Walpurgisnacht: Niederbayern-Krimi (German Edition). Karoline Eisenschenk

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Walpurgisnacht: Niederbayern-Krimi (German Edition) - Karoline Eisenschenk

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      KAROLINE EISENSCHENK, geboren 1975, veröffentlichte unter dem Pseudonym Katelyn Edwards bereits die Kriminalromane »Der Shakespeare-Mörder« und »Pfadfinderehrenwort« (beide 2011). Nach ihrem Studium der englischen Sprach- und Literaturwissenschaft lebt sie heute in Ottobrunn und arbeitet in München.

       Karoline Eisenschenk

       Walpurgisnacht

       Niederbayern-Krimi

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      Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter www.allitera.de

      März 2012

      Allitera Verlag

      Ein Verlag der Buch&media GmbH, München

      © 2012 Buch&media GmbH, München

      Umschlaggestaltung: Alexander Strathern, München,

      unter Verwendung eines Fotos von © Angelika Bentin – Fotolia.com Printed in Europe ISBN: 978-3-86906-298-3

      Erste Hexe: »Wann werden wir drei uns wiedersehen,

      wenn’s donnert, wenn’s blitzt, wenn die Regen gehen?«

      Zweite Hexe: »Wenn Irrewirre ist vollbracht,

      wenn siegreich ist verloren die Schlacht.«

      Dritte Hexe: »Bevor der Tag geht in die Nacht.«

       William Shakespeare, Macbeth, Akt I, Szene 1

       Prolog

       D ie Eichingers lassen sich nicht erpressen, und ganz bestimmt nicht von einer so dahergelaufenen Person, wie Sie eine sind«, herrschte die alte Frau ihren Besucher wütend an.

       Da wurde sie plötzlich von zwei kräftigen Händen an den Schultern gepackt und durchgeschüttelt.

       »So sprechen Sie nicht mit mir, haben Sie das verstanden? Wagen Sie es nicht, mich so zu behandeln!«

       Der Besucher hatte sie dabei unweigerlich ein paar Schritte nach hinten in das angrenzende Wohnzimmer gedrängt.

       »Aufhören, hören Sie sofort auf damit, Sie tun mir weh«, stammelte die Frau schwer atmend. Ihre Hände, die sie sich eben noch schützend vor das Gesicht gehalten hatte, griffen an ihren Brustkorb. Um ihr Herz fühlte es sich auf einmal so eng an, als ob es nicht mehr genügend Platz in ihrem Körper hätte und jeden Moment zerspringen müsste.

       »Was ist?«, herrschte der Besucher sie unwirsch an und ließ ihre Schultern abrupt los.

       »Mein Herz … mir geht es nicht gut. Ich … ich brauche meine Tropfen«, flüsterte sie.

       Ihr Besucher blickte sie für einen Augenblick verunsichert an. »Tropfen? Welche Tropfen?«, fragte er lauernd.

       Ihre Kehle war wie ausgedörrt und sie schaffte es kaum, die Worte zu formulieren. »Im Küchenschrank. Das kleine braune Fläschchen …«

       »Küchenschrank! Glauben Sie etwa, ich weiß nicht, was Sie vorhaben? Aber ich lass mich von Ihnen nicht hinters Licht führen.« Und wieder packten die Hände sie an ihren schmalen Schultern und schüttelten sie so heftig, dass ihr schwindlig wurde.

       Mit einem leisen Stöhnen sank sie zu Boden. »Bitte«, ihre Stimme war nur noch ein heiseres Röcheln, »bitte, ich … brauche … die Tropfen.«

       Ein stahlblaues Augenpaar musterte sie mit unverhohlenem Hass und mit Entsetzen wurde ihr bewusst, dass sie keine Hilfe bekommen würde.

       »Bitte …«

       Eine eiskalte Hand schien in diesem Moment ihr Herz zu berühren und ihr gleichsam den Atem zu rauben.

       Ihre Arme und Beine zuckten noch einmal, als ob sie sich mit letzter Kraft wehren wollten, ehe die Muskeln am ganzen Körper erschlafften und jeglicher Glanz aus ihren Augen wich.

       Im Haus war es plötzlich ganz still. Nur das gleichmäßige Ticken der alten Standuhr war zu hören.

       Kapitel 1

      Tom, mehr nach links!«, zischte Tabea Cornelius zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Gleichzeitig versuchte sie, den jungen Mann mit mehr oder weniger diskreten Handbewegungen in die gewünschte Richtung zu dirigieren.

      Gregor Cornelius betrachtete das Schauspiel vergnügt aus den Augenwinkeln und konnte sich ein Lächeln nur mühsam verkneifen. Tom war groß, gut aussehend, durchtrainiert, kurzum ein optischer Halbgott, von Beruf Fotomodell und, was ihn für Cornelius wirklich interessant machte, der aktuelle Freund seiner Tochter. Wie immer hatte Tabea die Zügel fest in der Hand und der arme Tom machte brav, was von ihm verlangt wurde. In diesem Fall bedeutete das, auf Zehenspitzen Richtung Podium zu schleichen und die Kamera auf den dortigen Redner zu richten, der soeben verkündete, welche Bereicherung Cornelius’ Wirken für das Institut und die gesamte Universität sei.

      Cornelius’ Anflug von guter Laune verschwand so schnell, wie er gekommen war, als ihn der einsetzende Applaus auf den Boden der Tatsachen und damit in die Große Aula der Ludwig-Maximilians-Universität zurückbrachte. Dort hatten sich vor zwei Stunden unzählige Gäste versammelt, um ihn in den »wohlverdienten Ruhestand« zu verabschieden, und eine Laudatio nach der anderen war seitdem auf ihn niedergeprasselt.

      Die meisten davon waren ehrliche und von Herzen kommende Reden ehemaliger Studenten und Doktoranden, die über gemeinsame Exkursionen, nerven- und kräftezehrende Archivarbeit und das stundenlange Studieren uralter Texte sprachen, aber auch vom wissenschaftlichen Eifer, den Cornelius damit in ihnen geweckt hatte, und von der Freude an der mittelalterlichen Geschichte und ihren zahlreichen Mythen und Geheimnissen. Eine leidenschaftslose Litanei des Vertreters der Universitätsverwaltung reihte sich ebenfalls in den Reigen der Lobeshymnen ein. Cornelius hatte den guten Mann bis dahin noch nie gesehen und bezweifelte, ob dieser eigentlich wusste, wen er da in den Ruhestand entließ.

      Neben diversen Lehrstuhlinhabern anderer Institute, mit denen er stets ein sehr gutes Verhältnis gepflegt hatte, und seinen engsten Mitarbeitern hatten sich schließlich auch die beiden Sekretärinnen des Instituts zu Wort gemeldet und am Ende sogar einige Tränen vergossen. Cornelius war ob der ungewohnten Emotionen der Damen überrascht, hatte er die beiden doch als rechte Vorzimmerbesen im Gedächtnis, die alles wegbissen, was sich ihnen näherte. Aber er musste zugeben, dass sie ihm dadurch im Lauf der Jahre die eine oder andere unerträgliche Nervensäge vom Leib gehalten und in ihre Schranken gewiesen hatten. Beneidet hatte er sie ob dieser undankbaren Aufgaben wahrlich nie.

      Den größten aller Quälgeister

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