Die Weltenbummler in Indien. Gerhard Moser

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Die Weltenbummler in Indien - Gerhard Moser

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er sich, selbst auf dem Platz gegenüber dem Gang stark belästigt fühlte. Kurz nach dem Erreichen der Flughöhe kam die Flugbegleiterin, stupste mich im Vorbeigehen leicht an die Schulter und gab mir dezent ein Zeichen, ihr zu folgen. Am Übergang zur nächsten Klasse, in der Reihe mit extrem guter Beinfreiheit, wies sie mir einen der drei freien Plätze zu. Wenige Minuten später folgte auch Achim ihrer Aufforderung und setzte sich strahlend neben mich. Die Toiletten, die sich gleich im Durchgang vor uns befanden und die ganze Zeit recht lebhaft frequentiert wurden, waren da das entschieden kleinere Übel. Der Mitreisende, der sich im übernächsten Sitz breit gemacht hatte war zwar ein kleines Schwein, da er seine Abfälle einfach auf den Sitz zwischen sich und Achim oder auf den Boden warf, war aber sonst gut zu ertragen. So brachten wir die sechs Stunden bis Maskat mit Essen, Lesen und kurzen Schlafperioden um. Den riesigen Flughafen von Maskat liefen wir dann Kreuz und quer ab, setzten uns zeitweise Mal in bequeme Sessel, tranken Wasser und versuchten, unseren Kreislauf in Schwung zu bekommen. Die vergangene kurze Nacht, die drei Stunden Zeitverschiebung und die Anstrengungen der letzten Zeit, machten uns ganz schön zu schaffen. Wir dachten, im Flughafen würde etwas von der dreitägigen Staatstrauer wegen des verstorbenen Sultans zu bemerken sein, fanden aber überhaupt keinen Hinweis darauf. Warum auch, der Cousin des alten Herrschers war schließlich bereits vereidigt.

      Endlich ging es weiter in Richtung Goa.

      Die zwei jungen Frauen, die auf diesem Flug neben mir saßen, machten es unmöglich, für einen Moment die Augen zu schließen. Sie schnatterten und quasselten ununterbrochen. Selbst während der Mahlzeit, – wie auf dem ersten Flugabschnitt, gab es für mich wieder Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln – war eine von beiden immer am Reden. Kein Wunder, hatten sich deren Ehemänner zehn Reihen vornedran gesetzt. Für sie war es bestimmt eine Erholung, das Gerede nicht hören zu müssen. Bereits im Terminal waren uns die zwei Paare aufgefallen und wir waren da schon der einhelligen Meinung, dass es eine „Bestrafung“ darstellt, wenn man solche Quasselstrippen neben sich ertragen muss. Nun hatten wir den Salat. Der Flug ging schnell vorbei. Kaum war das Essen serviert und das Tablett wieder abgeräumt, ging der Flieger schon in den Landeanflug über. Da Goa erneut 1,5 Stunden Zeitverschiebung bedeutete, waren wir kurz nach drei Uhr schon in Goa. Sogar die Einreise wurde mittlerweile vereinfacht und ging recht zügig. Wer dann allerdings fehlte, war unser Taxifahrer, den Achim von zu Hause aus über das Internet gebucht hatte. Er kam mit einigen Minuten Verspätung. Zwischenzeitlich wollten uns ein Dutzend andere Taxifahrer aufgabeln und waren enttäuscht, dass wir bereits vergeben waren. Die Verspätung holte unser Fahrer aber wieder auf, indem er die gute Stunde bis zum Ziel fuhr, als wäre der Teufel hinter ihm her. Meine Mutter hätte gesagt, er fährt, wie eine „gesenkte Sau“. Mit dem Auffinden unseres gebuchten Hotels wurde es dann aber mehr als problematisch. Er fuhr kreuz und quer durch Morjim, bog in Feldwege ein, die nicht unbedingt für Autos gedacht waren und kehrte wieder um. Die Navigations-App auf seinem Handy schickte ihn hin und her, aber nicht an den richtigen Ort. Schließlich fragte er einen anderen Taxifahrer, der mitten in der Nacht am Wegesrand auf Kundschaft wartete. Diese Info führte endlich, nach über einer Stunde, zum Erfolg. Bei der Einfahrt in die Hotelzufahrt sah Achim, wie sich ein Kopf hinter dem Tresen emporhob, verschlafen um sich blickte und wieder in der Versenkung verschwand.

      „Ich glaube, wir sind hier verkehrt.“ Der Taxifahrer war völlig verunsichert.

      „Nein, ich habe den Kopf hinter dem Tresen rauskommen sehen. Der schläft da. Wir gehen jetzt rein.“ Achims energisches Auftreten gab dem Taxifahrer wieder Mut. Ihm reichte es langsam auch, da er schließlich baldigst zurück zum Flughafen musste.

