Münchner Gsindl. Martin Arz

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Münchner Gsindl - Martin Arz

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oder bewegte sich der Vorhang am Fenster der kleinen Wohnung ein wenig? Warum auch nicht. Bestimmt vermietet, dachte Becky sich.

      »Hey, du.« Becky schrak zusammen, als ihr an die Schulter getippt wurde. Sie wirbelte herum. Da stand ein hübscher Kerl, groß, breit, sportlich, sexy Lächeln. Verdammt sexy Lächeln! Die Sorte Kerl, die ganz genau weiß, dass und wie sie wirkt.

      »Ja?«, sagte Becky zögernd.

      »Du bist doch die Freundin von Polly, oder?«, fagte er freundlich.

      »Äh, kennen wir uns?«

      »Nein, ich hab dich aber schon ein paar Mal mit ihr zusammen gesehen. Im Gsindl oder bei ’ner Party und so.«

      »Ja«, antwortete Becky gedehnt. »Und du bist?«

      »Mo. Ich wohne hier.«

      »Echt? Wow.«

      »Ja, meine Eltern haben einen Onlineshop für Sextoys und so.«

      Becky lachte auf.

      »Kein Scheiß«, sagte der Bursche. »Ist wahr. Ziemlich erfolgreich, wie du siehst. Sag mal, Polly war heute nicht da?«

      »Ja.« Becky war unsicher, was sie sagen sollte. »Ich habe sie vertreten.«

      »Kannst du ihr was ausrichten?« Mo behielt sein sexy Lächeln bei. Das musste Pollys heimlicher Schwarm gewesen sein. Für Becky gab es keinen Zweifel, denn sie war kurz davor, auch für den Kerl zu schwärmen.

      »Klar.«

      »Ich hab Nachschub.« Mo beugte sich etwas vor und sagte gedämpft: »Die Kräutermischung. Sie weiß schon.«

      »Ah«, entfuhr es Becky. »Die hat sie von dir? War immer verdammt gut.« Heimlicher Schwarm und Dealer.

      »Ich bürge für Qualität.« Mo grinste schief. »Wenn du mal was brauchst?«

      »Verstehe. Gut zu wissen. Gib mir mal deine Nummer.« Nachdem sie die Telefonnummern ausgetauscht hatten, sagte Becky: »Hör mal, Polly wird nicht mehr kommen.« Becky zögerte. »Okay, kurz gesagt, sie ist tot.«

      »Wie bitte?«, rief der junge Mann laut aus. Dann sah er sich erschrocken um. Vögel zwitscherten. »Scheiße. Echt? Wieso das? Verkehrsunfall?«

      »Nein.«

      »Scheiße«, flüsterte er nun. »Aber doch nix wegen Drogen oder so?« Er biss sich auf die Unterlippe.

      »Da kriegt einer Schiss.«

      »Ich stehe für Qualität, Alter. Keinen Scheiß. Ich verkaufe keinen Dreck … Fuck.«

      »Beruhige dich. Keine Drogen. Sie ist ermordet worden.«

      »Ach du Megascheiße!«

      »Mehr weiß ich auch nicht. Wird wohl morgen in der Zeitung ­stehen.«

      »Fuckfuckfuck.«

      7

      »Das hatten wir noch nie«, sagte Doktor Gerda Pettenkofer. »Das Mordwerkzeug.«

      »Nämlich?« Max Pfeffer sah die Rechtsmedizinerin gespannt an. Sie hatten sich zum Running Sushi am Altheimer Eck verabredet. Sowohl von der Rechtsmedizin als auch vom Polizeipräsidium aus gut zu erreichen und nicht allzu teuer.

