Diamond Legacy. Juli Summer

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Diamond Legacy - Juli Summer

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sie mich eindringlich und irgendwie merkwürdig an. Im nächsten Moment spüre ich, wie sie mir etwas in die Handfläche drückt. Ich möchte sie darauf ansprechen, doch ihr Blick lässt mich schweigen. Dann lächelt sie und umarmt mich.

      „Von deinem Großvater“, flüstert sie dicht an meinem Ohr. „Nun gehört er dir.“

      Mir ist klar, dass sie nicht möchte, dass Mum davon erfährt. Nach dem Wortgefecht von eben durchaus nachvollziehbar, auch wenn ich noch nicht dahintergekommen bin, um was genau es dabei eigentlich ging. Aber um nicht noch mehr Ärger heraufzubeschwören, nehme ich den Gegenstand stumm entgegen. Er fühlt sich an wie ein Ring. Eiskalt und erstaunlich schwer wiegt er in meiner Hand, trotzdem umschließe ich ihn fest in meiner Faust. Ich nicke ganz leicht, als sich Evelyn von mir löst. Unbemerkt verschwindet meine Hand kurz in meiner Hosentasche, wo der Ring vor Mums Augen sicher ist. Ich habe das Gefühl, ihn beschützen zu müssen.

      Im Hotel angekommen verschwinde ich im Badezimmer, um mir den Ring genauer anzusehen. Er ist aus Gold und wirkt ziemlich alt. Vielleicht ein Familienerbstück. Und wow, ist das ein Diamant? Ob er echt ist? Ziemlich cool, aber nicht unbedingt die Art von Schmuck, die ich trage. Ich halte ihn weiter in der Hand und drehe ihn im hellen Licht hin und her. In mir regt sich etwas. Ein Kribbeln breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Ich lasse den Ring keine Sekunde aus den Augen.

      Eine plötzlich aufsteigende Traurigkeit drückt mir förmlich die Luft aus den Lungen. Sie sind fort. Alle. Dad, Aaron, mein Großvater. Nicht mal Erinnerungen sind mir geblieben. Nichts, wonach mein Herz greifen kann. Ich dachte immer, ich komme damit klar. Aber das stimmt nicht. Dieses Gefühl von Verlust, es hatte sich einfach nur sehr gut versteckt. Dieser Ring ist meine Verbindung in die Vergangenheit. Ein Erbstück, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Warum sonst hätte Evelyn ihn mir anvertrauen sollen?

      Trotzig recke ich mein Kinn nach vorn. Mir ist egal, was Mum sagt. Er gehört mir. Und ich werde ihn behalten. Mit wilder Entschlossenheit nehme ich den Ring, streife ihn über den Ringfinger meiner linken Hand und strecke den Arm nach vorn aus. Verwundert stelle ich fest, dass der Ring mir perfekt passt. Das kühle Gold schmiegt sich sanft um meinen Finger.

      „Au!“ Verdammt, was war das denn?

      Es fühlt sich an, als hätte mich etwas gestochen. Blitzschnell und nicht fest. Oder war es bloß eine kleine Unebenheit am Material? Bevor ich dazu, komme den Ring abzuziehen, passiert etwas mit dem Diamanten. Zuvor noch klar, färbt sich das Innere nun rötlich. Rotierend wie ein Wirbelsturm saugt sich der Diamant immer voller.

      Ich blinzele mehrmals, weil ich nicht glauben kann, was gerade geschieht. Als ich die Augen das nächste Mal öffne, ist das Rot verschwunden. Einfach weg. Mit klopfendem Herzen starre ich den Ring an. Das Ganze hat nur Sekunden gedauert. Doch ich bin mir zu tausend Prozent sicher, dass ich es mir nicht eingebildet habe. So viel Fantasie besitze ich eindeutig nicht. Schnell streife ich ihn vom Finger. Tatsächlich ist in meiner Haut eine winzige Einstichstelle zu sehen. Was hat das alles zu bedeuten? Evelyn ist die Einzige, die mir darauf eine Antwort geben kann.

      Aufgewühlt trete ich aus dem Badezimmer. Mum sitzt im Sessel und wirkt nachdenklich.

      „Ich muss noch einmal zu Evelyn“, komme ich gleich auf den Punkt.