      Beide gingen an die Rezeption des Hotels. Kurze Zeit später kam Achim allerdings wieder zum Auto zurück, wo ich als Wächter unseres Gepäcks fungierte. Die Nachricht, die er mir überbrachte, war allerdings alles andere als erfreulich. „Agoda (das Portal im Internet für weltweite Hotelbuchungen) hat die Reservierung zwar weitergegeben, aber OYO (eine Gesellschaft, die sehr viele Hotels und Restaurants in Goa verwaltet) kennt nur ihre eigenen Reservierungsnummern und will nichts von unserer Reservierung wissen. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass in den nächsten Tagen in diesem Hotel etwas frei wird.“ Ich merkte ihm an, wie sauer er war. Zurück am Tresen telefonierte er mit Agoda und OYO (werden nie mehr etwas buchen, dass von OYO verwaltet wird), die ihm monoton beschieden, dass es schon mal passieren könne, dass ein Zimmer kurzfristig vom Hotel doppelt belegt, dies aber dem Kunden immer rechtzeitig mitgeteilt würde. Pustekuchen. Jetzt standen wir morgens um sechs ohne Hotelzimmer da und der Taxifahrer war bestrebt, schnellstens den Rückweg anzutreten. Ein dickes Trinkgeld „überzeugte“ ihn aber, uns doch noch verschiedene Hotels zu zeigen. Schon im ersten Hotel wurden wir fündig. Allerdings kostete uns das Zimmer fast den dreifachen Preis des eigentlich gebuchten. Die Lage war zentral, das Umfeld in Ordnung und das Restaurant im Hotel machte auch einen guten Eindruck. Der Rezeptionist bot einen Rabatt an, wenn wir neun Nächte buchen sollten. Für Übernachtung mit Frühstück verlangte er dann 60 €, statt der üblichen 70 €. Kaum waren die Koffer aus dem Auto, fuhr das Taxi zügig davon.

      Der Zimmerpreis musste sofort per Kreditkarte bezahlt werden, was wir eigentlich vermeiden wollten, weil wir lieber in indischen Rupien bezahlt hätten. Darauf ließ sich der Zerberus aber nicht ein. Mussten wir eben in den sauren Apfel beißen. Nachdem wir von einem Mitarbeiter aufs Zimmer gebracht wurden und uns alles näher erklärt worden war, rückte der junge Mann lächelnd wieder ab. Im Restaurant machten wir uns zunächst hungrig über das angebotene Büfett her.

      Speiseraum des Hotels

      Es war alles da, was man sich wünschen konnte, allerdings fast alles in indischer (feuriger) Version. Für die 10 €, die wir für die zwei Essen bezahlen mussten, waren wir hinterher bestens bedient. Das Personal war überaus freundlich, strahlte und bemühte sich, alles zu unserer vollsten Zufriedenheit zu erledigen. Nach und nach kamen die anderen Hotelgäste ins Restaurant. Die Meisten kamen aus Russland. Und wieder bewahrheitete es sich, was wir schon lange auf unseren verschiedenen Reisen erfahren mussten: Die Welt wurde nicht besser, seit immer mehr Menschen reisen können. Egoistische Herrenmenschen, die das Personal durch die Gegend scheuchten, ohne Lächeln oder Dank nach dem Essen aufstanden und ihren Saustall auf dem Tisch einfach zurückließen. Doch auch die einheimischen Urlauber waren nicht viel besser. Sie machten immer den Eindruck, aus einer besseren Kaste zu kommen und benahmen sich dementsprechend fordernd.

      Nach dem Frühstück wollten wir uns zwei Stündchen aufs Bett legen. Daraus wurden allerdings dann doch drei. Danach erkundeten wir die Umgebung, entdeckten vor der Tür den Geldwechsler, gegenüber gab es einen Obststand. An diesem Stand verkaufte eine alte Frau ihr Obst und nur wenige Meter entfernt gab es einen kleinen Supermarkt. Mehr wollten wir an diesem Tag auch nicht unternehmen, da unser Kreislauf völlig aus dem Ruder geraten war. Allerdings wollten wir uns bis zum Abend wachhalten, um künftig den Tag-Nacht-Rhythmus nicht ganz durcheinander zu bringen. Tatsächlich gelang es uns, bis halb zehn durchzuhalten. Nach einer Dusche kippten wir dann in die Betten und schliefen, mit kurzen Unterbrechungen bis zum nächsten Morgen durch.

      15.01.20, Mittwoch – Morjim

      Wir wurden erst gegen halb neun wach. Gemütlich machten wir uns fertig. Endlich rasieren, richtig Zähne putzen und die Sachen aus dem Koffer nehmen zu können. Jetzt begann der Urlaub. Danach gingen wir zum Frühstück. Auch heute schwirrten wieder sechs Leute vom Personal herum, füllten das Büfett nach, bereiteten die Eier ganz nach Wunsch zu und brachten die gewünschten

      Unser Zimmer im Red Fox

      Getränke. Wir setzten uns auf die hintere Terrasse, auf der nur zwei Tische

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