Münchner Gsindl. Martin Arz
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Читать онлайн книгу Münchner Gsindl - Martin Arz страница 17
»Schredder?«, fragte Bella Hemberger verblüfft.
»Ja, Schredder. Maschinen zum Zerschreddern. Habe ich von meinem Vater geerbt. Damals war es ein kleiner Betrieb. Ich habe dann daraus einen großen internationalen Player gemacht. Als ich verkauft habe, waren wir Marktführer bei Kükenschreddern. Sie wissen schon … Männliche Küken werden aussortiert und geschreddert.«
»Ah«, machte Bella. »Kükenschredder.«
»Ja, wir haben natürlich auch andere Schredder produziert, aber bei den Küken waren wir top aufgestellt. Der Foerstercg204 ist nach wie vor unser Topseller. cg, Chicken Grinding, Sie verstehen?« Er lachte selbstverliebt. »Ich habe die Produktion nach Moldawien verlegt und dann gerade noch rechtzeitig verkauft, bevor diese unleidige Diskussion ums Kükenschredderverbot losging. Seitdem kann ich tun, was ich will.« Er verschränkte zufrieden die Hände vor seinem Bauch.
»Und das wäre?«, fragte Pfeffer.
»Ach, ich mach ein bisschen in Immobilien. Kaufe hier und da Häuser auf, lasse sie herrichten und verkaufe dann weiter. Nichts Aufregendes. Aber es macht mir Spaß. Und ich bin in die Politik eingestiegen. Für meine Stadtratskandidatur ist so ein Mord natürlich äußerst ungünstig, Sie verstehen? Darum bitte ich Sie, das alles recht schnell aufzuklären. Und nun entschuldigen Sie mich bitte.« Er machte Anstalten, aufzustehen.
»Eine Sekunde noch«, sagte Pfeffer. »Joggen Sie?«
»Äh, ja, gelegentlich. Warum?«
»Welche Kleidung tragen Sie dabei?«
»Was soll denn das für eine Frage sein.« Förster lachte ungläubig. »Joggingklamotten natürlich.«
»Geht es auch präziser?«, fragte Pfeffer nach. »Haben Sie eine oder mehrere graue Kapuzenshirts oder -jacken?«
»Ja, warum denn nicht?«
»Sie werden sicher nichts dagegen haben, dass ein Kollege sich Ihre Sportkleidung mal ausleiht und näher ansieht.«
»Ach. Hat der einen Fetisch?«, versuchte Förster witzig zu sein.
»Lustig«, sagte Pfeffer trocken. »Waren Sie heute früh joggen?«
»Ja.«
»Wann?«
»So zwischen halb sechs und sechs.« Er kniff die Augen zusammen. Erkenntnis huschte über sein Gesicht. »Verstehe. Demnach habe ich wohl kein Alibi für die Tatzeit, oder? Nein, ich bin niemandem begegnet, den ich kenne oder der mich kennt. Ich weiß nicht, ob mich zufällig jemand gesehen hat, und nein, bevor Sie fragen, ich war nicht an der Marienklause! Ich bin oben entlang dem Isarhochufer gelaufen. Bis zur Großhesseloher Brücke und wieder zurück. Eine kleine Runde nur.«
»Würden Sie uns die Kleidung, die Sie dabei getragen haben, bitte zukommen lassen?«
»Selbstverständlich.« Herbert Förster grinste. »Gerne doch. Die ist dann allerdings frisch gewaschen. Ich gebe meine Sportsachen immer sofort in die Waschmaschine. Ich hoffe, das ist kein Problem.« Sein Grinsen wurde süffisant.
»Kein Problem«, antwortete Pfeffer entspannt. »Sie werden staunen, was unsere Techniker noch alles aus gewaschener Wäsche herauslesen können.«
Försters Grinsen erstarb.
