Stimme erstickte beinahe. "Ich kannte mal 'ne niedliche Kleine, die das fünfzig Tage lang überlebte."
"Sag nichts mehr", sagte Reynolds.
"Es könnte dir passieren, Junge."
Die Augen des Truckers zuckten und flackerten.
Bolan nickte und beobachtete den Mann genau. "Das ist etwas, dem man sich stellen muss, wenn man die Hölle herausfordern will."
"Hast du dich dem gestellt?"
"Lange her", sagte Bolan. "Viele, viele Albträume her."
"Und trotzdem machst du weiter."
"Ich muss weitermachen."
Eine angespannte Stille senkte sich über sie. Bolan nippte an seinem Kaffee und spielte mit einer Zigarette. Der Lastwagenfahrer starrte auf seine Hände. Nach einer Weile sagte er: "Danke, Big B."
"Gern geschehen, Cowboy."
"Muss schwer sein, darüber zu reden."
"Ist es."
"Danke. Verstehe. Ich will trotzdem weitermachen."
Bolan nickte, stimmte der Entscheidung zu. "Du könntest sowieso in der Bredouille stecken. Wenn diese Jungs von Shorty nicht das bekommen haben, was sie wollten, beschließen sie vielleicht, es bei Shortys Partner zu versuchen."
Die Lider des Mannes zuckten wieder. Er sagte: "Weißt du noch, was ich auf dem Bergkamm gesagt hab, als wir uns begegnet sind? Ich sagte, dass ich dir vielleicht mehr schulde, als dir klar ist. Ich dachte da an die Schmuggelei. Aber was, wenn ich dich nicht gesucht hätte? Was, wenn ich nach Hause gegangen wäre, und da hätten diese Schläger auf mich gewartet? Also hey, ich schätz, ich schulde dir mehr, als mir klar war."
"Ist schon 'ne merkwürdige Welt", sagte Bolan.
"Ja. Okay. Wie geht es jetzt weiter?"
"Zuerst eine Frage", sagte Bolan. Seine Augen waren hart, bohrend. "Die Antwort ändert nichts an unserer Freundschaft. Sie könnte sich auf unsere Zukunft auswirken – auf unser beider Zukunft. Also sag mir ganz offen. Wollten du und Shorty diese Typen abzocken, hattet ihr irgendeinen Plan?"
"Meines Wissens nicht", antwortete Reynolds.
"Das heißt ..."
"Dass ich nicht für Shorty antworten kann, nicht wirklich. Wie gesagt, die Dinge zwischen uns sind etwas aus dem Gleichgewicht geraten, seit Miss Superskate im Spiel ist."
Bolen blieb hartnäckig: "Was sagt dein Bauchgefühl?"
"Vor ein paar Monaten hätte ich sofort antworten können, direkt aus dem Bauch heraus: keine Chance. Jetzt – also, ich kann nur sagen ... möglich wär's."
Bolan seufzte und trank seinen Kaffee aus. Dann fragte er: "Geht's dir besser?"
"Ja, bin okay."
"In Ordnung." Bolan schob dem Kerl ein Miniatur-Tonbandgerät hin. "Setz dich hin und denk laut nach. Alles, was dir zu Shorty einfällt, nachdem er Miss Superskate kennen gelernt hatte, alles, was dir damals merkwürdig vorkam, oder alles, was damals ganz normal erschien, dir aber jetzt, im Nachhinein, merkwürdig vorkommt. Alles über das Mädchen, absolut alles, was du weißt oder vermutest. Alles und jedes, woran du dich erinnerst, was bei Bluebird ablief – ungewöhnliche Ladungen, Destinationen außer der Reihe und so weiter. Machst du das?"
"Klar, mach ich", antwortete der Trucker. "Aber, verdammt, das dauert die ganze Nacht ."
"Ist schon in Ordnung", sagte Bolan zu ihm. "Mach's einfach. Bleib hier, genau hier, bis ich zurückkomme. Mach keine Anrufe und geh nicht ans Telefon. Zeig dich nicht außerhalb der Hütte."
"Gehst du weg?"
"Für