Diamond Legacy. Juli Summer

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Diamond Legacy - Juli Summer

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      „Was ist mit dir?“, will sie wissen. „Geht es dir gut?“

      „Nein.“ Tränen brennen in meinen Augen. Vor Erschöpfung, aus Angst oder Erleichterung, dass niemandem etwas geschehen ist. Vom allem ein bisschen vermutlich. „Das war beängstigend.“

      „Was genau war das denn nun?“, will Finn abermals wissen. „Scheiße, du hättest uns alle umbringen können.“

      „Hör auf zu fluchen und lass Greta in Ruhe“, verteidigt Lara mich. „Was willst du überhaupt hier?“

      Finn greift in seine Jackentasche und lässt Kopfhörer in seiner Hand hin und her baumeln, bevor er sie Lara reicht. „Die hast du auf dem Tisch liegenlassen. Ich bin hinter dir her, um sie dir zu bringen. Außerdem war ich neugierig, warum ihr es so eilig hattet wegzukommen. Warst du das vorhin in der Klasse auch?“, wendet er sich wieder an mich.

      Leugnen wäre eine Option, aber aufgrund des gerade Erlebten ziemlich aussichtslos. Mein Schweigen deutet Finn als ein Ja.

      „Oh Mann, bist du jetzt Berlins Supergirl? Wie hast du das gemacht?“

      „Finn, bitte. Du siehst doch, dass es ihr nicht gut geht. Hilf mir lieber, sie nach Hause zu bringen.“

      „Wenn ihr mir im Gegenzug Details liefert?“

      „Finn!“

      „Schon gut, ich helfe auch ohne Gegenleistung. Obwohl … so ein Kuss …“

      Ich muss lächeln. Es tut gut, in diesem Chaos ein wenig Normalität zu entdecken. Finn stand schon auf Lara, da war sie kaum einen Tag in unserer Klasse. Erst vor Kurzem hat sie mir anvertraut, dass sie sich inzwischen ebenfalls mehr vorstellen könnte.

      „Ich überlege es mir.“ Ihre Mimik ist nicht zu deuten, doch ihre Augen funkeln. „Dann zeig mal, wie heldenhaft du sein kannst.“

      Finn und Lara helfen mir auf. Ich stecke den Ring in die Hosentasche. Noch immer spüre ich die Nachwirkungen. Dieser Anfall oder wie auch immer man es nennen mag, hat mich immense Kraft gekostet. Als hätte die Energie, die ich in mich aufgenommen habe, meine kompletten Reserven angezapft, als sie verpufft ist. Mit wackeligen Beinen klettere ich die Eisentreppe nach unten. Erst allmählich nehme ich die Kälte wahr, die meinen Körper zum Zittern bringt.

      Den gesamten Weg hakt Finn mich bei sich unter. Lara läuft auf der anderen Seite und lässt mich nicht aus den Augen. Keiner spricht ein Wort, während zum ersten Mal seit Tagen die graue Wolkendecke aufreißt und ein Stück blauen Himmel freigibt. Unter anderen Umständen würde ich mich darüber freuen. Doch ich kann nur daran denken, was eben geschehen ist. Ich hatte recht, der Ring ist etwas Besonderes. Er scheint eine Verbindung zur Natur zu haben, zum Wind und er setzt Kräfte in mir frei, die ich nicht kontrollieren kann. Dieses Wissen ruft eine nie dagewesene Angst in mir hervor.

      Das Treppenhaus ist leer und still. Unsere Schritte hallen laut darin wider. Ich bin froh, endlich zu Hause zu sein. Lara und Finn treten zur Seite, damit ich aufschließen kann. Noch immer zittert meine Hand. Ich schiebe die Tür auf und gehe hinein. Ungefähr eine Nanosekunde später stellen sich meine Nackenhaare auf. Das unangenehme Kribbeln ist wieder da. Dann höre ich auch schon Lara hinter mir die Luft scharf einziehen. Beim Anblick der Wohnung wird uns allen sofort klar, dass etwas nicht stimmt. Aus dem Kommodenschrank im Flur wurden alle Schubladen herausgezogen. Der Inhalt ergießt sich über den Boden. Ein Blick in die Küche zeigt mir, dass auch hier jemand drin gewesen ist. Finn hält mich am Arm fest und schiebt sich an mir vorbei. Seine große, kräftige Gestalt wirkt beruhigend. Ich bin dankbar, dass er jetzt hier bei uns ist.