»Und wo Sie schon mal hier sind – Sie sind doch sicher bereit, meinen Kollegen dabei zu unterstützen …«, Max Pfeffer deutete mit dem Kopf zu Erdal Zafer, »damit wir Sie schnell aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen können.«
»Was soll das heißen!« Herbert Förster sprang auf. »Ich werde jetzt meinen Anwalt anrufen. Das ist ja ungeheuerlich.«
»Bitte, nur zu«, antwortete Pfeffer freundlich lächelnd. »Wenn Sie uns nicht freiwillig unterstützen möchten … Es würde nur vieles vereinfachen und auch für Sie günstiger aussehen lassen.«
»Unverschämtheit.« Förster ballte die Fäuste. Er kniff die Augen zusammen und musterte Pfeffer. Normalerweise war er der Alpha. Jetzt musste er sich eingestehen, dass ihm da ein Alpha gegenüberstand und sich hier ein Schwanzvergleich nicht lohnte. Pfeffer hielt dem Blick entspannt lächelnd stand. Förster knurrte: »Na gut, gehen wir.« Er packte Froggy am Oberarm. »Was brauchen Sie? Fingerabdrücke? dna? Urin?« Er schob den verdutzten Polizeibeamten vor sich her zur Tür, drehte sich zu Pfeffer um und sagte zynisch: »Sperma?«
10
»Das ist empörend!«, fluchte Susa Förster und hielt ihrer Agentin die aktuelle Ausgabe der Münchner Nachrichten unter die Nase. »Bodenlos, dein Freundin Giselle! Was bildet die sich ein.«
Die Agentin nahm der Autorin die Zeitung aus der Hand. »Setz dich, Schatz, und beruhige dich. Kaffee? Was Stärkeres?«
»Ich …«, begann Susa Förster und setzte sich dann schweigend in einen der eleganten Fauteuils, die im Büro ihrer Literaturagentin standen. Von ihrem Sitz aus sah sie genau auf das Regal mit ihren Büchern. Alle ›Basti Daxlberger‹-Ausgaben versammelt, dazu die dvds mit den Verfilmungen.
Tilda Fittkau orderte über die Telefonanlage zwei Espressi und zwei Williamsbirnenbrand bei ihrer Sekretärin. Dann wandte sie sich Susa zu. »Hör mal, Darling. Die hat einfach ihr Aufnahmegerät mitlaufen lassen und das dann ausgeschlachtet …«
»Widerlich! Hier, ›Bestialischer Mord bei der Queen of Crime‹ … und da, ›Sie wurde totgemacht – so erklärt die Krimiqueen den Mord ihren Kindern‹. Und dann wagt sie es doch glatt auch noch, meinen Mann als ›Kükenschredderkönig‹ zu betiteln und schließlich: ›Ist seine politische Karriere schon am Ende, bevor sie richtig begonnen hat?‹ Gehts noch reißerischer?«
»So ähnlich berichten heute alle Zeitungen, Schätzchen.« Die Sekretärin brachte die Getränke. »Und dein Gatte war nun mal der Kükenschredderkönig.«
»Pah«, machte Susa und kippte den Birnenschnaps in einem Zug hinunter. »Die anderen bringen nur die wenigen Fakten, die die Polizei bei der Pressekonferenz bekannt gegeben hat. Also praktisch nichts, außer der Tatsache, dass es einen Mord gegeben hat und das Opfer zufällig ein paar Tage die Woche bei mir als Kindermädchen arbeitet … gearbeitet hat.«
»Meine Güte, reg dich nicht auf – Giselle hat halt ein bisschen mehr ausgeschmückt.« Tilda sog gierig an ihrer Zigarette und fuhr fort: »Ich habe schon mit ihr gesprochen. Sie ist ganz zerknirscht. Und sie möchte noch ein Exklusivinterview mit dir.«
»Ha! Das kann ich mir denken.« Susa Förster kippte nun auch den Espresso in einem Zug hinunter. »Das kann sie aber so was von vergessen! Diese adoptierte Adelskuh, die sich hochgebumst hat.«
»Angeheiratet, nicht adoptiert«, sagte Tilda trocken.
»Sag ich doch. Hochgebumst.«
»By the way: Ich habe ihr schon zugesagt.«
»Dann sag ihr wieder ab! Du sollst meine Interessen vertreten!«
»Susa, Darling. Du begreifst offenbar nicht, dass das die optimale PR für deinen neuen Krimi ist! Ganz unter uns, der ›Basti Daxlberger‹-Hype ist doch ein bisschen abgeflacht, nicht wahr. Die Auflagenzahlen sind bei den