      „Wieso das?“

      Ich halte den Ring hoch. „Deshalb. Er ist … es war merkwürdig, ich glaube, keine Ahnung, irgendetwas ist mit dem Ring.“

      „Wovon redest du?“, fragt Mum gereizt. „Wann hat Evelyn ihn dir gegeben? Warum weiß ich nichts davon?“

      „Das ist doch ganz egal. Sie hatte ihre Gründe, da bin ich mir sicher. Ich muss wissen, ob es eine logische Erklärung gibt.“

      „Sie hat dich mit ihrem Gerede ja völlig durcheinander gebracht.“

      „Ist das ein Ja oder Nein?“

      „Es ist schon spät. Wir verschieben es auf morgen.“

      „Dann lass mich sie anrufen.“

      Mum verdreht seufzend die Augen, gibt mir aber ihr Handy, nachdem sie die Nummer rausgesucht hat. Ich lasse es dutzende Male klingeln.

      „Sie hebt nicht ab.“

      „Sicher schläft sie längst. Es war ein langer Tag.“

      Frustriert gebe ich mich geschlagen und mache mich bettfertig. An Schlaf ist jedoch nicht zu denken. Im Dunkeln greife ich nach dem Ring, der auf dem Nachttisch neben dem Bett liegt. Erneut spüre ich das Kribbeln. Fasziniert und erschrocken zugleich gebe ich mich dem Gefühl hin. Ich schließe die Augen und fast ist mir, als würde ein leichter Wind meine Haut streicheln.

      Am nächsten Morgen nach dem Frühstück gebe ich keine Ruhe, bis wir zu Evelyns Haus aufbrechen. Mum zeigt offen ihren Unmut. Weil ich ihr aber unmissverständlich zu verstehen gegeben habe, dass ich mich sonst allein auf den Weg mache, tut sie mir den Gefallen.

      Der Wind hat nachgelassen, dafür schneit es unermüdlich. Schon nach kurzer Zeit sind unsere Fußspuren, die wir im Schnee hinterlassen, nicht mehr zu sehen. Trotz der Handschuhe sind meine Finger kalt, als ich auf den Klingelknopf drücke. Schweigend warten wir. Ich versuche es ein weiteres Mal, doch die Tür bleibt verschlossen.

      „Ist das nicht seltsam?“

      „Deine Großmutter ist mit neunundsechzig durchaus noch in der Lage, das Haus zu verlassen. Wahrscheinlich hat sie irgendwelche Termine.“

      „Aber erst geht sie nicht ans Telefon und jetzt ist sie nicht zu Hause?“

      Mum sieht auf die Uhr. „Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn wir die Stadtrundfahrt noch machen wollen.“

      „Dann bleiben wir einen Tag länger.“ Ich reibe die behandschuhten Hände aneinander.

      „Sei nicht albern. Der Flug ist gebucht und du wusstest, dass du wieder zur Schule musst. Das hier ist schließlich keine Urlaubsreise.“

      Ich weiß, sie hat recht. Wegen der Beerdigung und der damit verbundenen langen Flugzeit wurde ich für zwei Tage vom Unterricht befreit. Trotzdem wehrt sich alles in mir gegen eine Rückkehr nach Hause.

      „Aber der Ring …“

      „Wirf ihn ihr in den Briefkasten.“

      „Was?“

      „Na los, keine Widerrede.“

      „Aber…“

      „Greta, ich sagte …“

      „Ist ja schon gut.“ Meine Finger umschließen den Ring. Dann greife ich nach der Münze, die sich ebenfalls in meiner Jackentasche befindet und lasse sie schnell im Schlitz des Briefkastens verschwinden. „Zufrieden?“

      „Es ist besser so, glaub mir.“

      Der Anflug eines schlechten Gewissens streift mein Bewusstsein. Gedanklich entschuldige ich mich bei Mum, dann schiebt sich Entschlossenheit an die Oberfläche. Am Ende spielt es keine Rolle, wo auf der Welt ich mich befinde. Ich werde herausfinden, ob der Ring eine bloße Spielerei ist oder ob mehr dahintersteckt.

       2

      Ich fühle die Aufregung, das Adrenalin, wie

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