Diamond Legacy. Juli Summer
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Intuitiv schaue ich mich um. Nicht weit von mir entfernt ist ein Mann stehengeblieben, der jetzt in meine Richtung starrt. Ich versuche, mich nicht verrückt zu machen. Alles nur Zufall. Aber der Typ rührt sich nicht von der Stelle. Er trägt einen langen schwarzen Mantel und starrt mich weiter unverwandt an.
Meine Haut beginnt zu kribbeln. Ich bin allein, mitten im Central Park. Entschlossen gehe ich in die entgegengesetzte Richtung. Ein Blick über die Schulter treibt meinen Puls in die Höhe. Er folgt mir. Oder bilde ich mir das nur ein? Nein, es besteht kein Zweifel. Mein Herz pocht bis zum Hals, während das Blut in den Ohren rauscht. Meine Schritte werden schneller. Verdammt, ich habe überhaupt nicht bemerkt, wie weit ich in den Park hineingelaufen bin. Unterwegs muss ich den Hauptweg verlassen haben. Überall ist Schnee. Zusätzlich peitscht der Wind kleine Eiskristalle durch die Luft, die wie feine Nadeln mein Gesicht treffen.
Dieser Kerl ist noch immer hinter mir. Der Abstand ist kleiner geworden. Ich wische mir über die Augen, um besser sehen zu können. Renne um Sträucher und Bäume herum. Mit gehetztem Blick suche ich nach dem erlösenden Ausgang. Ich kann den Verkehr hören, er wird lauter. Ich bin richtig, ich muss es einfach sein. Meine Lungen brennen, aber ich renne weiter. Angsterfüllt drehe ich mich um und lande im nächsten Augenblick schmerzvoll im Schnee. Ich muss über eine verborgene Wurzel gestolpert sein. Keuchend bleibe ich liegen.
Trotz der einsetzenden Dämmerung sehe ich den Schatten eines Menschen, der über mir auftaucht. Ich hebe schützend die Hände.
„Alles okay bei Ihnen? Können Sie aufstehen?“
Erstaunt über die Freundlichkeit der Stimme, blicke ich auf. Ein Mann mit dunkelblauer Daunenjacke und Wollmütze bekleidet, steht neben mir und schaut besorgt auf mich herab.
„Ja.“ Ich muss mich mehrmals räuspern, um meine Stimme wiederzufinden. „Ich denke schon.“ Ich ergreife die Hand, die er mir anbietet und lasse mir auf die Beine helfen. „Danke.“
„Keine Ursache. Aber in der Dunkelheit sollten Sie sich hier nicht alleine rumtreiben.“ Seine braunen Augen mustern mich kritisch.
„Ich weiß, ich dachte nur …“ Erneut aufkommende Panik lässt mich herumwirbeln. Keine Spur meines Verfolgers. Als hätte es ihn nie gegeben. Doch ich weiß, er war da. „Irgendwie scheine ich mich verlaufen zu haben.“
„Gleich da vorn ist die 5th Avenue. Na kommen Sie, ich bringe Sie hin.“
„Danke, ich komme klar.“ Es klingt cooler, als ich mich fühle.
Er nickt. „Verstehe, aber keine Sorge. Ich möchte nur helfen. Folgen Sie mir einfach unauffällig.“ Lächelnd setzt er seinen Weg fort.
Ich klopfe mir den Schnee von Jacke und Hose, bringe ein wenig Abstand zwischen uns, bevor ich ihm nachgehe. Auf dem Gehweg angekommen, dreht er sich noch einmal zu mir um.
„Kommen Sie gut nach Hause.“
„Danke.“
Ich bin froh, den Park verlassen zu haben. Und plötzlich sind ein fremdes Haus und eine anstrengende Mum das definitiv kleinere Übel. Das Licht hinter den Fensterscheiben fühlt sich nach Geborgenheit an. Weil ich keinen Schlüssel habe, muss ich klingeln. Ich habe den Finger noch auf dem Knopf, da reißt Mum auch schon die Tür auf.