      Die Tür zum Wohnzimmer ist angelehnt. Mit dem Fuß stößt Finn dagegen. Sie schwingt auf. Dahinter befindet sich das pure Chaos. Fassungslos lege ich mir die Hand vor den offenen Mund. Da hat jemand ganze Arbeit geleistet. Nicht ein einziges Teil scheint noch an seinem Platz zu sein. Sprachlos starre ich in den Raum hinein, während Lara und Finn sich das ganze Ausmaß näher ansehen.

      Ohne auf die beiden zu warten, drehe ich mich um. Ich ahne, dass mein Zimmer der gleichen Verwüstung zum Opfer gefallen ist. Aber ich muss es mit eigenen Augen sehen. Die Tür steht offen. Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem Körper. Das ungute Gefühl, welches ich beim Eintreten in die Wohnung bereits verspürt habe, verstärkt sich. Meine Handflächen sind feucht. Dann stehe ich in meinem Zimmer und die Vermutung bestätigt sich. Auch hier ist jemand nicht zimperlich mit dem Eigentum anderer Menschen umgegangen. Er sucht nach dem Ring, meldet sich meine innere Stimme zu Wort. Es ist nur eine Ahnung, aber nach allem, was ich inzwischen weiß, kann ich es nicht mehr ausschließen.

      Im nächsten Augenblick mache ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung aus. Ehe ich zu irgendeiner Reaktion fähig bin, wird mein Körper mit Wucht gegen die Zimmerwand geschleudert. Benommen sacke ich zu Boden.

       3

      „Greta? Ich glaube, sie kommt zu sich.“

      Langsam öffne ich die Augen. Kneife sie aber gleich darauf zusammen, weil das Licht mich blendet. Ich liege auf meinem Bett. Einen Moment muss ich mich sammeln, dann erinnere ich mich. Ich will mich aufsetzen.

      „Hey, nicht so schnell.“ Lara sieht mich besorgt an „Ich bin froh, dass es dir gut geht. Der Typ hat mir einen riesigen Schreck eingejagt. Wir sollten die Polizei anrufen.“

      „Nein!“ Ich schieße nach oben. Ein klein wenig zu schnell, wie mir mein Kopf mit einer wilden Karussellfahrt bestätigt. Ich drücke die Handballen gegen meine Schläfen. „Keine Polizei“, meine ich weniger aggressiv.

      Zwei Augenpaare schauen mich irritiert an.

      „Greta, da ist gerade jemand in eure Wohnung eingebrochen.“ Laras Blick wandert durch den Raum. „Hier herrscht das absolute Chaos. Und du bist verletzt.“

      „Ich glaube nicht, dass etwas geklaut wurde. Und mir geht es gut. Es geht bestimmt um den Ring. Wie sollten wir das der Polizei erklären?“

      „Und wenn du falsch liegst?“

      „Dann ist der Kerl längst über alle Berge. Aber findest du nicht auch, das ist mehr als Zufall? Ausgerechnet jetzt bricht jemand bei uns ein? Zwei Tage nachdem ich mit dem Ring aus New York zurückgekehrt bin. Und Evelyn hat gesagt, irgendwer ist auf dem Weg. Seitdem ist sie unerreichbar und hier wird eingebrochen. Nein, der Typ, er war auf der Suche nach etwas Bestimmten. Und wenn ich tatsächlich richtig liege, hat er es nicht gefunden.“ Ich hole den Ring aus der Hosentasche und lege ihn neben mir auf die Bettdecke.

      „Du denkst also wirklich, es geht um den Ring“, fragt Finn ungläubig.

      „Du hast gesehen, welche Fähigkeiten er einem verleiht. Wenn es bei mir funktioniert, warum dann nicht bei jemand anderem?“

      „Dann sollten wir dringend deine Großmutter anrufen. Oder schick ihn ihr am besten zurück. Das Ding ist gefährlich und es macht mir Angst.“ Laras Stimme zittert.

      Beruhigend greift Finn nach ihrer Hand. Sie wehrt sich nicht gegen seine Berührung.

      „Okay, ich rufe sie an. Aber erst bringen wir die Wohnung in Ordnung. Mum muss nichts davon wissen. Sie ist im Moment eh schon schräg drauf, eine verwüstete Wohnung macht es nicht besser.“ Ich hänge den Ring wieder an die Kette und lege sie mir um den Hals.

      „Dann los.“

      Zimmer

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