      »Ihr Haar«, sagte die Medizinerin und tunkte ein Lachs-Sashimi in die Sojasauce. »Man hat sie mit ihrem eigenen Haar erwürgt. Mit ihrem Zopf. Abgeschnitten und dann um den Hals gelegt.«

      »Das ist echt neu.« Pfeffer nickte und nahm sich einen Teller Futo-Maki vom Band. »Die Zeugen haben gesagt, dass Polina, ich zitiere, ›Haare bis zum Arsch‹ hatte.«

      »Ja, die Kollegen haben ihren Zopf im Gebüsch gefunden. Also einen langen geflochtenen Pferdeschwanz.«

      »Hattest du nicht gesagt, dass die Marienklause wohl nicht der eigentliche Tatort war?«

      »Habe ich? Da habe ich mich getäuscht. Sie wurde zumindest nicht an der Stelle, an der du sie gefunden hast, ermordet. Da hat der Täter sie hinarrangiert. Den vermutlich eigentlichen Tatort haben die Kollegen erst später hinter der Klause gefunden. Da waren Blut und entsprechende Spuren.«

      »Kampfspuren?«

      »Eher nicht. Sie muss wohl überraschend angegriffen worden sein. Ich habe eine kleine Beule am Hinterkopf gefunden. Sie muss erst niedergeschlagen worden sein, vermutlich hat sie aber nicht das Bewusstsein verloren. Dann hat der Täter sie am Zopf gepackt und selbigen mit einem Schwung abgeschnitten. Vermutlich mit einem scharfen Messer. Sie wurde mit ihrem eigenen Zopf erwürgt. Die Verletzungen im Genitalbereich hat man ihr erst nach dem Tod zugefügt. Das kann ich mit Sicherheit sagen. Das war … keine Ahnung … ein Wunsch, sein Opfer zu verstümmeln? Ich weiß doch auch nicht, was in diesen kranken Köpfen da draußen vorgeht.«

      »Sie wurde also nicht sexuell missbraucht?«

      »Weißt du, Maxl, ich finde ›missbrauchen‹ immer so ein missverständliches Wort. Missbrauch suggeriert, dass es auch Gebrauch gibt. Als hätte der Täter sie auch gebrauchen können.«

      »Ich weiß, Gerda. Spar dir die Vorträge«, seufzte Pfeffer. »Ich sage das immer. Vor allem bei Kindern. Wenn man Kinder missbrauchen kann, dann kann man sie offenbar auch gebrauchen. Da könnte ich kotzen.« Er flüsterte: »Es sind Kinderficker, keine Kindesmissbraucher.«

      »Ganz ruhig, Grauer«, flüsterte Gerda Pettenkofer. »Bin ja bei dir. Okay, also zurück zu unserer Polina. Sie wurde nicht … es gab keine Penetration mit einem Penis, um es mal so zu formulieren. Weder vor noch nach ihrem Tod. Keinerlei Sperma, keine fremden dna-Spuren im Intimbereich. Auch keine verwertbaren Spuren unter den Fingernägeln. Sie muss wirklich überrascht worden sein. Scheint, als hätte sie den Täter gekannt. Was mich ein wenig stutzig macht, ist, dass die Verletzungen im Unterleib irgendwie … wie soll ich sagen … halbherzig sind. So als hätte jemand versucht, mit einer Stange ein Sexualdelikt vorzutäuschen. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll …«

      »Du meinst, der Täter hat ein sexuelles Motiv inszenieren wollen?«

      »Ja, so in etwa. Es kommt mir zumindest so vor. Die Verletzungen sind nicht wirklich tief, eher ein diffuses Gestochere. Keine nachgespielte harte Penetration. Nichts, was auf eine wie auch immer geartete Leidenschaft, auf einen Fetisch oder so schließen lässt. Ich weiß nicht. Sieht seltsam aus. Jedenfalls haben wir feine Holzsplitter gefunden. Buche. Es wird sich also um einen Holzstab gehandelt haben. Ach, Todeszeitpunkt war wohl tatsächlich nur kurz vor deinem Eintreffen. Ich würde sagen, eine Viertelstunde, zwanzig Minuten vorher.« Während sie redete und aß, schielte sie immer auf das Laufband neben sich. Als Te-Makis vorbeikamen, schnappte sie sich gleich vier Tellerchen. Pfeffer wartete auf neue California-Rolls und spielte mit den Stäbchen herum.

      »Und noch etwas«, fuhr Doktor Pettenkofer fort. »Die Gute hatte sich einiges reingepfiffen. Wir haben in ihren Haaren thc nachgewiesen, sie scheint es also schon länger konsumiert zu haben.«

      »Ich habe bei ihr ein Päckchen Kräutermischung gefunden.«

      »Na, dann passts ja. Kräutermischungen sind synthetische Cannabinoide, die

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