„Gott sei Dank, da bist du ja. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Erleichtert nimmt sie mich in den Arm.
„Ich bin siebzehn und kein Baby mehr. Mir geht‘s gut.“ Na gut, ging mir schon besser. Aber ich lebe. Immerhin.
„Wo warst du denn?“
„Spazieren. Ich brauchte frische Luft.“
Ich will die Tür schließen und drehe mich um. Gerade in dem Augenblick, als eine dunkle Gestalt aus dem Lichtkegel der Straßenlaterne in die Dunkelheit eintaucht. Ich könnte schwören, es war der Mann mit der blauen Daunenjacke. Ob er sich vergewissern wollte, dass ich gut nach Hause gekommen bin? Aber dann hätte er mir folgen müssen. Neue Gänsehaut überzieht meinen Körper. Okay, stopp. Es reicht, ich mache mich selbst verrückt.
„Wo ist Evelyn?“
„Sie ruht sich aus. Wir sollten ins Hotel fahren“, drängt Mum.
„Ich möchte mich noch verabschieden. Du kannst im Auto warten“, bemerke ich beiläufig, in der Hoffnung noch einmal mit Evelyn allein zu sein.
„Nein, schon gut. Ich warte hier.“ Sie lächelt gezwungen und folgt mir ins Wohnzimmer.
O Mann, was für ein Theater.
„Greta, meine Liebe.“ Evelyn liegt auf dem Sofa. Jetzt setzt sie sich auf und klopft neben sich. Kurz zögere ich, aber Mum bleibt ruhig und ich nehme Platz. „Ich habe mich wirklich gefreut zu sehen, dass aus diesem süßen kleinen Mädchen von damals eine starke junge Frau geworden ist. Dein Großvater ist davon stets überzeugt gewesen. Ich bin froh, dass er recht behalten hat.“ Sie macht eine kurze Pause. „Jetzt, wo du weißt, dass es mich gibt, zögere nicht, wenn du Rat benötigst. Meine Tür steht immer offen.“
Ich kann sehen, wie ihr Blick für eine Sekunde zu Mum gleitet.
„Schatz, wir sollten los“, beendet Mum unser Gespräch. Darin ist sie wirklich gut.
„Ja, das solltet ihr wohl. Der Sturm …“ Evelyn beendet den Satz nicht. Sorgenfalten bilden sich auf ihrer Stirn. Ihr Blick gleitet zum Fenster hinaus.
„Was ist mit ihm?“, frage ich neugierig.
„Er wird stärker. Es wird Zeit für einen neuen Ringträger, sonst gerät er außer Kontrolle. Die Erben Erebos’ sind sicher schon auf dem Weg hierher.“
„Geht’s dir nicht gut?“ Ängstlich sehe ich Evelyn an.
„Das reicht jetzt wirklich. Du bist keinen Deut besser als Alexander. Hört endlich auf mit diesen Horrormärchen.“
Ich sehe zu Mum und stehe auf. „Was für Märchen?“
„Keine Märchen. Eine Überlieferung“, übernimmt Evelyn das Gespräch wieder. „Die Meteorologen können sich den starken Wind aus gutem Grund nicht erklären. Es ist kein normaler Wind.“
„Verdammt, Evelyn! Ich wusste, es war ein Fehler herzukommen.“
Evelyn erhebt sich nun ebenfalls. „Du darfst die Augen nicht davor verschließen, Maria. Es ist Gretas Schicksal. Und nach Alexanders Tod ist sie die rechtmäßige Erbin.“
„Könnte mir einer erklären, wovon ihr redet?“, frage ich verwirrt.
„Da gibt es nichts zu erklären. Wir gehen. Verabschiede dich von deiner Großmutter.“
Tausend Fragen schwirren mir durch den Kopf, doch mir ist klar, ich werde im Augenblick keine davon beantwortet bekommen.
„Also