Conclusio. Thorsten Klein

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Conclusio - Thorsten Klein PSYCHE

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ging nie vor dem frühen Morgen zu Bett und schlief dann meist bis gegen elf. In der Zeit hatten seine Bewacher ihre Ruhe. Umso erstaunter waren sie, als der Genosse bei ihnen erschien. In Pyjamahose und Unterhemd. Sich den Bauch kratzend und ausgiebig vor sich hin schimpfend.

      Nicht über die Wachen, wie die erleichtert feststellten, sondern über hohe Genossen der Regierung.

      Das war so seine Art und nicht weiter verwunderlich.

      Ebenso seine Art war es, die Tür hinter sich zuzuschlagen.

      Dass dem Zuschlagen der Tür noch ein weiteres Geräusch folgte, hörten die Wächter nicht.

      Sie hörten ganz lange nichts mehr vom Genossen Wissarew. Viel länger, als sonst.

      Ort: Psyche, Schloss Gripsholm

      Kowalski blieb viel länger als sonst in seiner Trance, stellte Ala Skaunia mit Verwunderung fest.

      Da er aber lächelte, als er wieder zu vollem Bewusstsein zurückfand, beruhigte sie sich.

      Denn es war jenes Lächeln, in das sie sich einst verliebt hatte. Ein Lächeln, das jedem Gegner Kowalskis furchtbare Angst einflößen musste, so jungenhaft es auch war.

      „Aidoneus hat aus seiner Niederlage gelernt. Gut so. Als Gott ist er viel besser zu kontrollieren, als in seiner menschlichen Form. Diesmal will er auf Nummer Sicher gehen. Da wir das auch wollen, arbeiten wir gut zusammen.“

      „Was er wohl dazu sagen wird, wenn er herausbekommt, wie sehr du ihn manipulierst?“

      Kowalski sah seine Frau an. „Er wird hoffentlich wütend sein. Sehr wütend.“

      Es machte sie ganz verrückt, wenn er so war. Sie schmiegte sich an ihn an und nutze schamlos aus, dass Götter sich nackt in eine Trance versenken.

      Es machte ihn ganz verrückt, wenn sie so war.

      Eine ganze Weile redeten sie nicht.

      Zumindest nichts wichtiges, was in dieser höchst seriösen Chronik erwähnenswert wäre.

      Sondern sie machten das, was Mann und Frau manchmal tun, wenn sie keine Kleidung tragen. Manchmal sogar, obwohl sie miteinander verheiratet sind.

      Danach hatte Ala Skaunia viel von ihrer üblichen Biestigkeit verloren. Und Kowalski meinte, manch schwierige Mission nehme doch ein gutes Ende.

      Trotzdem war er für den richtigen Verlauf der aktuellen verantwortlich.

      Seufzend bette er Ala Skaunias Kopf so in seinen Schoß, dass er sich wieder in Trance versetzen konnte, und sendete seinen Geist zuerst nach Hiroshima.

       Ort: Psyche, Dai Nippon, Hiroshima

      Hiroshima sah von weit oben aus, wie jenes Model, über dem sie den Abwurf so oft besprochen hatten.

      Die Innenstadt war fast komplett aus Holz erbaut. Diesen Baustoff verwendeten die Japaner gern. Gut so. Er würde ausgezeichnet brennen und die Wirkung der Bombe auf fatale Weise verstärken.

      Alles andere war so oft geübt worden, dass es keine Pannen gab. Bombe ausklinken, Wendemanöver einleiten und die Maschine auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen.

      Ob die Bombe wirkte und wie sie wirkte, das zu beobachten, war Aufgabe der anderen beiden Flugzeuge.

      Der Pilot der „Enola Gay“ starrte verbissen nach vorn.

      Zum Glück, denn so hatte er die Maschine immer noch fest im Griff, als ein Blitz plötzlich eine Helligkeit verursachte, die so blendend war, dass man glaubte, nie wieder etwas sehen zu können.

      Ort: Psyche, Kunzewo, Wissarews Datscha

      „Ihr werdet doch mal nach dem Genossen Wissarew sehen können“, bat der Sekretär.

      Die Soldaten der Leibwache schüttelten den Kopf. Es hätte dem Genossen Wissarew sicher sehr gefallen, welche Angst in den Gesichtern der Genossen zu erkennen war, die vor seiner Schlafzimmertür standen.

      Immerhin war es fast Mitternacht. So lange schlief der große Woschd sonst nie.

      Der diensthabende Sekretär hatte trotzdem allen Mut aufbringen müssen, sein Büro zu verlassen, um den großen Führer in seinem Schlafgemach persönlich nach dessen Befehlen zu fragen.

      Allerdings ließ sich die Schlafzimmertür nicht öffnen.

      Irgendetwas Schweres lag dahinter.

      Das einzig Schwere allerdings, dass es in diesem Schlafzimmer gab, war der Genosse Wissarew selbst.

      Und nun?

      Erlaubte sich der Genosse Wissarew vielleicht einen jener Scherze, über die man in der Bevölkerung manchmal munkelte und die alle hier zu Recht fürchteten?

      Er hatte einen sehr … hm … eigenartigen Humor. Manchmal überlebten seine Untergebenen sogar die Scherze des Woschd. Aber nur manchmal.

      Die Anwesenden hofften inständig, heute sei so ein Tag.

      Denn sie hatten beschlossen, die Tür nun gemeinsam zu öffnen und damit den Widerstand zu brechen, der sich auf der anderen Seite befand.

      Der Genosse Wissarew Höchstselbst hatte die Tür zugehalten. Indem er hinter ihr zusammengebrochen war.

      Er war bei Bewusstsein, konnte sich aber nicht rühren. Nur die wie verrückt sich bewegenden Augen zeigten, welch verhängnisvolle Befehle sein Mund herausschreien würde. Zum Glück hinderte ihn die Lähmung am Schreien.

      Die Männer seiner Wache schleppten ihn zum nächsten Diwan und legte ihn darauf.

      Der Hauptmann sah den Sekretär an.

      „Es wäre gut, wenn wir unsere jeweils höchsten Vorgesetzten verständigten. Was halte Sie davon, Genosse Starostin?“, fragte er.

      Der Sekretär nickte nur und ging dann zum Telefon auf dem Schreibtisch, wo er sich mit dem Genossen Chruschtschow verbinden ließ.

      Die Wache hatte eine eigene Telefonverbindung in ihrem Raum. Die führte direkt zum Genossen Abakumow.

      Keiner dachte daran, den Genosse Mercheulow zu informieren.

      So musste weder Kowalski, noch Aidoneus, ja nicht einmal Huldrich und Gerrich in das Geschehen eingreifen.

      Denn es passte genau in die Pläne der Götter, die den Tod des Genossen Wissarew überwachten.

      Schließlich war dessen Sterben eine genauso wichtige Angelegenheit, wie sein ganzes Leben vorher.

      Da es nun zu Ende war, sollten einige Festnahmen erfolgen.

       Ort: Psyche, Moskau, Kreml

      „Sie wollen mich festnehmen? Mich?“ Mercheulow schrie fast, so wütend war er.

      Schukow lächelte nur. „Wir wollen Ihnen die Möglichkeit einräumen, Selbstkritik zu üben,

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