Diamond Legacy. Juli Summer
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„Immer noch nichts?“
„Nein. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.“
„Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen.“
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Und es nicht zu wissen, quält mich. Vergeblich versuche ich mich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber mir jagen tausend Gedanken durch den Kopf. Wie Laub, das durch einen Windstoß immer wieder aufgewirbelt wird und von selbst nicht in der Lage ist, zur Ruhe zu kommen.
Meine Laune verfinstert sich. Diese andauernde Unwissenheit nervt. Ich werde nicht zulassen, dass ein kleiner Ring mein Leben auf den Kopf stellt. Frustriert balle ich die Hände zu Fäusten und setze mich aufrecht hin. Noch bevor ich das Kribbeln wahrnehme, fliegen krachend die Fenster auf. Erschrockene Schreie hallen durch den Klassenraum. Der hereinströmende Wind reißt die Blätter von den Tischen und wirbelt sie durch die Luft. Ungläubig beobachte ich die Szene. War ich das?
Ich starre auf meine Hände, sehe mich dann im Raum um. Neben mir sitzt Lara. Unsere Blicke treffen sich. Meine Verwirrung spiegelt sich in ihrem Gesicht.
„Alles okay mit dir?“ Lara sieht mich besorgt an.
„Ich …“ Meine Stimme versagt, während mein Kreislauf in den Keller sackt.
Lara wendet sich an unsere Lehrerin. „Greta sollte sich hinlegen. Sie ist ganz blass.“
Noch immer irritiert durch die merkwürdige Unterbrechung ihres Unterrichts, nickt Frau Pauli. Langsam stehe ich auf und gehe unter den neugierigen Blicken der anderen zur Tür. Lara stützt mich, lässt mich auch auf dem Flur nicht los.
„Wie krass das eben war. Hast du so was schon erlebt? Da hat der kleine Windstoß den kompletten Unterricht lahmgelegt.“ Lara kichert.
„Ich denke, der Wind … das war ich.“
Laras Kichern endet abrupt. Sie zieht an meinem Ärmel. Wir bleiben stehen. „Wie meinst du das?“ Sie erforscht mein Gesicht nach Anzeichen für einen Scherz. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass sie außer einen Hauch von Hysterie etwas finden wird.
„Wie ich es sage. Es …“
Hinter uns öffnet sich eine Tür. Ich verstumme und setze mich wieder in Bewegung. Laut ausgesprochen klingt diese Vermutung absolut verrückt. Lara hat es offensichtlich die Sprache verschlagen, denn sie hakt vorerst nicht weiter nach. Im Krankenzimmer angekommen, lege ich mich auf eine Liege. Noch immer sind meine Beine nicht so standfest wie sie sein sollten.
Lara setzt sich neben mich und flüstert mit aufgeregter Stimme. „Du willst mir also sagen, dass du die Fenster geöffnet hast? Ohne sie anzufassen?“
„Ja. Das klingt total dämlich, ich weiß.“
„Egal, erklär es mir trotzdem.“
Seufzend schaue ich auf die nicht mehr ganz so weiße Decke über mir und schildere Lara meine Vermutung. Ich erzähle ihr von dem Kribbeln, sobald ich den Ring über den Finger streife. Und dass genau dieses Kribbeln heute schon zweimal aufgetreten ist, bevor in meiner Nähe eine Tür zu- oder Fenster aufgeflogen sind.“
„Dann hast du dank des Rings also eine Art Superkraft entwickelt?“
Ich schaue sie hilflos an. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich bilde mir das alles keinesfalls ein.“
„Ich glaube dir.“ Lara greift nach meiner Hand. „Aber genau deshalb sollten wir dringend an mehr Infos kommen.“
Wir. Das Wort beruhigt mich. Ich bin nicht allein, egal, welche Katastrophe sich in meinem Leben auch gerade entwickeln mag.
„O Mann, wer weiß, woher deine Familie wirklich stammt.“ Laras Blick gleitet vielsagend zur Zimmerdecke empor.
„Außerirdische? Echt jetzt?“
Sie zuckt nur mit den Schultern und grinst. „Wäre doch cool.“
„Ähm, ja …“ Ich seufze und beiße mir nachdenklich auf die Innenseite meiner Unterlippe.
„Na gut, das Wort cool ist vielleicht nicht angebracht.“ Sie schweigt kurz. „Denn wenn da wirklich etwas mit dir geschieht, lässt dich deine Familie damit ziemlich im Regen stehen.“
Laras Worte treffen mich, aber leider entsprechen sie der Wahrheit.
„Kannst du es wiederholen?“
„Keine Ahnung, aber auf keinen Fall hier.“ Ich setze mich auf. „Gehen wir erstmal zurück.“
Im Klassenzimmer versuche ich vergeblich, meine Gedanken zu ordnen. Das schrille Klingeln der Schulglocke erlöst mich. Ich brauche Bewegung und frische Luft. Wie eine Herde aufgescheuchter Wildpferde galoppieren die Gedanken durch meinen Kopf. Mit schnellen Schritten bin ich aus der Klasse. Im Strom hunderter anderer Schüler treibe ich die Treppe hinunter Richtung Ausgang. Dort befreie ich mich aus der Masse. Nur Sekunden später taucht Lara neben mir auf und wir machen uns auf den Weg zum Parkhaus. Wir versuchen uns mit oberflächlicher Unterhaltung von dem eigentlichen Thema abzulenken. Dort angekommen schaut Lara mich jedoch erwartungsvoll an. Mit kalten Fingern löse ich den Verschluss der Kette und lege den Ring in meine Hand.
„Darf ich?“, fragt Lara.
„Sicher.“
Sie schiebt ihn über den Ringfinger und wartet. „Mich mag er wohl nicht.“
„Du Glückliche.“
„Hier, versuch es.“
Ich greife danach und streife ihn über. Sofort spüre ich die Verbindung. Das Gefühl ist stärker als die beiden Male zuvor. Die Geräusche um mich herum dringen nur noch gedämpft an mich heran. Ich schließe die Augen. Die Luft gerät in Schwingung. Das leichte Rauschen in meinen Ohren wird zu einem Flüstern. In diesem Augenblick bin ich mir sicher, es ist der Wind, den ich bis tief in mich hinein spüre. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit erfasst meinen Körper. Und erfüllt gleichzeitig jede Zelle mit Energie. Doch bevor ich begreife, was hier geschieht, strömt diese Energie durch mich hindurch. Mit unbändiger Kraft nimmt sie von mir Besitz. Mein Puls schießt in die Höhe. Ich kann es nicht kontrollieren, will, dass es wieder aufhört, weiß aber nicht, wie ich es stoppen kann. Das anfängliche Flüstern in meinen Ohren wird zu einem unerträglich schmerzhaften Heulen.
„Greta.“
Wie durch Watte höre ich Lara meinen Namen rufen. Ich kämpfe mich durch den Sturm, der in mir tobt und öffne die Augen. Sie sitzt auf dem kalten Beton, mit dem Rücken an die Fassade des Parkhauses gelehnt und hält sich schützend die Hände vors Gesicht. Wind peitscht über uns hinweg. Mit letzter Kraft ziehe ich mir den Ring vom Finger und sacke zu Boden. Schon nach wenigen Sekunden hat sich die Natur beruhigt und die Geräusche der Großstadt, die an uns herandringen, haben fast etwas Beruhigendes.
„Scheiße, was war das denn?“
Irritiert blicke ich mich um. Im Schutz eines Pfeilers steht Finn, ein Typ aus unserer Klasse. Er kommt näher, lässt mich dabei nicht aus den Augen.
„Bei dir alles in Ordnung?“ fragt er